TANDEM ist eine randomisierte, doppelblinde Studie (NCT06005597). Eingeschlossen wurden Personen mit bestehendem oder hohem Risiko für atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen (ASCVD) oder mit heterozygoter familiärer Hypercholesterinämie, bei denen die LDL-Cholesterin-Konzentrationen trotz maximal verträglicher lipidsenkender Therapie (ohne Ezetimib) über 1,8 mmol/l (70 mg/dl) lagen.
Die Teilnehmenden wurden im Verhältnis 1:1:1:1 randomisiert einer der folgenden Gruppen zugewiesen: Obicetrapib 10 mg plus Ezetimib 10 mg als Fixdosis-Kombination (FDC), Obicetrapib 10 mg Monotherapie, Ezetimib 10 mg Monotherapie oder Placebo. Die Behandlung erfolgte einmal täglich über 84 Tage. Die Endpunkte in der ITT-Population waren die prozentuale Veränderung des LDL-Cholesterins in der FDC-Gruppe im Vergleich zu Placebo, Ezetimib-Monotherapie und Obicetrapib-Monotherapie sowie die Placebo-adjustierte Veränderung unter Obicetrapib-Monotherapie.
Zwischen März und Juli 2024 wurden 407 Teilnehmende randomisiert. Das mediane Alter betrug 68 Jahre. 43 % waren Frauen. Die durchschnittliche LDL-C-Serumkonzentration zu Studienbeginn betrug 2,4 mmol/L in der Placebo-Gruppe (n=102), 2,5 mmol/l in der Ezetimib-Gruppe (n=101), 2,6 mmol/l in der Obicetrapib-Gruppe (n=102) und 2,5 mmol/l in der FDC-Gruppe (n=102).
Am Tag 84 betrug die prozentuale Senkung des LDL-Cholesterins in der FDC-Gruppe -48,6 % (95%KI [-58,3;-38,9] vs. Placebo, -27,9 % (-37,5;-18,4) vs. Ezetimib, -16,8 % (-26,4;-7,1) vs. Obicetrapib. Die Obicetrapib-Monotherapie senkte das LDL-Cholesterin um 31,9 % (22,1; 41,6) vs. Placebo.
Die Häufigkeit unerwünschter Ereignisse unterschied sich nicht signifikant zwischen den Gruppen. Auch die Rate schwerwiegender unerwünschter Ereignisse war über alle Gruppen hinweg vergleichbar: FDC (3/102 [3 %]), Obicetrapib (6/102 [6 %]), Ezetimib (7/101 [7 %] ) und Placebo (4/102 [4 %]).
Die Kombinationstherapie mit Obicetrapib und Ezetimib senkte das LDL-Cholesterin um etwa die Hälfte zusätzlich zu potenten Statinen und anderen Lipidsenkern. Die Ergebnisse sind konsistent mit der zeitgleich veröffentlichten BROADWAY-Studie und den Daten des Phase-2-Programms. Insgesamt zeigte sich in den bisher bekannten Daten aus dem Studienprogramm mit Obicetrapib kein Signal für unerwünschte Effekte. Die Kombi-Tablette aus Obicetrapib und Ezetimib hat daher das Potenzial, eine verträgliche und hochwirksame orale Therapieoption für Patientinnen und Patienten mit Hypercholesterinämie darzustellen.
Entscheidend für die endgültige Bewertung der klinischen Wirksamkeit ist die kardiovaskuläre Endpunkt-Studie PREVAIL, welche bereits vollständig rekrutiert ist. Insgesamt entwickelt sich das Armamentarium der Lipidsenker weiter in Richtung von potenten und synergistischen Kombinationstherapien, ähnlich zu den unterschiedlichen Möglichkeiten der Kombinationstherapie zur Blutdruck-Senkung. Es besteht daher die begründete Hoffnung, durch individualisierte Therapien das Lipid-bezogene Risiko immer besser reduzieren zu können.