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DGK.Kardiale Bildgebung: Wissenschaftliche Highlights

DGK.Kardiale Bildgebung 2025 | Welche Themen waren auf dem Kongress von besonderem wissenschaftlichen Interesse? Prof. Grigorios Korosoglou (GRN-Klinik Weinheim und Eberbach) und PD Dr. Henrik ten Freyhaus (Uniklinik Köln) berichten über 2 Schwerpunktsitzungen und stellen die Implikationen für die jeweiligen Themengebiete heraus.

Von:

Prof. Grigorios Korosoglou

Rubrikleitung Diagnostik

 

PD Dr. Henrik ten Freyhaus

Uniklinik Köln

 

10.12.2025

 

Bildquelle (Bild oben): frantic00 / Shutterstock.com

Auch dieses Jahr wurde der Kongress DGK.Kardiale Bildgebung mit über 500 Teilnehmenden vor Ort extrem gut besucht. Sowohl auf dem gesamten Kongress als auch in den Workshops herrschte eine tolle interaktive Stimmung und es kam an vielen Stellen zu kontroversen und lebhaften Diskussionen zwischen Referierenden und Teilnehmenden. Folgende Sitzungen möchten wir auf Grund des besonderen wissenschaftlichen Interesses hervorheben:

Schwerpunktsitzung II: Arrhythmogene Mitralklappe/Mitral Annular Disjunction

Die Sitzung widmete sich einer aktuellen Herausforderung der kardiovaskulären Medizin an der Schnittstelle von Bildgebung, Elektrophysiologie und Klappentherapie. Unter Leitung von Prof. Stephan Baldus und Prof. Daniel Steven präsentierten Expertinnen und Experten verschiedene diagnostische und therapeutische Ansätze. Die Echokardiographie wurde von PD Dr. Henrik ten Freyhaus als bevorzugte Methode zur Darstellung der Mitralklappe und ihrer strukturellen Veränderungen vorgestellt. Moderne Verfahren wie Strain und Myocardial Work wurden praxisnah und anhand einer Live-Demonstration bei einer Person mit Mitral Annular Disjunction erläutert. Prof. Jeanette Schulz-Menger zeigte die Möglichkeiten der kardialen MRT zur Gewebecharakterisierung auf, insbesondere zur Identifikation prognostisch relevanter Fibroseareale. Dr. Vanessa Sciacca ergänzte die Perspektive um elektrophysiologische Aspekte und verdeutlichte die komplexen Zusammenhänge zwischen strukturellen Anomalien und Rhythmusstörungen. Das Konsensuspapier der European Heart Rhythm Association1 bietet praxisnahe Empfehlungen für den Umgang mit Patientinnen und Patienten mit arrhythmogener Mitralklappe. 


Die abschließende, kontrovers und lebhaft geführte Podiumsdiskussion unterstrich den hohen Forschungsbedarf und die bestehenden Unsicherheiten, insbesondere hinsichtlich der Einordnung der Mitral Annular Disjunction als eigenständiges Krankheitsbild oder als Merkmal einer fortgeschrittenen myxomatösen Degeneration bei Mitralklappenprolaps.

Fazit

Die arrhythmogene Mitralklappe bleibt ein dynamisches und herausforderndes Forschungsfeld, das weiterhin intensive interdisziplinäre Aufmerksamkeit erfordert.

Schwerpunktsitzung XIII: Risikostratifizierung mit nicht-invasiver Bildgebung und Kosteneffizienz

Die Sitzung beschäftigte sich mit den aktuellen Herausforderungen der kardiovaskulären Bildgebung für die Risikostratifikation von Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen – insbesondere mit chronischem Koronarsyndrom. Unter dem Vorsitz von PD Dr. Mareike Cramer und Prof. Christian Tesche präsentierten Expertinnen und Experten den Stellenwert der verschiedenen Methoden innerhalb der kardialen Bildgebung.

 

Die Stressechokardiographie, inklusive Messungen des myokardialen Strains, wurde von PD Dr. Wolfgang Fehske präsentiert. Die Echokardiographie stellt auf Grund ihrer Praktikabilität und breiten Verfügbarkeit seit vielen Jahrzenten das „working horse“ der kardialen Bildgebung innerhalb der Kardiologie dar. Zudem hat sie gegenüber anderen aufwendigeren Methoden klare Vorteile in Sachen Kosteneffizienz. In Händen von erfahrenen Untersuchenden verfügt sowohl die ergometrische als auch die pharmakologische Stressechokardiographie über eine gute diagnostische Genauigkeit für die Erkennung einer stenosierenden koronaren Herzkrankheit (KHK). Die Sensitivität des Verfahrens kann durch den Einsatz von Linksherzkontrastmitteln weiter gesteigert werden.

