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Plötzlicher Herztod bei jungen Menschen

Jedes Jahr sterben viele junge Menschen am plötzlichen Herztod. Neben anderen Ursachen können genetisch bedingte Herzerkrankungen einer der häufigsten Auslöser sein. Daher sollte auf verschiedene Warnsignale geachtet werden und auch Familienangehörige sollten sich gegebenenfalls untersuchen lassen, empfiehlt die Deutsche Herzstiftung.

Von Sven Stein

 

04.10.2023 (aktualisiert: 21.11.2025)


Bildquelle (Bild oben): iStock / IURII KRASILNIKOV

Warum auch junge Menschen betroffen sind

Mehr als 65.000 Menschen sterben jedes Jahr an einem plötzlichen Herztod. Nicht nur Ältere sind betroffen – auch junge Erwachsene und Sportlerinnen und Sportler unter 40 Jahren.

 

„Viele dieser Todesfälle ließen sich vermeiden, wenn Betroffene über ihr Risiko Bescheid wüssten und ärztlich betreut würden“, erklärt Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.


Bei einer erblichen Vorbelastung gilt dies auch für Familienangehörige. „Leider wissen viele betroffene Familien nicht, dass sie sich selbst untersuchen lassen sollten. Dieses Wissensdefizit kann fatale Folgen haben“, sagt Prof. Dr. Silke Kauferstein, Leiterin des Zentrums für plötzlichen Herztod und Kardiogenetik am Universitätsklinikum Frankfurt am Main.

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Prof. Dr. Thomas Voigtländer

Prof. Dr. Thomas Voigtländer ist Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien Krankenhauses und Mitglied im Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) in Frankfurt am Main.

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Prof. Dr. Silke Kauferstein

Prof. Dr. Silke Kauferstein ist Leiterin des Zentrums für plötzlichen Herztod und Kardiogenetik am Universitätsklinikum Frankfurt am Main.

Prof. Silke Kauferstein

Das Wichtigste in Kürze

  • Jährlich sterben rund 65.000 Menschen am plötzlichen Herztod – auch viele unter 40 Jahren.
  • Genetische Herzerkrankungen können eine häufige Ursache bei jungen Betroffenen sein.
  • Warnsignale wie Ohnmacht, Krampfanfälle oder ungeklärte Todesfälle in der Familie sollten ernst genommen werden.
  • Familienuntersuchungen können Leben retten, da genetische Risiken vererbbar sind.
  • Viele Erkrankungen sind behandelbar, wenn sie rechtzeitig erkannt werden.

Warnsignale für den plötzlichen Herztod

Jedes Jahr sterben zwischen 1.000 und 2.000 Menschen unter 40 Jahren am plötzlichen Herztod. Im Vorfeld können verschiedene Warnsignale auftreten, die aber oft nicht ernst genug genommen werden. Dabei sollte insbesondere auf folgende Anzeichen geachtet werden:

 

  • Ohnmacht (Synkopen), besonders bei Stress, Lärm oder körperlicher Belastung
  • Krampfanfälle ohne eindeutigen neurologischen Befund
  • Plötzliche Todesfälle in der Familie in jungen Jahren
  • Unerklärter Tod im Wasser oder während des Sports
  • Unerklärter Autounfall (auch bei bekannter Epilepsie)
  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder Schrittmacherpflichtigkeit vor dem 50. Lebensjahr

 

„Wer beispielsweise ohne erkennbaren Grund in Ohnmacht fällt – etwa beim Gehen oder Einkaufen – sollte das unbedingt ärztlich abklären lassen“, sagt Prof. Kauferstein.

Genetisch bedingte Herzerkrankungen als mögliche Ursache

Zu den wichtigsten Auslösern für den plötzlichen Herztod bei jungen Menschen zählen:

 

  • Angeborene Herzfehler
  • Veränderungen der Herzkranzgefäße (Koronaranomalien),
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
  • Genetisch bedingte Herzerkrankungen, die Struktur oder Elektrik des
    Herzens verändern

 

Gerade die genetischen Herzerkrankungen werden oft nicht erkannt – selbst bei einer Obduktion. Deshalb rät die Deutsche Herzstiftung dringend zu Untersuchungen bei Angehörigen ersten Grades, wenn es in der Familie bereits Fälle gab.


„Diese Erbkrankheiten gehen häufig mit einem 50-prozentigen Risiko für Verwandte ersten Grades einher“, sagt Prof. Kauferstein. Würde das Risiko früh erkannt, können Medikamente oder Vorsichtsmaßnahmen Leben retten.

Fazit

Der plötzliche Herztod betrifft nicht nur Ältere – auch junge Menschen können gefährdet sein, besonders bei genetischer Vorbelastung. Wer Warnsignale wie Ohnmacht, Herzrasen oder ungeklärte Todesfälle in der Familie bemerkt, sollte dies unbedingt ärztlich abklären lassen. Frühzeitige Diagnostik kann Leben retten – für sich selbst und die Familie.

FAQ – Häufige Fragen zum plötzlichen Herztod bei jungen Menschen

Ja. Auch junge, scheinbar gesunde Menschen können vom plötzlichen Herztod betroffen sein. Häufig liegt eine genetisch bedingte Herzerkrankung vor, die zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen kann. Eine frühzeitige Diagnostik kann Leben retten.

Typische Warnzeichen sind Ohnmachtsanfälle (Synkopen), Herzrasen, Atemnot oder Krampfanfälle ohne erkennbare Ursache. Auch plötzliche Todesfälle in der Familie können auf eine erbliche Herzerkrankung hinweisen.

Kardiologinnen und Kardiologen können durch ein Elektrokardiogramm (EKG), Ultraschalluntersuchung (Echokardiografie) und gegebenenfalls genetische Tests feststellen, ob eine familiäre Herzkrankheit vorliegt. Bei Auffälligkeiten sollte auch die Familie untersucht werden.

Ja. Bei erblich bedingten Herzkrankheiten besteht für Verwandte ersten Grades (Eltern, Geschwister, Kinder) ein bis zu 50 % höheres Risiko, selbst Träger der Genveränderung zu sein. Daher empfiehlt die Deutsche Herzstiftung eine familiäre Abklärung.

Eine regelmäßige Herzuntersuchung, besonders bei familiärer Vorbelastung, ist die beste Vorsorge. Zudem helfen gesunde Lebensgewohnheiten – Bewegung, Nichtrauchen, ausgewogene Ernährung und Kontrolle von Blutdruck und Cholesterin – das Risiko zu verringern.

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