Der Einfluss der Außentemperatur und anderer klimatischer Parameter auf die kardiovaskuläre Mortalität und Morbidität war bereits Gegenstand zahlreicher Untersuchungen.2,3 Die Ergebnisse sind jedoch sehr heterogen, vor allem wenn der Einfluss auf kardiale Arrhythmien betrachtet wird. Allerdings ist klar, dass einerseits im Lichte des Klimawandels in der Zukunft höhere Außentemperaturen, insbesondere in einem urbanen Umfeld, zu erwarten sind, andererseits aber auch mehr Patientinnen und Patienten unter Vorhofflimmern leiden werden, was nicht zuletzt dem demographischen Wandel zuzuschreiben ist.
In der Studie wurden retrospektiv patientenbezogene klinische, laborchemische und demographische Daten sowie klimatische Faktoren am Tag der Akutzuweisung wegen Vorhofflimmerns in das Universitätsklinikum Augsburg aus den Jahren 2018 bis 2023 analysiert. In die Auswertung wurde als kardialer Läsionsmarker das hochsensitive Troponin (hsTrI) einbezogen, darüber hinaus als Herzinsuffizienzmarker das NTproBNP. Eine vorbekannte Herzinsuffizienz wurde jeweils als Komorbidität erfasst. Zusätzlich wurde die Maximaltemperatur am Wohnort am jeweiligen Tag der Zuweisung einer Datenbank des Deutschen Wetterdienstes entnommen. In die Analyse wurden insgesamt 1.800 Patientinnen und Patienten eingeschlossen, von denen ca. in 350 Fällen Troponin-Werte und in ca. 600 Fällen NTproBNP-Werte vorlagen.
Patientinnen und Patienten mit einer vorbekannten Herzinsuffizienz (HI) wiesen grundsätzlich höhere kardiale Läsionsmarker auf (hsTrI 34,5±58,1 pg/ml vs. 72,5±128,4 pg/ml; p<0,001), wenn sie wegen Vorhofflimmerns akut das Krankenhaus aufsuchten. Wenn am Tag der Zuweisung die Außentemperatur über 15 °C lag, konnte bei Patientinnen und Patienten mit HI ein signifikant höheres Troponin gemessen werden, im Vergleich zu Tagen, an denen die Temperatur unter 15 °C lag. (50,8±80,3 pg/ml vs. 103,3±172,5 pg/ml; p=0,040), bei Patientinnen und Patienten ohne eine Herzinsuffizienz konnte für den kardialen Läsionsmarker kein relevanter Temperaturunterschied gefunden werden (32,6±45,2 pg/ml vs. 37,2±72,5 pg/ml; p=0,26). Zu erwarten waren höhere NTproBNP-Werte bei Personen mit HI gegenüber Personen ohne HI, jedoch waren NTproBNP-Werte bei Personen mit HI auch temperaturabhängig (15 °C) erhöht (5577,3±7208,8 pg/ml vs. 8501,8±10550,6 pg/ml; p=0,016), dagegen war bei Personen ohne HI kein Temperaturunterschied nachweisbar (1525,4±1732,5 pg/ml vs. 1473,3±1674,1 pg/ml; p=0,379).
Es handelt sich um eine retrospektive Betrachtung, die Daten wurden aus dem Krankenhausinformationssystem entnommen. Auch wenn diese Daten manuell überprüft wurden, ergibt sich eine mögliche Unschärfe, insbesondere in den anamnestischen Angaben. Die Anzahl an Patientinnen und Patienten, für die alle Laborwerte vorlagen, war naturgemäß ebenfalls begrenzt.
Die Daten zeigen, dass die Kombination aus erhöhter Außentemperatur und neu aufgetretenem Vorhofflimmern insbesondere bei herzinsuffizienten Patientinnen und Patienten eine messbar erhöhte kardiale Belastung und Schädigung bewirkt. Der Klimawandel und der demographische Wandel werden wahrscheinlich dazu führen, dass solche Patientinnen und Patienten häufiger zu versorgen sein werden. Erhöhte Werte sowohl für Troponin als auch für NTproBNP haben einen negativen Einfluss auf die Prognose.4 Daher deuten die Daten der Studie darauf hin, dass in der Zukunft in dieser Patientengruppe mit erhöhter Morbidität und Mortalität zu rechnen sein dürfte.