 

Prof. Oliver Bruder zeigte die Möglichkeiten der kardialen Vasodilatatoren Stress-MRT zur funktionellen Ischämie- und Vitalitätsdiagnostik. Gemäß der aktuellen ESC-Leitlinie verfügt das Verfahren eine Klasse-I-Indikation zur diagnostischen Klassifikation und Risikostratifikation von Patientinnen und Patienten mit intermediär-hoher Vortestwahrscheinlichkeit (zwischen 15 und 85 %) für eine obstruktive KHK sowie zur Steuerung der koronaren Revaskularisation (ESC-Leitlinie 20242). Leider erfolgt in Deutschland der Einsatz der nicht-invasiven Bildgebung zur KHK-Diagnostik oft nicht leitliniengerecht, was zu unnötiger invasiver Diagnostik ohne nachfolgende koronare Revaskularisation führt.3 Durch den bedarfsorientierten und leitlinien-gerechten Einsatz der Stress-MRT könnten solche unnötigen Eingriffe vermieden werden, was auch die Kosteneffizienz steigern würden. 

 

Prof. Axel Schmermund zeigte zum Schluss noch die Möglichkeiten und Grenzen der kardialen Computertomographie (k-CT) für die Risikostratifikation von Patienten mit KHK. Die k-CT stellt gemäß der aktuellen ESC-Leitlinie ein exzellentes Verfahren zur Risikostratifikation von Patientinnen und Patienten mit niedrig-intermediären Vortestwahrscheinlichkeit zwischen 5 und 15 %.2 Personen, die eine k-CT frühzeitig bekommen, erhalten zu einem höheren Prozentsatz eine präventive Therapie mittels Statine und/oder Thrombozytenaggregationshemmern, was ihre langfristige Prognose nachhaltig verbessert. Durch die Vermeidung von unnötigen diagnostischen Herzkathetern, aber auch von kardialen Endpunkten wie der akute Myokardinfarkt, kann es hierdurch zu deutlichen Ersparnissen für unser Gesundheitssystem kommen.4 Die abschließende, lebhaft und interaktiv geführte Podiumsdiskussion unterstrich den hohen Bedarf an weiteren prospektiven Studien insbesondere in Hinblick auf die Kosteneffizienz der verschiedenen Verfahren. 

Fazit

Die Echokardiographie, die Stress-k-MRT und die k-CT sind kosteneffiziente komplementäre Verfahren, die alle ihren Stellenwert zur Risikostratifikation von Patientinnen und Patienten mit chronischer KHK haben.

Zum Autor

Prof. Grigorios Korosoglou

Prof. Grigorios Korosoglou ist als Chefarzt der Abteilung für Kardiologie und Angiologie der GRN-Klinik Weinheim und Eberbach tätig. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen die Kardiale MRT- und CT-Bildgebung und interventionelle Kardiologie sowie periphere Gefäßeingriffe. 

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Zum Autor

PD Dr. Henrik ten Freyhaus

PD Dr. Henrik ten Freyhaus ist Oberarzt in der Klinik III für Innere Medizin – Allgemeine und interventionelle Kardiologie, Elektrophysiologie, Angiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin der Uniklinik Köln. Sein Schwerpunkt ist die kardiovaskuläre Bildgebung.

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Referenzen

  1. Sabbag A et al. EHRA expert consensus statement on arrhythmic mitral valve prolapse and mitral annular disjunction complex in collaboration with the ESC Council on valvular heart disease and the European Association of Cardiovascular Imaging endorsed cby the Heart Rhythm Society, by the Asia Pacific Heart Rhythm Society, and by the Latin American Heart Rhythm Society. Europace. 2022 Dec 9;24(12):1981-2003. doi: 10.1093/europace/euac125.
  2. Vrints C et al; ESC Scientific Document Group. 2024 ESC Guidelines for the management of chronic coronary syndromes. Eur Heart J. 2024 Sep 29;45(36):3415-3537. doi: 10.1093/eurheartj/ehae177. Erratum in: Eur Heart J. 2025 Apr 22;46(16):1565. doi: 10.1093/eurheartj/ehaf079.
  3. Wein B et al. Guideline adherence in the use of coronary angiography in patients presenting at the emergency department without myocardial infarction - Results from the German ENLIGHT-KHK project. Int J Cardiol Heart Vasc. 2023 Oct 20;49:101281. doi: 10.1016/j.ijcha.2023.101281.
  4. Williams MC et al; SCOT-HEART Investigators. Coronary CT angiography-guided management of patients with stable chest pain: 10-year outcomes from the SCOT-HEART randomised controlled trial in Scotland. Lancet. 2025 Jan 25;405(10475):329-337. doi: 10.1016/S0140-6736(24)02679-5.

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