Bisheriger Stand der Forschung: Die Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) wird durch metabolische Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus und Adipositas begünstigt und lässt sich mit den etablierten medikamentösen Herzinsuffizienz-Therapien nur unzureichend adressieren. Die in den letzten Jahren publizierten Studien STEP-HFpEF3 und SUMMIT4 zeigen, dass die beiden GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid und Tirzapetid einen potenziell neuen Therapieansatz bei der kardiometabolisch bedingten HFpEF darstellen könnten. Der Wirknachweis von beiden Substanzen beruht bislang jedoch nur auf relativ kleinen Studienkollektiven mit einer geringen Anzahl klinischer Ereignisse.
Nachgewiesen werden sollte die Wirksamkeit und Sicherheit von Semaglutid und Tirzepatid bei Personen mit HFpEF und kardiometabolischem Risiko in der Routineversorgung. Auf Basis nationaler US-Krankenkassendaten aus den Jahren 2018 bis 2024 wurden 5 Kohortenstudien mit 58.333 Patienten zusammengestellt. 2 Kohortenstudien emulierten die STEP-HFpEF-DM- (Semaglutid) und SUMMIT- (Tirzepatid) Studienpopulationen als Benchmark. In 2 weiteren Kohortenstudien wurden die Einschlusskriterien erweitert, um Behandlungseffekte in weniger restriktiver Weise auch unter Alltagsbedingungen in größeren Populationen abzubilden. Alle Daten wurden mit einer Therapie mit Sitagliptin verglichen. Zusätzlich erfolgte ein direkter Vergleich von Tirzepatid und Semaglutid. Die Nachbeobachtung erstreckte sich über bis zu 52 Wochen. Primärer Endpunkt war ein zusammengesetzter Endpunkt aus Herzinsuffizienz-bedingter Hospitalisierung und Gesamtmortalität.
In dieser Real-World-Kohorte war eine Therapie mit Semaglutid (HR 0,58; 95%KI [0,51; 0,65]) oder Tirzepatid (HR 0,42; 95%KI [0,31; 0,57]) mit einem deutlich reduzierten Risiko für den primären Endpunkt im Vergleich zu einer Therapie mit Sitagliptin assoziiert. Im direkten Vergleich zeigte Tirzepatid gegenüber Semaglutid keinen signifikanten Zusatznutzen (HR 0,86; 95%KI [0,70–1,06]) im Hinblick auf den primären Endpunkt.
Bedingt durch deren Design weist die aktuelle Beobachtungsstudie mehrere konzeptionelle Limitationen auf, darunter das Fehlen einer Randomisierung in die Behandlungsgruppen, fehlende Informationen über die Therapie-Adhärenz und eine nicht-standardisierte Erfassung von Symptomen und funktionellen Parametern, aus denen die Endpunkte errechnet wurden.
Fehlende, spezifische Behandlungsoptionen für die kardiometabolische HFpEF stellen weiterhin eine relevante Versorgungslücke im kardiologischen Alltag dar. Die 3 bisher publizierten randomisierten Studien STEP-HFpEF, STEP-HFpEF-DM und SUMMIT haben Semaglutid und Tirzepatid zu potenziellen Hoffnungsträgerin avancieren lassen. Trotz positiver Effekte auf Surrogatparameter und explorative Mortalitätsendpunkte sollte jedoch weiterhin gelten: Erst der definitive Nachweis einer Reduktion „harter“ klinischer Endpunkte dürfte vollends überzeugen und beide Wirkstoffe auf eine Stufe mit etablierten Herzinsuffizienztherapien stellen. Hieran ändert die aktuelle Studie wenig. Sie bietet jedoch viel Hoffnung, dass in entsprechenden prospektiven, randomisierten Studien durchaus mit potenten, protektiven Effekten zu rechnen sein dürfte.
“While tirzepatide has demonstrated greater benefits than semaglutide in other indications, in this study, only modest differences were observed for hospitalization for heart failure and mortality, which supports the use of either agent as an effective option.”
(Krüger et al. 2025)
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