Ruppert: Die Kardiologie bietet eine Vielzahl an Karrierewegen, Themenfeldern und Spezialisierungsmöglichkeiten. Zusatzweiterbildungen können dabei eine wichtige Orientierung geben und den eigenen Weg entscheidend prägen. Wir wollen uns heute darüber unterhalten, wie du deinen eigenen Weg gestaltet hast, welche Erfahrungen du dabei gesammelt hast und welche Tipps du jungen Kardiolog:innen geben kannst. Welche Zusatzweiterbildungen hast du bislang gemacht und zu welchem Zeitpunkt deiner Karriere?
Eckert: Ich habe zunächst 2013 die Facharztausbildung zum Internisten abgeschlossen, damals in Stuttgart am Robert-Bosch-Krankenhaus. Danach bin ich ins CCB nach Frankfurt gewechselt und habe dort 2016 den Facharzt für Kardiologie gemacht. Ein Jahr später, im Jahr 2017, kam dann meine erste Zusatzqualifikation in der kardialen Computertomographie (Kardio-CT) hinzu. Direkt im Jahr darauf, 2018, absolvierte ich die Zusatzqualifikation „Interventionelle Kardiologie” und letztes Jahr, 2024, schließlich noch die Zusatzqualifikation „Herzinsuffizienz”. Insgesamt habe ich somit bisher drei Zusatzqualifikationen erworben.
Ruppert: Zu welchem Zeitpunkt hast du dich für die erste Zusatzweiterbildung entschieden?
Eckert: Das hat sich im Prinzip früh ergeben. Als ich frisch Kardiologe geworden bin, habe ich mich viel mit Kardio-CT beschäftigt, daher war es naheliegend, damit anzufangen. Gleichzeitig haben wir in Frankfurt ein neues CT bekommen. So bin ich dann recht schnell ins Thema „reingerutscht“ und habe durch die vielen praktischen Möglichkeiten vor Ort rasch Erfahrung gesammelt. Die Zusatzweiterbildung selbst war damals noch relativ neu.
Ruppert: Du hast inzwischen drei Zusatzqualifikationen absolviert. Wenn du zurückschaust, welche war dann besonders prägend und wichtig für dich?
Eckert: Das ist tatsächlich schwer zu sagen, denn jede war auf ihre eigene Art wichtig. Die Zusatzqualifikation „kardiale CT” kam ganz am Anfang meiner Zeit als Kardiologe, wie gerade erwähnt. Parallel dazu habe ich interventionell gearbeitet, sodass ich relativ schnell die Voraussetzungen für die Zusatzqualifikation „Interventionelle Kardiologie” erfüllen konnte. Das lief dann strukturiert während der Ausbildung mit. Die Zusatzqualifikation „Herzinsuffizienz” kam erst später während meiner Praxistätigkeit dazu. Da begegnete ich wirklich vielen Patient:innen mit Herzinsuffizienz und das Thema hat mich einfach gepackt. Deshalb wollte ich mein Wissen darin vertiefen. Welche davon mir am meisten gebracht hat, kann ich gar nicht eindeutig sagen. Jede lief parallel zu meinen Interessen und Tätigkeiten und hat auf ihre Weise etwas beigetragen.
Ruppert: Es gab also immer Phasen, in denen du dich besonders für ein bestimmtes Thema interessiert hast. Die Zusatzweiterbildung war dann eine gute Möglichkeit, dein Wissen zu diesem Thema zu vertiefen oder strukturiert neues Wissen zu erwerben. Wenn du nun auf deine Zusatzqualifikationen schaust: Gibt es Bereiche, in denen sie dir heute regelmäßig helfen?
Eckert: Ich komme nach wie vor regelmäßig mit allen dreien in Berührung. Ich mache weiterhin Kardio-CTs, arbeite interventionell und sehe natürlich auch viele Patient:innen mit Herzinsuffizienz. Insofern sind das alles Spezialisierungen, die wirklich täglich in meinem klinischen Alltag vorkommen. Sie helfen mir also definitiv. Genauso wichtig ist es aber, kontinuierlich am Ball zu bleiben. Die Medizin entwickelt sich ständig weiter und man muss sich auch selbst kontinuierlich weiterbilden, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben.
