Conduction System Pacing mittels His-Bündel-Implantation bei >400 Patienten: Implantationsmethode, Erfolgsrate und Lernkurve

Hintergrund: Conduction System Pacing (CSP) wird zunehmend zur Prophylaxe einer pacing induced cardiomyopathy für alle Patienten empfohlen, bei denen mit der Notwendigkeit gerechnet werden muss, >20% der Ventrikelaktionen zu stimulieren. Dabei sind die schmalsten stimulierten QRS-Komplexe durch His-Bündel-Pacing (HBP) zu erreichen, was jedoch als schwierig betrachtet wird, weshalb in den meisten Implantationszentren eine Linksschenkel-Stimulation bevorzugt wird. Die vorliegende Analyse stellt die Ergebnisse einer über >400 Implantationen optimierten Technik zur HBP-Implantation dar, die Erfolgsrate insgesamt und Parameter, die die Qualität und den Implantationsaufwand über die Zeit ("Lernkurve") charakterisieren.

Patienten und Methoden:
Es wurden alle konsekutiven Patienten eingeschlossen, die in unserer Klinik den Versuch einer HBP-Implantation erhielten. Hierzu wurde ein Pacing-System-Analyzer, mit hochauflösendem Elektrogramm
, jedoch keine elektrophysiologische Anlage benutzt. Es wurden als Zielparameter der Erfolg der Implantation (selektives, nicht-selektives HBP oder erfolgreiches CSP nach Switch zu Linksschenkelstimulation), Sensing und Reizschwelle, das Erzielen eines His-Bündel-Verletzungsstroms (HB-CoI), die Implantations- und die Fluoroskopiedauer ausgewertet. Diese Parameter wurden für das Gesamtkollektiv und für das 1., 2., 3. und 4. Quartil der Patienten analysiert.

Ergebnisse:
 
Bei 421 Patienten (78,3±11 Jahre, 160 Frauen, Indikation zur Schrittmachertherapie AV-Block bei 379 Patienten, linksventrikuläre Ejektionsfraktion 53,5±10,3%; 81 1-, 281 2- und 46 3-Kammer-Schrittmacher, 2 2- und 11 3-Kammer-Defibrillatoren) wurde eine HBP-Implantation versucht. Es konnten 399/421 (94,8%) Implantationen erfolgreich abgeschlossen werden, 180 nicht-selektives HBP (42,8%), 204 selektives HBP (48,5%), 15 LSS (3,6%). Bei 68 Patienten (16,2%) wurde eine ventrikuläre Back-up-Elektrode implantiert. Die mittlere wahrgenommene R-Wellen-Amplitude lag bei 4,5±3,5 mV, die mittlere Reizschwelle bei 1,1±0,6 V/1,0 ms. Ein HB-CoI wurde bei 61% der erfolgreichen HBP-Implantationen erzielt. Die mittlere Implantationsdauer lag bei 92±43 min, die mittlere Durchleuchtungszeit bei 10,0±8,4 min. Die Ergebnisse für die 4 Quartilen des Implantationszeitpunktes sind in der Tabelle zusammengefasst:
Parameter 1. Quartile   2. Quartile  3. Quartile  4. Quartile
Erfolgsrate (%)  89,5  96,2  95,2  99,1
Selektives HBP (%)  47 42  57  60
HB-CoI (%)  64 75  47  58
R-Wellen-Amplitude (mV)  6,7±4,5  4,3±3,5  3,4±1,8  3,5±2,6
Reizschwelle (V/1,0 ms)  1,3±0,95  1,1±0,60  1,1±0,59  1,0±0,50
Operationsdauer (min)  93±45  97±43  93±40  86±43
Fluoroskopiedauer (min)  12±10  10±8  10±7  8±7
Bei der Implantationstechnik waren die Benutzung einer 3D-steuerbaren 9F-Schleuse, Implantation am distalen His-Bündel und (mehrfaches) Nachschrauben bis zum Erzielen eines HB-CoI mit einem Implantationserfolg assoziiert.
Schlussfolgerungen: Innerhalb von ca. 400 Implantationen konnte der Erfolg einer HBP-Implantation im Rahmen der zunehmenden Erfahrung kontinuierlich von 89% bis auf 99% gesteigert werden bei gleichzeitig zunehmend günstigeren Reizschwellen und leichter Abnahme der Operations- und Fluoroskopie-Dauer. Die HBP-Implantation bedarf keiner elektrophysiologischen Anlage, jedoch eines Pacing-System-Analyzers mit hochauflösendem Elektrogramm.