Was sind Anlass und Ziel der Publikation?
Bei Patientinnen und Patienten mit implantierten Devices wie Herzschrittmachern, ICDs, CRT-Systemen oder Ereignisrekordern werden häufig kurze Episoden von Vorhofflimmern aufgezeichnet. Diese Episoden, die auch als Device-detektiertes Vorhofflimmern (DDAF) bezeichnet werden, werden von den Betroffenen meist nicht bemerkt. Registerstudien konnten bei ihnen ein erhöhtes Risiko für systemische Thrombembolien nachweisen. Ein Vorhofflimmern war bei diesen Patientinnen und Patienten vorher noch nicht bekannt. Werden diese Episoden von Device-detektiertem Vorhofflimmern bei den Abfragen entdeckt, stellt sich die Frage, ob dies genauso zu werten ist, wie klinisches Vorhofflimmern und ob eine Therapie, insbesondere eine Antikoagulation, indiziert ist. In den letzten zwei Jahren wurden zwei große randomisierte Studien (NOAH AFNET 6 und ARTESIA) publiziert, die diese Fragestellung untersuchten. Das Positionspapier gibt eine Expertenempfehlung unter Berücksichtigung der aktuellen Datenlage.
Was sind die wichtigsten Take-Home Messages?
- Patientinnen und Patienten mit Device-detektiertem Vorhofflimmern (DDAF) haben eine geringe Vorhofflimmerlast und ein niedriges Schlaganfallrisiko von ca. 1 % pro Jahr.
- Eine therapeutische Antikoagulation mit einem NOAK (Edoxaban oder Apixaban) kann das Auftreten von Schlaganfällen um 32 % reduzieren, dies geht mit einer Erhöhung von schweren Blutungen um 62 % einher
- Die Indikationsstellung zur Antikoagulation bleibt eine individuelle Abwägung
- Untergruppen, die am ehesten profitieren sind Personen mit:
a. Schlaganfall in der Vorgeschichte
b. vaskulären Erkrankungen (definiert als stattgehabter Schlaganfall, bekannte koronare oder periphere Gefäßerkrankung)
5. Untergruppen, die nicht von einer Antikoagulation profitieren sind Personen mit:
a. Keiner vaskulären Erkrankung
b. CHA2DS2-VASc-Score <4
Was sind Herausforderungen bei der Umsetzung und mögliche Lösungen?
Die beiden genannten großen randomisierten Studien sind enorm hilfreich bei der klinischen Einschätzung von Device-detektiertem Vorhofflimmern, es bleibt aber immer noch eine Patienten-individuelle Entscheidung, ob eine therapeutische Antikoagulation verordnet wird.
Welche Punkte sind offengeblieben?
- Ab welcher Vorhofflimmerlast ist eine therapeutische Antikoagulation sinnvoll? Wann eine Rhythmuskontrolle?
- Bisher liegen nur randomisierte kontrollierte Studien zu Edoxaban und Apixaban bei DDAF vor.
- Es fehlen bisher quantifizierbare Risikomarker für das Auftreten von ischämischen Schlaganfällen bei DDAF.
- Welche Bedeutung haben Biomarker, eine chronischen Niereninsuffizienz oder morphologischer Parameter (z. B. Größe des linken Vorhofs)?
- Welche Rolle spielen KI-basierte Algorithmen in der Risikostratifikation bei DDAF?
- Wie ist Vorhofflimmern zu werten, das in „Wearables“ (Smartwatch, etc.) detektiert wird? Interventionsstudien hierzu fehlen.
Ausblick: Welche Entwicklungen zum Thema zeichnen sich ab?
Eine standardisierte Erfassung der Vorhofflimmerlast (AF Burden) und die Korrelation mit klinischen Ereignissen ist aktuell von großem Interesse. Dies wird von enormer Wichtigkeit bei der Therapieentscheidung sein.
DGK-Positionspapier zum Umgang mit Device-detektiertem Vorhofflimmern (DDAF)
Literaturnachweis:
Tönnis, T., Birkemeyer, R., Duncker, D. et al.
DGK-Positionspapier zum Umgang mit Device-detektiertem Vorhofflimmern (DDAF). Kardiologie (2025)
https://doi.org/10.1007/s12181-025-00750-y