Der kardiogene Schock ist weiterhin die häufigste Todesursache mit hoher Mortalität (bis zu 50 %) bei Patientinnen und Patienten mit akutem Myokardinfarkt (AMI). Die DAPT-SHOCK-AMI-Studie ist die erste randomisierte Studie zur Bewertung von Thrombozytenaggregationshemmern (zerkleinerte Ticagrelor-Tabletten vs. intravenöses Cangrelor) bei Personen, die mit AMI und kardiogenem Schock ins Krankenhaus eingeliefert werden und sich einer perkutanen Koronarintervention (PCI) unterziehen mussten. Die Studie wurde in Polen, Frankreich, Deutschland, Österreich, Slowakei und Tschechien durchgeführt.
Die vorstellende Erstautorin Prof. Motovska betont: „Große randomisierte Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit von Thrombozytenaggregationshemmern haben bisher keine Patientinnen und Patienten mit kardiogenem Schock eingeschlossen. Derzeit werden zerstoßene Ticagrelor-Tabletten oral verabreicht. Der parenteral direkt wirkende, reversible P2Y12-Hemmer Cangrelor kann Probleme beheben, die während eines kardiogenen Schocks auftreten, einschließlich schlechter Resorption und beeinträchtigtem Leberstoffwechsel.“
Geplant waren 550 Patientinnen und Patienten, randomisiert wurden sogar 605 Patientinnen und Patienten. Keine Patientin und kein Patient wurde im Follow-up verloren. Das Alter der Teilnehmenden war im Durchschnitt 65 Jahre. 77 % waren männlich, einen STEMI hatten 88 %, beatmet wurden 61 %, reanimiert wurden über die Hälfte der Patientinnen und Patienten.
Im Vergleich zu zerkleinertem Ticagrelor sorgte Cangrelor für eine sofortige und wirksame Thrombozytenhemmung (Primärer Labor-Endpunkt). Allerdings erwies sich im klinischen primären Endpunkt Cangrelor nach 30 Tagen nicht als statistisch nicht unterlegen gegenüber Ticagrelor im Hinblick auf den kombinierten klinischen Endpunkt aus Gesamttod, Myokardinfarkt oder Schlaganfall (37,6 % vs. 41 %; p=0,13 für Nicht-Unterlegenheit).
Erfreulicherweise kam es allerdings unter Cangrelor im Sicherheitsendpunkt nicht zu größeren Blutungen (6,4 % vs. 5,2 %) und in weiteren wichtigen Effektivitätsendpunkten zu niedrigeren Sterblichkeitsraten, Myokardinfarkt bei Patientinnen und Patienten mit AMI und kardiogenem Schock und im Vergleich zu Ticagrelor keinerlei Stentthrombosen. Auch nach 365 Tagen war Cangrelor in den Effektivitätsendpunkten von Vorteil.
Interessanterweise war Cangrelor dem Ticagrelor auch funktionell deutlich überlegen (TIMI III Fluss) und auch in der Echokardiographie sowie der Lebensqualität und zusätzlich ebenfalls im Kosten-Nutzen-Verhältnis besser.
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