Ruppert: Schauen wir uns nun ein konkretes Beispiel an, zum Beispiel deine neueste Zusatzqualifikation Herzinsuffizienz. Hat sich durch deine Zusatzqualifikation deine Sicht auf dieses komplexe Thema verändert?
Eckert: Ja, schon. Man hat im Alltag nicht immer mit allen Aspekten der Herzinsuffizienz zu tun. Bei uns im CCB in Frankfurt sieht man zum Beispiel im Alltag nur wenige transplantierte Patient:innen und keine Patient:innen mit Assist-Devices. Für mich war es deshalb wirklich hilfreich das Thema im Rahmen der Zusatzweiterbildung nochmal strukturiert und umfassend anzugehen. Vieles kriegt man im Alltag nur punktuell mit – gerade bei der Herzinsuffizienz, wo oft neue medikamentöse und auch interventionelle Entwicklungen über die Industrie an einen herangetragen werden. Die DGK-Kurse waren da eine gute Möglichkeit, das Ganze nochmal neutral, systematisch und sehr vollständig zu vertiefen.
Ruppert: Hast du Tipps, wie junge Kardiologinnen und Kardiologen Zusatzweiterbildungen sinnvoll in die eigene Karriereplanung einbauen können?
Eckert: Das ist natürlich eine sehr relevante Frage, denn am Anfang der Weiterbildung beziehungsweise auf dem Weg zum Facharzt arbeitet man noch sehr generalistisch und möchte vieles gleichzeitig machen. Da steht erstmal die Facharztausbildung im Fokus und die dafür nötigen Kompetenzen müssen erworben werden. Gerade am Anfang hilft es enorm, ehrlich über die eigenen Ziele und Interessen nachzudenken: In welchem Bereich möchte man sich spezialisieren? Was liegt mir? Was begeistert mich? Da können Zusatzqualifikationen sehr sinnvoll sein!
Wenn man schon während der Facharztausbildung eine Idee hat, welche Subspezialisierung zum eigenen Lebensweg passt, dann sollte man sich früh damit auseinandersetzen. Zusatzweiterbildungen bieten auch eine gute Gelegenheit, sich zu vernetzen, beispielsweise über Kurse, Hospitationen oder Vorträge.
Und man sollte sich, wenn möglich, relativ früh damit beschäftigen, ob man langfristig eher in der Klinik bleiben möchte oder später in den ambulanten Bereich gehen will. Dazu sollten dann die gewählten Zusatzqualifikationen passen. Einige Qualifikationen, wie die kardiale CT, können sogar bereits während der Facharztausbildung erworben oder zumindest begonnen werden. Es lohnt sich deshalb, frühzeitig zu prüfen, was in der eigenen Karrierephase und am jeweiligen Standort möglich ist.
Ruppert: Wie wichtig sind Zusatzweiterbildungen deiner Meinung nach für den weiteren persönlichen Karriereweg?
Eckert: Zusatzweiterbildungen sind immer ein Ausdruck von Spezialisierung und Interesse. Ich denke, dass sie heute fast unverzichtbar sind, weil die Kardiologie in vielen Bereichen sehr komplex geworden ist. Mit diesen Qualifikationen kann man nicht nur sein Interesse zeigen, sondern auch bei Bewerbungen punkten und konkrete Kompetenzen vorweisen. Das verbessert definitiv die Karrierechancen.
Auch für die Wissenschaft sind solche Qualifikationen hilfreich: Sei es durch Kontakte oder durch die fachliche Vertiefung selbst. Außerdem bietet die Teilnahme an Fortbildungskursen eine neutrale, strukturierte und breite Weiterbildung.
Ruppert: Du hattest vorhin erwähnt, dass Networking eine große Rolle spielt. War das für dich hilfreich und konntest du dich über die Kurse hinaus mit anderen austauschen?
Eckert: Absolut! Gerade im Rahmen der Spezialisierung habe ich persönlich einige neue Kontakte geknüpft. Zudem war es spannend zu sehen, wie andere arbeiten, und einfach mal ein bisschen über den Tellerrand zu blicken.
Ruppert: Gibt es Zusatzweiterbildungen, die aktuell besonders gefragt sind, beispielsweise in Stellenausschreibungen?
