https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y
1Universitätsklinikum Heidelberg Klinik für Innere Med. III, Kardiologie, Angiologie u. Pneumologie Heidelberg, Deutschland; 2Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg Biostatistik Heidelberg, Deutschland; 3Universitätsklinikum Heidelberg Heidelberg, Deutschland; 4Kardiovaskuläres Zentrum Darmstadt Darmstadt, Deutschland
Die Transthyretin-Amyloid-Kardiomyopathie (ATTR-CM) ist eine seltene Erkrankung, die durch die extrazelluläre Ablagerung von fehlgefaltetem Transthyretin im Myokard gekennzeichnet ist und zu einer progredienten Herzinsuffizienz führt. Seit 2020 ist in Europa der Transthyretin-Tetramer-Stabilisator Tafamidis als erste kausale Therapie der ATTR-CM zugelassen, nachdem in der ATTR-ACT-Studie1 eine signifikante Reduktion der Häufigkeit von Hospitalisierungen sowie ein Überlebensvorteil gezeigt werden konnten. In dieser monozentrischen prospektiven Studie wurden Effizienz und Sicherheit der Therapie im klinischen Alltag untersucht, darüber hinaus erfolgte ein Vergleich mit einer historischen Kohorte ohne Tafamidis-Therapie.
Patienten und Methoden
Seit 2020 wurden insgesamt 510 Patienten (479 ATTRwt, 31 ATTRv) mit der Erstdiagnose einer ATTR-CM nach Initiierung einer Therapie mit Tafamidis in die Studie eingeschlossen und halbjährlich untersucht (Anamnese, EKG, Labor, Echokardiographie), die Abfrage nach Hospitalisierungen und möglicher Nebenwirkungen der Therapie erfolgte monatlich telefonisch. In Anlehnung an die ATTR-ACT Studie erfolgte zudem ein Vergleich im Hinblick auf Überleben und Anzahl der Hospitalisierungen mit einer Gruppe von ATTR-CM Patienten ohne spezifische Therapie mit Tafamidis. Hierzu erfolgte ein Propensity Score Matching (PSM) mit einer historischen Kohorte von 489 ATTR-CM Patienten, die zwischen 2000 und 2020, also vor der Zulassung von Tafamidis, diagnostiziert wurden mit anschließender Win-Ratio-Analyse der kombinierten Endpunkte „Tod“ und „Anzahl der kardialen Dekompensationen“.
Ergebnisse
Patienten mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens 12 Monaten wurden in die Analyse ein geschlossen, insgesamt 338 Patienten (75±8 Jahre, NYHA I: 8%, NYHA II: 58%, NYHA III: 35%). Die mittlere Beobachtungsdauer betrug 36±19 Monate, 53 Patienten verstarben (14%). Nebenwirkungen (Übelkeit) wurden von 3 Patienten (0,9 %) berichtet. Die Win Ratio Analyse zeigte nach PSM für die Einflussgrößen Geschlecht, Alter, Genotyp und Krankheitsstadium einen signifikanten Vorteil in Bezug auf den kombinierten Endpunkt Überleben/Anzahl der Dekompensationen für die Gruppe der ATTR-CM Patienten unter Tafamidis Therapie (Win-Ratio 2,24, p<0,0001).
Schlussfolgerung
Das in der Zulassungsstudie beschriebene Sicherheitsprofil von Tafamidis 61 mg konnte auch im klinischen Einsatz bestätigt werden, im Vergleich mit einer historischen Kohorte zeigte sich in der Win Ratio Analyse zudem ein signifikanter Benefit in Bezug auf den kombinierten Endpunkt Überleben/Anzahl der Dekompensationen. Weitere Langzeit-Beobachtungen sind notwendig, um Unterschiede in Bezug auf das Therapie-Ansprechen zu untersuchen.
Literatur
1: Maurer MS, Sultan MB, Rapezzi C. Tafamidis for Transthyretin Amyloid Cardiomyopathy. N Engl J Med. 2019 Jan 10;380(2):196-197