Was sind Anlass und Ziel der Publikation?
Das praktische Kompendium der Europäischen Herzrhythmus-Assoziation (EHRA) zum Gebrauch von Antiarrhythmika (AADs) bietet Ratschläge zu diesen Medikamenten, wobei der Schwerpunkt auf ihrem klinischen Einsatz und der globalen Auswirkung von Herzrhythmusstörungen liegt. Dieses Dokument soll praktischen Anweisungen für Klinikerinnen und Klinikern im Management von Arrhythmien dienen.
Was sind die wichtigsten Take-Home Messages?
- Die Pharmakologie von Antiarrhythmika sollte gekannt und bedacht werden.
- Die Initiierung von Antiarrhythmika erfordert zum Teil ein Telemetrie-Monitoring oder EKG-Kontrollen.
- Proarrhythmogene Wirkungen sind je nach antiarrhythmischer Substanz im Sinusrhythmus oder während einer Tachykardie/Bradykardie deutlich verschieden.
- Begleiterkrankungen und Kontraindikationen von antiarryhthmischen Substanzen müssen streng beachtet werden.
- Amiodaron-induzierte Hyperthyreosen sollten in AT1 und AT2 unterschieden werden, denn die Therapie inklusive Absetzen von Amiodaron variiert.
Abb.: Anwendung und Wirkung von Antiarrhythmika. (Quelle: Merino et al. 2025)
Was sind Herausforderungen bei der Umsetzung und mögliche Lösungen?
Neuere Untersuchungen zeigen, dass weltweit die Kenntnis zum Einsatz von Antiarrhythmika abnimmt. Überdosierungen, Unterdosierungen, Anwendung von Substanzen bei Patientinnen und Patienten mit Kontraindikationen sind keine Einzelfälle mehr. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die EHRA ein aktuelles Kompendium erstellt hat, das sämtliche Wirkungen von Antiarrhythmika nach dem neusten Stand der Wissenschaft systematisch erläutert. Hierbei sind die Anwendungen im praktischen Kontext beschrieben, wie zum Beispiel die Notwendigkeit der stationären Therapieeinleitung bei bestimmten Patientengruppen oder auch speziellen Substanzen.
Welche Punkte sind offengeblieben?
Angesichts der nachlassenden Aufmerksamkeit für Antiarrhythmika aufgrund des Auftretens alternativer Therapien wie zum Beispiel die Katheterablation müssen dringlich die möglichen Interaktionen von pharmakologischen mit nicht-pharmakologischen Therapien systematisch evaluiert werden. Dies scheint auch deshalb wichtig, da in neueren Ablationsregistern gezeigt werden konnte, dass fast 50 % aller Patientinnen und Patienten nach Katheterablation auch weiterhin mit einzelnen antiarrhythmischen Substanzen behandelt werden.
Ausblick: Welche Entwicklungen zum Thema zeichnen sich ab?
Es gibt einige experimentelle therapeutische Ansätze zur pharmakologischen Therapie von Arrhythmien. Hierzu zählen neue Antagonisten von L-Typ-Kalziumkanälen oder HDAC6 oder auch inhalatives Flecainid. Ansätze zur spezifischen antifibrotischen Therapie im Vorhofmyokard oder Vorhofamyloid-reduzierenden Therapie sind sicher ebenfalls spannende Entwicklungen.
Clinical consensus statement: Practical compendium of antiarrhythmic drugs
Merino JL, Tamargo J, Blomström-Lundqvist C, et al. Practical compendium of antiarrhythmic drugs: a clinical consensus statement of the European Heart Rhythm Association of the European Society of Cardiology. Europace. 2025;27(8):euaf076. doi:10.1093/europace/euaf076