Das Volumen von Gesamt-Plaque, kalzifiziertem und nicht-kalzifiziertem Plaque wurde im Rahmen der Studie mittels serieller Kardio-CT (CCTA) quantifiziert. Anschließend wurde die relative Differenz der Plaque-Volumina zwischen der Ausgangsuntersuchung und der Folgeuntersuchung nach einer medianen Dauer von 824,5 Tagen berechnet. Die Intensität der lipidsenkenden Behandlung wurde auf Basis der aktuellen Leitlinienempfehlungen als niedrig, moderat oder hoch eingestuft.
Das Durchschnittsalter der 216 teilnehmenden Patientinnen und Patienten betrug 63,1 ± 9,7 Jahre (26,4 % weiblich). 89 Teilnehmende (41,2 %) erhielten keine oder niedrig dosierte Lipidsenker, 80 Personen (37,0 %) moderat dosierte und 47 Teilnehmende (21,8 %) hoch dosierte lipidsenkende Medikamente.
Im Vergleich zur Therapie ohne Lipidsenker oder mit niedriger Intensität wurde das Fortschreiten von Gesamt- und nicht-kalzifizierter Plaque bei moderat und hoch dosierter Behandlung abgeschwächt. Nur bei Behandlung mit hoch dosierten Statinen oder PCSK9-Inhibitoren wurde die Progression aufgehalten (p < 0,001). Dabei gelten nicht-kalzifizierte Plaques durch eine mögliche Ruptur als potenzielle Auslöser für das akute Koronarsyndrom.
Der verminderte Anstieg nicht-kalzifizierter Plaque war statistisch mit der LDL-Cholesterinsenkung verbunden (p < 0,001), während die Zunahme der kalzifizierten Plaque-Masse und des Agatston-Scores unabhängig von der lipidsenkenden Behandlung war, was jedoch statistisch nicht signifikant war. Die Intensität der lipidsenkenden Therapie sagte die Abschwächung des Fortschreitens der nicht-kalzifizierten Plaque in Abhängigkeit von der Dauer zwischen den beiden CCTA-Scans zuverlässig voraus, unabhängig von Alter und kardiovaskulären Risikofaktoren (HR = 3,83, 95%-KI = 1,81–8,05, p < 0,001).
Limitationen der Studie sind die relativ geringe Anzahl an Studienteilnehmenden und die relativ kurze Beobachtungszeit von etwas mehr als 2 Jahren.
Das retrospektive LOCATE-Register liefert eine wichtige Bestätigung für die Möglichkeit einer therapeutischen Beeinflussung der Pathophysiologie der Atherosklerose. In Zusammenschau mit Studien der intrakoronaren Bildgebung (z. B. HUYGENS, PACMAN-AMI)2,3 zeigt LOCATE, dass eine intensive Lipidsenkung drei klinische Effekte auf die Atherosklerose hat: Erstens wird die Entstehung von neuen Plaques verhindert. Zweitens wird das Fortschreiten von bestehenden Plaques gestoppt. Und drittens kommt es zu einer Veränderung der Plaque-Zusammensetzung.
Durch De-Lipidierung wird die Wahrscheinlichkeit einer Plaque-Ruptur vermindert. Dies ist ein entscheidender Mechanismus zur Reduktion von Herzinfarkten und anderen akuten vaskulären Symptomen. LOCATE bestätigt, dass diese Plaque-Stabilisierung abhängig vom Ausmaß und der Dauer der Lipid-Senkung ist. Bei einer optimalen Lipid-Senkung über einen längeren Zeitraum kommt es sogar zu einer Regression des Plaque-Volumens. Studien wie FOURIER-OLE zeigen, dass sich die Verzögerung einer intensiven LDL-Cholesterin-Senkung bei Patientinnen und Patienten mit hohem Risiko nach wenigen Jahren in eine höhere kardiovaskuläre Mortalität übersetzt.4
Neben den pathophysiologischen Informationen unterstreicht LOCATE zwei wichtige klinische Beobachtungen: Erstens führt die Dokumentation von Plaques in einer vaskulären Bildgebung zu einer intensiveren Therapie durch Ärztinnen und Ärzte, und zweitens verbessert die Ansicht eines eigenen Plaques auf einem Bild nachweislich die Medikamenten-Einahmetreue der betroffenen Patientinnen und Patienten.5,6
Zusammengefasst unterstreicht LOCATE die Chancen einer rechtzeitigen Erkennung und Behandlung der Atherosklerose und damit die Bemühungen der Nationalen Herz-Kreislauf-Strategie der DGK.