Inflammatorische Kardiomyopathien, insbesondere Myokarditiden, stellen eine häufige Ursache für den plötzlichen Herztod bei jungen Erwachsenen dar. Die frühzeitige Diagnose und Behandlung der Herzmuskelentzündung sind entscheidend, um Herzschäden und lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden. Allerdings bleiben Kardiomyopathien häufig unerkannt und das Monitoring des Therapieerfolgs ist eine Herausforderung.
Anhand von MRT-Untersuchungen wurde bereits beobachtet, dass eine Myokarditis trotz normalisierter kardialer und inflammatorischer Biomarker nicht selten voranschreiten kann.2 Daher besteht ein dringender Bedarf für eine einfache und zuverlässige Methode, um das Ansprechen und den Verlauf der Therapie von Herzmuskelentzündungen zu überwachen.
Die Magnetokardiographie (MKG) ist ein fast 20 Jahre altes Verfahren zur Messung der Magnetfelder, die durch Ionenströme im Herzen entstehen. Bisher spielte diese Methode kaum eine Rolle. Vor kurzem wurde jedoch in einer retrospektiven Studie und in einem Fallbericht festgestellt, dass sich die MKG prinzipiell als Myokarditis-Screening-Tool eignen könnte.3,4
In der MagMa-Studie wurde die Genauigkeit der MKG gegenüber bildgebenden Verfahren (kardiale MRT und PET-CT) und/oder endomyokardialer Biopsie untersucht.
In die prospektive MagMa-Studie wurden 110 Patientinnen und Patienten mit Brustschmerz nach Ausschluss einer obstruktiven KHK und 220 gesunde Personen eingeschlossen (gematcht nach Alter und Geschlecht). Das mediane Alter betrug 43 Jahre und der Frauenanteil 32 % in beiden Gruppen.
Für das MKG-Verfahren wurde eine hohe Genauigkeit mit folgenden Kennzahlen bestimmt:
Negativer prädiktiver Wert (NPV) 93 % (95%KI [84%;98%])
Positiver prädiktiver Wert (PPV) 94 % (95%KI [84%;98%])
Sensitivität 94 % (95%KI [85%;99%])
Spezifität 98 % (95%KI [96%;100%])
In 3 Fällen war das MKG-Verfahren sogar genauer als die MRT-Bildgebung: Im Gegensatz zur MRT wurden mittels MKG Herzmuskelentzündungen detektiert, die nachfolgend durch Biopsien bestätigt wurden. Außerdem wies das MKG-Verfahren eine hohe Reproduzierbarkeit auf.
Limitationen der Studie waren das monozentrische Design und die selektierte Patientenpopulation (ANOCA-Patientinnen und -Patienten).
Die Magnetokardiographie ist ein vielversprechendes Screening-Tool für die Diagnose und das Monitoring der Myokarditis. Mit einer kurzen Messdauer (1 Minute) und Auswertungsdauer (5 Minuten) könnten bis zu 96 Personen pro Tag mit einem Gerät gescreent werden. Eine weitere multizentrische Studie ist zukünftig notwendig, um die Eignung der Magnetokardiographie als zuverlässiges Myokarditis-Screening-Tool zu bestätigen.
Die MagMa-Studie hat die Magnetokardiographie untersucht und gute Übereinstimmungen mit der Biopsie-basierten Diagnose einer Myokarditis gezeigt. Allerdings ist die Methode nicht breit verfügbar und es handelt sich um eine monozentrische Studie an hochselektierten Patientinnen und Patienten, sodass aktuell die klinische Bedeutung zurückhaltend bewertet werden muss. Multizentrische kontrollierte Studien sollten folgen. Außerdem gibt es bislang nahezu keine evidenzbasierte Therapie der Myokarditis; zumindest bei schwereren Formen mit reduzierter linksventrikulärer Funktion wird die Endomyokardbiopsie mit Nachweis/Ausschluss von Inflammation bzw. Nachweis/Ausschluss von aktiver Virusinfektion nötig sein, um pathophysiologisch begründete Therapien weiter zu untersuchen.