Digitale Informationsangebote in Form von Websites und Online-Plattformen basieren oft auf Erfahrungsberichten anderer Betroffener oder auf ungeprüften Quellen und bergen somit das Risiko von Fehlinformationen für Patientinnen und Patienten.1,2 Ziel der Studie war es, eine digitale Lernplattform auf Grundlage verifizierter Quellen von Fachgesellschaften zu entwickeln und die Inhalte mithilfe eines LLMs zu generieren. Anschließend wurde die Machbarkeit einer solchen digitalen Patientenweiterbildung im Rahmen einer prospektiven Studie evaluiert.
Im Rahmen der Studie erfolgte zunächst eine strukturierte Literaturrecherche, in der relevante und von kardiologischen Fachgesellschaften verifizierte Quellen systematisch gesammelt wurden. Zudem wurden verschiedene LLMs hinsichtlich ihrer textgenerativen Qualität und ihrer technischen Leistungsbreite verglichen, um das für das Projekt am besten geeignete Sprachmodell zu identifizieren. Die gesammelten Quellen wurden dann in das Sprachmodell integriert und Lerninhalte auf dieser Basis generiert. Mithilfe dieser Daten erfolgte im Anschluss die Entwicklung der digitalen Lernplattform. Die Machbarkeit dieser Lernplattform wurde anschließend in einer vierwöchigen Studie mit 25 Teilnehmenden getestet. Zur Evaluation wurden das individuelle digitale Nutzungsverhalten der einzelnen Patientinnen und Patienten sowie die standardisierten Fragebögen Mobile Application Rating Scale (uMARS) und System Usability Scale (SUS) herangezogen.
Als für das Projekt am besten geeignetes Modell wurde ChatGPT (ChatGPT, GPT-4o, OpenAI, San Francisco, USA) identifiziert. Trotz systematischer Vorauswahl traten während des gesamten Prozesses der inhaltlichen Generierung durch das Sprachmodell wiederholt Halluzinationen auf, sodass eine kontinuierliche fachliche Kontrolle und Überarbeitung der Inhalte erforderlich war. Im Rahmen der Studie verbrachten die 25 Teilnehmenden (88 % männlich, durchschnittliches Alter 66,7 ± 15,7 Jahre) im Mittel 97,9 ± 52,0 Minuten auf der Plattform. 68 % aller Patientinnen und Patienten bearbeiteten jedes Modul vollständig, jedoch variierte das Nutzungsverhalten zwischen den Teilnehmenden teils stark. Die uMARS-Bewertungen fielen in allen Kategorien in einen guten bis sehr guten Bereich mit Mittelwerten von über 3 bzw. 4 von maximal 5 möglichen Punkten. Der SUS erreichte mit 81 von maximal 100 möglichen Punkten eine in der Literatur als exzellent wahrgenommene Benutzerfreundlichkeit.
Die strukturierte Entwicklung einer digitalen Lernplattform mit LLM-unterstützter Inhaltserstellung ist grundsätzlich gut umsetzbar. Fachliche Kontrolle ist jedoch unerlässlich, um halluzinationsbedingte Ungenauigkeiten des Sprachmodells auszuschließen und inhaltliche Qualität zu garantieren. Die Schulung von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz und ICD mithilfe einer Lernplattform erweist sich als realisierbarer Ansatz, wenngleich die beobachteten Unterschiede in der Nutzungsadhärenz der Teilnehmenden die Notwendigkeit einer sorgfältigen Zielgruppenauswahl verdeutlicht.