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Studien kompakt

Kurz und knapp informiert: Dieses Mal geht es um Antikoagulation mit dem Faktor-XIa-Hemmer Milvexian, globale Leitlinien der WHO zum Einsatz von GLP-1-Agonisten bei Adipositas, Speckgeruch während der Schwangerschaft, Betablocker beim Takotsubo-Syndrom, Stents statt Endarteriektomie bei asymptomatischer Karotisstenose, Bedeutung milder paravalvulärer Lecks nach TAVI und erhöhtes Atherosklerose-Risiko bei Frauen mit Uterus-Myom.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

10.12.2025

Bildquelle (Bild oben): niratsn2510 / Shutterstock.com

Milvexian: Abbruch der Phase-3-Studie LIBREXIA-ACS

In der Phase-3-Studie LIBREXIA-ACS wurde der neue Faktor-XIa-Hemmer Milvexian vs. Placebo als Add-On zur DAPT-Standardtherapie nach PCI bei 16.000 Personen mit akutem Koronarsyndrom (ACS) untersucht.1 Wie der Hersteller bekanntgab, wurde die Studie jetzt vorzeitig abgebrochen, da der primäre Endpunkt (MACE) laut einer geplanten Interimsanalyse nicht erreicht werden kann. Es wurden jedoch keine neuen Sicherheitsbedenken identifiziert, so dass die Studien LIBREXIA-AF und LIBREXIA-STROKE weiterlaufen – die Ergebnisse werden im nächsten Jahr erwartet.2

Adipositas: Globale Guidelines der WHO zu GLP-1-Therapien

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals Empfehlungen für die Behandlung von Adipositas mit GLP-1-Agonisten veröffentlicht. Weltweit nimmt Adipositas zu: Ohne drastische Gegenmaßnahmen wird sich die Zahl der Menschen mit Adipositas bis 2030 verdoppeln. Allein im Jahr 2024 gingen 3,7 Millionen Todesfälle auf das Konto von Übergewicht. GLP-1-Therapien stellen die erste wirksame Behandlungsoption für Betroffene dar, wobei Medikamente allein das Problem allerdings nicht lösen werden. Die WHO fordert daher eine umfassende Strategie gegen Adipositas, die auf drei Säulen basiert: Prävention, Frühinterventionen und fairer Zugang zu GLP-1-Agonisten.3

Bleibende Eindrücke: Speckgeruch in der Schwangerschaft

Allein der Geruch von fetthaltigen Lebensmitteln, wie z. B. Speck, erhöhte das Risiko für Adipositas und Insulinresistenz bei Nachkommen von schwangeren Mäusen, die gesund ernährt wurden. Die Mütter selbst veränderten ihren Stoffwechsel nicht, bei den Nachkommen aber hatte der Speck-Geruch nicht nur Einfluss auf den Stoffwechsel, sondern auch auf das Gehirn: Das dopaminerge System reagierte stärker auf fettreiche Nahrung – ähnlich wie von Mäusen mit Übergewicht. Diese Forschungsarbeit zeigt, dass sensorische Reize während der fetalen Entwicklung einen maßgeblichen Einfluss auf das spätere Leben haben können.4

TriNetX-Register: Betablocker senken Mortalität bei TTS

In einer retrospektiven Analyse wurden 54.855 Personen mit Takotsubo-Syndrom (TTS) aus der TriNetX-Datenbank identifiziert, darunter 39.108 Personen mit Betablocker- und 15.747 Personen ohne Betablocker-Therapie. Personen der Betablocker-Gruppe waren älter und hatten mehr Komorbiditäten. Laut gematchter Analyse (jeweils 14.268 Personen) reduzierte die Betablocker-Therapie die Gesamtmortalität um jeweils 33 %, 22 % und 19 % nach 1 Jahr, 3 Jahren und 5 Jahren.5

