„Besser früh abladieren?“

Von:

Prof. Dr. David Duncker

Medizinische Hochschule Hannover
Klinik für Kardiologie und Angiologie
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover

August 2025

 

Bildquelle (Bild oben): A to Z – stock.adobe.com

Papervorstellung

Die optimale Zeitspanne zwischen Diagnose und Katheterablation (Diagnosis-to-Ablation Time, DAT) bei Vorhofflimmern war bislang unklar. In einer großen Meta-analyse werteten Karakasis et al. 28 Studien mit 41 431 Patient:innen (Follow-up Median 24 Monate) aus. Verglichen wurden frühe Ablationen (DAT ≤ 1 Jahr) mit späten Ablationen (> 1 Jahr). Eine frühe Ablation reduzierte hier das Risiko für Vorhofflimmerrezidive um 35 % (HR 0,65, 95 % CI 0,59–0,73). Der Effekt war sowohl bei paroxysmaler als auch bei persistierendem VHF konsistent (HR 0,72 bzw. 0,70). Darüber hinaus kam es zu weniger Reablationen (RR 0,70), weniger neuen Kardioversionen (RR 0,60) und weniger kardiovaskulären Hospitalisationen (RR 0,74).

Diskussion

Eine frühe rhythmuskontrollierende Therapie wird bereits durch mehrere Studien unterstützt. Die aktuellen ESC-Leitlinien zum Vorhofflimmern geben eine Klasse-I-Indikation für die Katheterablation von Vorhofflimmern zur Reduktion von Symptomen, Rezidiven und der Progression von Vorhofflimmern. Die Daten dieser Metaanalyse unterstützen ein „Window of Opportunity“ für die frühe Katheterablation im ersten Jahr nach Vorhofflimmerdiagnose. Pathophysiologisch spricht einiges dafür: AF treibt binnen kurzer Zeit elektrische und strukturelle Remodeling-Prozesse voran, die die Arrhythmie perpetuieren und die Erfolgsrate späterer Interventionen senken. Besonders ausgeprägt war der Benefit bei Patient:innen ≤ 55 Jahre (HR 0,49), was auf eine noch begrenzte und günstigere Substratlast schließen lässt. Limitationen der Analyse sind das Beobachtungs-Design der meisten Studien, heterogene Ablationstechniken und fehlende Daten zur Ablation mittels pulsed field ablation. Dennoch liefert die Arbeit ein starkes Argument für eine rasche rhythmologische Anbindung bei Patienten mit Erstdiagnose Vorhofflimmern und relativiert die bisherige Zurückhaltung gegenüber einer frühen first-line Ablation bei Vorhofflimmern.

Zusammenfassung

Eine Katheterablation, die innerhalb des ersten Jahres nach der Diagnose durchgeführt wird, verringert das Risiko für Rezidive von Vorhofflimmern um rund 35 %. Dieser Vorteil zeigt sich gleichermaßen bei paroxysmalem wie bei persistierendem Vorhofflimmern, ist jedoch am ausgeprägtesten bei Patient:innen bis 55 Jahre. Zusätzlich werden Wiederablationen, erneute Kardioversionen und kardiovaskuläre Krankenhausaufnahmen deutlich reduziert. Insgesamt stützt diese Evidenz eine proaktive Ablationsstrategie im ersten Jahr nach Diagnosestellung.

Abbildung 1

Referenzen:

  1. Karakasis P, Tzeis S, Pamporis K et al. Impact of catheter ablation timing according to duration of atrial fibrillation history on arrhythmia recurrences and clinical outcomes: a meta-analysis. Europace. 2025 Jun 3;27(6):euaf110. DOI: 10.1093/europace/euaf110. PMID: 40435338; PMCID: PMC12205478.

Zum Autor

Prof. David Ducker

Prof. David Duncker ist Leiter des Hannover Herzrhythmus Centrums an der Klinik für Kardiologie und Angiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Seine fachlichen Zusatzqualifikationen (DGK) erwarb er in den Bereichen Spezielle Rhythmologie und Herzinsuffizienz. Er ist Nukleus-Mitglied der Arbeitsgruppe AG Elektrophysiologie und Rhythmologie (AGEP) und Vorstandsmitglied der European Heart Rhythm Association sowie Chair des EHRA Digital and mHealth Committees. 


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