Während die Kardiologie für onkologische Patientinnen und Patienten vor allem Strategien zur Prävention von Chemotherapie-bedingter Kardiotoxizität kennt, ist für Personen in palliativer Versorgung mit metastasiertem Krebs und HF-ähnlicher Symptomatik kaum Evidenz verfügbar. Viele Medikamente werden in dieser Phase abgesetzt. „Gerade für diese Patientinnen und Patienten wollten wir prüfen, ob Herzinsuffizienztherapie sinnvoll sein kann“, so Anker.
Die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie rekrutierte Betroffene mit metastasierten soliden Tumoren und Lebenserwartung von 1–6 Monaten an fünf deutschen Zentren. Alle wiesen zwei kardiovaskuläre Risikofaktoren (z. B. NT-proBNP ≥ 600 pg/ml, erhöhte Herzfrequenz) und funktionelle Einschränkungen auf.
Das Therapieschema umfasste Sacubitril/Valsartan, Empagliflozin, Ivabradin und intravenöses Eisen, individuell angepasst.
Primärer Endpunkt: Hierarchische Kombination aus (1) Tagen mit Selbstwaschfähigkeit, (2) Gehfähigkeit über 4 m und (3) Patient Global Assessment (PGA) nach 30 Tagen.
Nach 30 Tagen zeigte sich kein signifikanter Unterschied im primären Endpunkt (Win-Ratio 0,95; 95 %-KI 0,57–1,58; p=0,83).
Doch bei Überlebenden traten klare Verbesserungen auf:
- NT-proBNP sank um mehr als ein Drittel
- LVEF stieg leicht an
- PGA zeigte signifikant bessere Werte (OR 0,22; p=0,016)
Die Therapie war insgesamt gut verträglich; schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten nicht häufiger als unter Placebo auf.
„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass wir die richtigen Patientinnen und Patienten finden müssen – jene, die noch genügend Zeit haben, von der Therapie zu profitieren“, resümierte Anker. Ein Überleben von mindestens 30 Tagen scheint Voraussetzung für messbare Verbesserungen von Lebensqualität und kardialer Funktion.
EMPATICC ist eine der ersten randomisierten, placebokontrollierten Studien in einer Palliativpopulation und zeigt, dass kardiologische Studien selbst in diesem Setting machbar sind. Sie liefert Hypothesen für ein Umdenken:
- Individualisierte HF-Therapie kann auch in palliativer Versorgung sinnvoll sein.
- Interdisziplinarität zwischen Onkologie, Palliativmedizin und Kardiologie wird gestärkt.
- Prognosemodelle zur besseren Patientenselektion sind dringend notwendig.
EMPATICC öffnet eine neue Perspektive: Während der primäre Endpunkt nicht erreicht wurde, weisen Biomarker- und Lebensqualitätsdaten bei Überlebenden auf einen relevanten Nutzen hin. Die Studie fordert dazu auf, das „therapeutische Niemandsland“ am Lebensende neu zu denken.
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