Früher gab es nur die allgemeine Notaufnahme, die häufig unter allgemeinmedizinischer Leitung oder unter der Leitung einer Anästhesistin oder eines Anästhesisten steht – also nicht unter fachspezifischer, zum Beispiel kardiologischer Leitung. Die Notaufnahmen waren also Sammelstelle für viele Krankheitsbilder. Doch gerade bei Herzerkrankungen bedarf es oft Spezialisten. Beim Herzinfarkt zum Beispiel zählt jede Minute. Gleichzeitig ist die Kardiologie immer spezieller geworden – mit sehr vielen Verzweigungen und Subspezialisierungen. Daher kam in den 1990er Jahren bei uns der Gedanke auf, eine spezialisierte Notaufnahme für kardiologische Patientinnen und Patienten zu entwickeln. Ein Neubau am Universitätsklinikum Heidelberg hat dann die perfekte Möglichkeit geboten, eine solche moderne Notaufnahme für Kardiolog*innen aufzubauen – die Geburtsstunde der Chest Pan Units in Deutschland.
Von Herzinfarkt- bis zu Herzschrittmacher-Patientinnen und -Patienten – insgesamt 14 definierte Krankheitsbilder werden in Chest Pain Units von Fachpersonen behandelt. Diagnostisch ist alles dafür in einer Chest Pain Unit vorhanden: vom EKG über Ultraschall bis zum Venendoppler. Hinzu kommt, dass die Wege zum Beispiel zur Radiologie, zum Röntgen oder zu anderen Maßnahmen meist kurz sind. So wird die Logistik eines Krankenhauses nicht durch überfüllte Notaufnahmen gesprengt –Patientenströme können besser gelenkt und Betroffene bei Entwarnung auch schneller wieder entlassen werden.
Genau, und die Idee hat sich durchgesetzt. Heute haben wir in Deutschland mehr als 360 zertifizierte Chest Pain Units, die die Bevölkerungsdichte flächenmäßig so abgedeckten, dass der Rettungswagen jede Chest Pain Unit theoretisch in 30 Minuten im Notfall erreichen kann.
Brustschmerzambulanzen sind eher im niedergelassenen Bereich zu finden – also in größeren kardiologischen Praxen, die in der Lage sind, infrastrukturell ähnlich wie ein Krankenhaus zu agieren. Brustschmerzambulanzen sind in der Regel aber nicht 24 Stunden am Tag offen, sondern nur zu den Dienstzeiten der Praxis. Hier findet oft die Erstversorgung statt. Betroffene kommen mit Brustschmerzen in die Brustschmerzambulanz; Bluttests oder auch bildgebende Verfahren wie ein Ultraschall werden gemacht und gegebenenfalls an eine Chest Pain Unit weitergeleitet.
Eine Übersichtskarte zu den Brustschmerz-Ambulanzen in Deutschland finden Sie hier.
Das ist nicht ganz so einfach, weil die Symptome sehr weit gefächert sind. Es gibt die typischen Beschwerden, also ein Beklemmungsgefühl einhergehend mit Druck über der Brust, der auch Richtung Hals, Unterkiefer, Schulter und Arme ausstrahlen kann. Bei Belastung werden diese Beschwerden in der Regel mehr. Dazu können Symptome von vegetativen Störungen kommen – Benommenheit, Schwitzen, Atemnot und Angstgefühle. Es gibt aber auch sehr viele atypische Beschwerden wie plötzlicher Schweißausbruch, Magendruck, Übelkeit und Erbrechen – gerade bei Frauen, Personen mit Diabetes und jungen Menschen. Gibt es Vorerkrankungen oder Risikofaktoren wie Übergewicht oder Rauchen, kann jede plötzlich auftretende, leistungsmindernde Beschwerde verdächtig sein. Dann sollte man direkt den Notarzt rufen, der dann die nächste Chest Pain Unit ansteuert. Mehr dazu auch hier.
Weitere informative Artikel dazu finden Sie auf unserer Übersichtsseite Herzinfarkt