CREST-2: Stents statt Endarteriektomie bei asymptomatischer Karotisstenose

Die optimale Strategie bei asymptomatischer Karotisstenose wurde in 2 Studien untersucht: Die Stent-Studie mit 1.245 Personen ergab, dass zusätzliche Stents gegenüber der alleinigen medikamentösen Therapie zu weniger primären Endpunkt-Ereignissen führten (Schlaganfall oder Tod innerhalb von 4 Jahren). Dagegen war für die zusätzliche Endarteriektomie kein positiver Effekt im Vergleich zur alleinigen medikamentösen Therapie in einer weiteren Studie mit 1.240 Personen nachweisbar.6

OCEAN-TAVI: Milde Lecks nach TAVI mit ungünstiger Prognose assoziiert

Laut der OCEAN-TAVI-Studie mit insgesamt 5.068 Personen nach TAVI, die zu 32 % milde paravalvuläre Lecks (PVR) und zu 68 % minimale oder gar keine PVR aufwiesen, waren milde PVR über das Follow-up von bis zu 9 Jahren (median 4 Jahre) mit einem signifikant höheren Risiko jeweils für bioprothetisches Klappenversagen (BVF) und Gesamtmortalität verbunden. Insbesondere für Balloon-expandierende TAVI, nicht-transfemoralem Zugang sowie bei eingeschränkter Nierenfunktion war das BVF-Risiko erhöht. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer optimalen Klappenimplantation und sprechen für ein sorgfältiges Monitoring von Personen mit milder PVR nach TAVI.7

Kohortenstudie: Erhöhtes Atherosklerose-Risiko für Frauen mit Uterus-Myom

In eine große retrospektive Analyse aus den USA gingen Daten von 450.177 Frauen mit Myom und 2.250.885 Frauen ohne Myom ein (Durchschnittsalter 41 Jahre). Die gematchte Analyse ergab, dass das Risiko für ASCVD-Ereignisse (KHK, Schlaganfall oder pAVK) bei Frauen mit Myom jeweils um Faktor 2,5 und 1,8 nach 1 Jahr bzw. 10 Jahren erhöht war. Die Ergebnisse waren unabhängig von Ethnie und Alter. Inflammatorische Zytokine, die von Myomen produziert werden, tragen vermutlich zur Atherosklerose-Progression bei. Laut den Autorinnen und Autoren sollten Frauen-spezifische Risikofaktoren berücksichtigt werden, wie z. B. Präeklampsie, Polyzystisches Ovarsyndrom (PCO) oder Myome, um eine genauere Risikovorhersage zu ermöglichen.8

Referenzen

  1. https://news.bms.com/news/details/2025/Update-on-Phase-3-Librexia-ACS-Trial/default.aspx
  2. https://clinicaltrials.gov/study/NCT05754957
  3. Celletti F et al. World Health Organization Guideline on the Use and Indications of Glucagon-Like Peptide-1 Therapies for the Treatment of Obesity in Adults. JAMA. 2025 Dec 1. doi: 10.1001/jama.2025.24288. Epub ahead of print. PMID: 41324410.
  4. Casanueva Reimon L et al. Fat sensory cues in early life program central response to food and obesity. Nat Metab. 2025 Dec 1. doi: 10.1038/s42255-025-01405-8. Epub ahead of print. PMID: 41326798.
  5. Jain H et al. Impact of Beta Blockers on Long-Term Mortality in Takotsubo Syndrome: A Real-World Analysis of the TriNetX Global Collaborative Network Database. Eur Heart J Acute Cardiovasc Care. 2025 Nov 18:zuaf154. doi: 10.1093/ehjacc/zuaf154. Epub ahead of print. PMID: 41252264.
  6. Brott TG et al. Medical Management and Revascularization for Asymptomatic Carotid Stenosis. N Engl J Med. 2025 Nov 21. doi: 10.1056/NEJMoa2508800. Epub ahead of print. PMID: 41269206.
  7. Watanabe Y et al. Long-Term Impact of Mild Paravalvular Regurgitation After Transcatheter Aortic Valve Replacement: The OCEAN-TAVI Registry. JACC Cardiovasc Interv. 2025 Oct 19:S1936-8798(25)02343-X.
  8. DiTosto JD et al. Association Between Uterine Fibroids and Risk of Atherosclerotic Cardiovascular Disease. J Am Heart Assoc. 2025

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