Eckert: Ja, ich denke, dass die bereits erwähnten Weiterbildungen „Interventionelle Kardiologie” und „Spezielle Rhythmologie” sehr gefragte und zentrale Zusatzqualifikationen sein können. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die invasiv interventionell oder elektrophysiologisch arbeiten möchten. Dies sind zwei Bereiche mit großem Wachstumspotenzial, die auch zukünftig von großer Bedeutung sein werden.
Was die Relevanz angeht, halte ich auch die bildgebenden Zusatzqualifikationen, also kardiale CT und MRT, für besonders wichtig. Bildgebende Verfahren sind häufig noch in Kliniken verankert und spielen dort eine große Rolle. Bei uns im CCB nutzen wir das CT und MRT jedoch auch sehr viel ambulant, was sonst noch eher die Ausnahme ist.
Sehr häufig sieht man auch Anforderungen im Bereich Intensivmedizin, gerade weil hier viel Bedarf besteht. Wer später oberärztlich in der Intensivmedizin arbeiten möchte, für den ist diese Zusatzweiterbildung wirklich sinnvoll. Bei der Notfallmedizin ist es etwas anders, also beim klassischen Notarztschein. Da hängt viel davon ab, ob die Klinik einen Notarztstandort hat oder man es zusätzlich machen möchte. Hier ist es noch einmal wichtig, die Unterscheidung zu nennen: Einerseits gibt es die DGK-Zusatzqualifikationen, wie beispielsweise interventionelle Kardiologie, und andererseits die Zusatzweiterbildungen der Landesärztekammern nach der Musterweiterbildungsordnung, zu denen beispielsweise Intensiv- und Notfallmedizin gehören.
Ruppert: Mit welchen Zusatzqualifikationen können junge Kardiolog:innen deiner Erfahrung nach gut einsteigen?
Eckert: Wenn die Möglichkeiten vor Ort bestehen, dann auf jeden Fall mit der Bildgebung, weil man damit schon früh in der Assistenzarztzeit beginnen kann. Aber auch die Herzinsuffizienz-Qualifikation lässt sich gut durch klinische Tätigkeit erwerben. Für die fertigen Fachärzt:innen kommen dann die Rhythmologie und die interventionelle Kardiologie dazu. Aber wahrscheinlich ist eine Bildgebungs-Zusatzqualifikation für Interessierte der ideale Einstieg.
Ruppert: Schonmal vielen Dank für deine Antworten. Kannst du abschließend noch Tipps an junge Kardiologinnen und Kardiologen richten, wenn sie über Zusatzqualifikationen nachdenken?
Eckert: Ich würde empfehlen, sich möglichst früh Gedanken zu machen, wo die eigenen Interessen und Stärken liegen. Ein Blick in die Curricula der DGK lohnt sich sehr – das hilft, sich im breiten Feld der Kardiologie sinnvoll zu orientieren.
Ganz wichtig ist auch die frühzeitige und klare Kommunikation mit den Vorgesetzten. In Personalgesprächen sollte man offen ansprechen, was man anstrebt und was machbar ist. Ohne Unterstützung der Abteilung kann es schwierig werden, weil man für Zusatzqualifikationen oft in Funktionsbereiche rotieren und bestimmte Anforderungen erfüllen muss. Wenn das nicht möglich ist, muss man sich manchmal auch über einen Stellenwechsel Gedanken machen.
Und nicht zuletzt ist die Young DGK eine große Hilfe – sowohl für Weiterbildungen als auch fürs Networking. Man kann dort gut Kontakte knüpfen und die eigenen Interessen weiter ausloten.
Ruppert: Vielen Dank für deine Zeit, die ausführlichen Antworten und die spannenden Einblicke. Besonders interessant war zu hören, wie du deine Zusatzweiterbildungen ausgewählt hast, welche Rolle sie in deinem Alltag spielen und wie sie deinen Weg in der Kardiologie geprägt haben.
Weiterführende Links:
Hier finden Sie das Positionspapier aus der Kommission für Klinische Kardiovaskuläre Medizin der DGK in Kooperation mit der Sektion Young DGK zur kardiologische Weiterbildung mit einer Übersicht ausgewählter Zusatzweiterbildungen und -qualifikationen.
Bildquelle: MVZ CCB Frankfurt und Main-Taunus GbR 2025