Für die Detektion von Vorhofflimmern nach unklaren zerebrovaskulären Ereignissen scheint es unerheblich zu sein, ob es sich dabei um einen Schlaganfall oder eine TIA handelt: In beiden Fällen ist die Detektionsrate relativ hoch und kaum unterschiedlich. Dafür sprechen Ergebnisse einer neuen Analyse von Daten aus dem SPIDER-AF-Register, die Dr. Franz Goss aus München beim ESC-Kongress in Paris vorgestellt hat.
SPIDER-AF ist ein in 34 kardiologischen Praxen in Deutschland angesiedeltes und vom Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK Service GmbH, München) durchgeführtes Projekt, an dem 500 Patienten mit Schlaganfall (72,6%) oder TIA (27,4%) beteiligt sind. Bei allen Patienten sprach die zerebrale MRT- oder CT-Bildgebung für ein typisches thromboembolisches Entstehungsmuster.
Die Teilnehmer, die alle zu Beginn Sinusrhythmus aufwiesen, sind zur kontinuierlichen Rhythmusüberwachung mit einem implantierbaren Loop-Recorder (ILR, Reveal LinQ) versorgt worden, der unregelmäßige Herzaktionen automatisch aufzeichnete und die Daten an den behandelnden Kardiologen übermittelte. Die Follow-up-Dauer betrug 12 Monate. In dieser Zeit sahen die beteiligten Kardiologen die Patienten alle drei Monate in ihrer Praxis.
Bei insgesamt 134 der 500 Studienteilnehmer (26,8%) wurde im Verlauf von 12 Monaten nach ILR-Implantation ein neu entdecktes Vorhofflimmern diagnostiziert. Mit 29,4% (TIA-Subgruppe) und 25,6% (Schlaganfall-Subgruppe) lagen die Detektionsraten nicht weit auseinander.
Unter den Patienten mit detektiertem Vorhofflimmern bildeten diejenigen die größte Gruppe, bei denen im Überwachungszeitraum ein bis zwei Arrhythmie-Episoden (> 30 Sekunden) dokumentiert wurden (48% in der TIA- und 55% in der Schlaganfall-Subgruppe). Der Anteil der Patienten, bei denen die Dauer der längsten detektierten Vorhofflimmern-Episode zwischen 0,5 und 5 Minuten betrug, war mit 40% in beiden Subgruppen gleich.
In den meisten Fällen (61%) lag der Zeitpunkt der Entdeckung von Vorhofflimmern in den ersten sechs Monaten nach ILR-Implantation. Der Anteil der Patienten mit später detektierter Arrhythmie war in der TIA-Subgruppe höher als in der Schlaganfall-Subgruppe, berichtete Goss. Diabetes mellitus (in der Schlaganfall-Subgruppe) sowie das Alter (in beiden Subgruppen) waren nach seinen Angaben die entscheidenden Risikofaktoren für das Auftreten von Vorhofflimmern.
Nach Einschätzung von Goss sprechen diese Ergebnisse dafür, dass eine ILR-Implantation nicht nur nach unklarem Schlaganfall, sondern auch nach TIA zum Aufspüren von unbekanntem Vorhofflimmern in Betracht gezogen werden sollte.
Goss F.: Equally high detection rates of atrial fibrillation in patients after a TIA and stroke by systematic ECG monitoring with an implanted device: SPIDER-AF study. Vorgestellt beim Kongress der European Society of Cardiology (ESC) 2019, 31.08. – 04.09. 2019, Paris