Die Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) ist ein etabliertes Verfahren für die Behandlung von Personen mit hochgradiger Aortenklappenstenose. Allerdings gibt es bisher kaum Daten zu geschlechtsspezifischen Unterschieden von Outcomes vor und nach der TAVI-Intervention.
In der vorliegenden Sekundäranalyse der randomisierten, durch das DGK-Zentrum für kardiologische Versorgungsforschung (DGK-ZfKV) geförderten Studie TAVI-COMIC wurde untersucht, wie sich klinische und patientenzentrierte Endpunkte (u. a. Patient-Reported-Outcomes, PROs) zwischen Männern und Frauen nach TAVI unterscheiden.1
In die TAVI-COMIC-Studie wurden 299 Patientinnen und Patienten eingeschlossen, die sich in 2 Zentren der Charité Berlin (Campus Charité Mitte und Campus Virchow Klinikum) im Zeitraum von 2020–2022 einer TAVI unterzogen hatten.2 Die Teilnehmenden erhielten vor der TAVI-Intervention randomisiert entweder ein Standard-Einwilligungsverfahren (Kontrollgruppe) oder zusätzlich eine Broschüre mit medizinischen Comics. Während die Original-Studie die Effekte der Comics auf Angst und Verständnis untersuchte, standen in der Sekundäranalyse die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Fokus.
Als primäre Endpunkte der Sekundäranalyse wurden die Unterschiede zwischen Männern und Frauen erfasst, die sowohl Patientencharakteristika und PROs (Angst, Zufriedenheit und Verständnis) vor der TAVI als auch postprozedurale Parameter innerhalb von 90 Tagen nach der TAVI umfassten (Komplikationen, Krankenhausaufenthaltsdauer und PROs).
Von insgesamt 299 eingeschlossenen Patientinnen und Patienten (mittleres Alter 81±7 Jahre und mittlerer BMI 26 kg/m2) waren 161 (53,8 %) Männer und 138 (46,2 %) Frauen. Männer hatten häufiger eine höhere Bildung mit Hochschulabschluss (34,2 % vs. 13,0 %, p<0,001) und lebten eher in einer festen Beziehung gegenüber Frauen (73,3 % vs. 29,7 % p<0,001). Frauen hatten vor der TAVI signifikant mehr Angst (42 vs. 39 Punkte des State-Trait Anxiety Inventory Scores, p<0,001).
Die Rate an postprozeduralen Komplikationen war bei beiden Geschlechtern vergleichbar, wobei Frauen eine numerisch höhere Inzidenz von Blutungen (14/138 vs. 11/161) und Männer von relevanten Leitungsstörungen hatten (25/161 vs. 19/138) – jedoch ohne statistische Signifikanz. Der generelle Gesundheitsstatus nach dem TAVI-Eingriff war ebenfalls vergleichbar (83,3 % der Männer und 77,4 % der Frauen hatten einen exzellenten Gesundheitsstatus). Allerdings waren Frauen länger im Krankenhaus (8 vs. 7 Tage) und hatten eher Probleme mit Alltagsaktivitäten wie Gehen (41,7 % vs. 29,8 %) und Einkaufen (41,7 % vs. 27,2 %). Außerdem litten Frauen vermehrt unter Hilflosigkeit (35,7 % vs. 10,5 %) und Depressionen (45,2 % vs. 25,4 %) und wurden nach der Entlassung häufiger in einer Pflegeeinrichtung untergebracht (11,6 % vs. 3,7 %).
Die Sekundäranalyse der TAVI-COMIC-Studie ergab mehrere signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede von Personen mit einer TAVI-Intervention: Frauen waren weniger gebildet, lebten eher als Single und hatten mehr Angst vor dem Eingriff als Männer. Nach der TAVI hatten Frauen häufiger Alltagsprobleme und Depressionen und wurden eher in einer Pflegeeinrichtung untergebracht.
Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit von geschlechtsspezifischen personalisierten Strategien, um den unterschiedlichen Bedürfnissen von Männern und Frauen gerecht zu werden und die Outcomes nach TAVI zu verbessern.
Die TAVI-COMIC-Studie bringt neue, wichtige Erkenntnisse zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden nach einer Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) ans Licht. Sie zeigt, dass Männer häufiger relevante Leitungsstörungen wie hochgradige AV-Blockierungen zu erwarten haben, während Frauen, trotz geringerer Komplikationen, subjektiv über eine niedrigere Lebensqualität berichten. Diese Diskrepanz zwischen den objektiven Ergebnissen und den patientenberichteten Outcomes (PROs) hebt hervor, wie wichtig ein individuelles und geschlechtersensibles Management ist. Zudem wird deutlich, wie entscheidend psychosoziale Faktoren für die Wahrnehmung des Therapieerfolgs sind, wenn man soziodemografische Merkmale einbezieht. Insgesamt unterstreicht die TAVI-COMIC-Studie die Notwendigkeit, klinische und subjektive Parameter gemeinsam zu betrachten – für eine umfassendere Versorgung von TAVI-Patientinnen und -Patienten.
Zur Übersichtsseite Women in Cardiology