Chest Pain Unit: Die Rettungseinheit bei akuten Brustschmerzen

Starker Schmerz in der Brust. Übelkeit und Atemnot – ist das etwa ein Herzinfarkt? Schnelles Handeln ist jetzt gefragt: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Fast ein Drittel der Herzinfarktbetroffenen erreicht die Klinik nicht rechtzeitig. Eine Chest Pain Unit kann im Notfall die Rettung sein. Doch was ist das überhaupt und was passiert dort?

Von Inga Wolter

 

15.08.2024


Bildquelle (Bild oben): adobestock/kzenon

Was ist eine Chest Pain Unit?

Leidet ein Mensch unter akutem Brustschmerz, ist eine schnelle Diagnose und Therapie überlebenswichtig. Als spezialisierte Einheit in einer Klinik oder in einem Krankenhaus untersucht eine Chest Pain Unit (CPU) die Ursache für die Schmerzen. Dabei steht an erster Stelle, einen Herzinfarkt oder eine andere lebensbedrohliche Herzerkrankung auszuschließen. 

 

Anhand der Diagnose leitet die CPU die notwendige Behandlung ein. Ziel ist es, unnötige Zeitverluste zu vermeiden und dem Betroffenen so schnell wie möglich zu helfen. In Deutschland gibt es mehr als 300 Einrichtungen, die als Chest Pain Unit zertifiziert sind.

 

Brustschmerzen können ein Hinweis auf eine Herzerkrankung sein. Sie können sich aber auch als harmlos herausstellen, sodass Betroffene nach der Untersuchung die Chest Pain Unit schnell wieder verlassen können.

 

Bei welchen Symptomen sollte man in die Chest Pain Unit?

Bei unklaren und akuten Brustschmerzen sollten Betroffene unbedingt und schnellstmöglich in eine Chest Pain Unit gefahren werden oder den Notarzt alarmieren. Dabei kann sich ihr Schmerz unterschiedlich anfühlen: Einige Betroffene leiden unter einem drückenden, andere unter einem stechenden oder reißenden Schmerz. Beim Herzinfarkt, aber auch bei anderen Herzerkrankungen spricht man von einem sogenannten Vernichtungsschmerz, der oft mit einem extremen Gefühl von Hilflosigkeit oder auch Todesangst verbunden ist.

 

Folgende Symptome können ebenfalls ein Zeichen für einen Herzinfarkt sein:

  • extremes Engegefühl

  • Übelkeit

  • Atemnot

  • starke Angst

  • blasse Haut

  • Schwitzen

 

Ein Brustschmerz oder Druckgefühl in der Brust kann aber auch auf andere Beschwerden hindeuten – zum Beispiel Probleme im Bewegungsapparat oder eine Lungenentzündung.

 

112 wählen – auf keinen Fall selbst fahren!

Beim Verdacht auf einen Herzinfarkt sollten Sie sich nicht selbst ans Steuer setzen. Es können Kreislaufbeschwerden auftreten – die Unfallgefahr ist zu groß. Wählen Sie stattdessen die 112 und rufen Sie einen Rettungswagen. Leiden Sie unter leichteren Beschwerden, können Sie sich von Angehörigen oder einem Taxi in die CPU bringen lassen.

Welche Krankheitsbilder werden in der Chest Pain Unit behandelt?

In einer Chest Pain Unit werden kardiologische Notfälle abgeklärt. Folgende Krankheitsbilder werden dort behandelt:

 

  • Herzinfarkt: Es kommt zum Verschluss einer oder mehrerer Herzkranzarterien. Das Herz wird nicht mehr ausreichend mit sauerstoffhaltigem Blut versorgt. Der nicht mehr durchblutete Teil des Herzmuskels stirbt beim Herzinfarkt ab, wenn der Betroffene nicht rechtzeitig behandelt wird.

  • Koronare Herzkrankheit (Angina Pectoris): Die Herzkranzarterien sind durch Verkalkungen verengt. Das Herz wird daher nur noch eingeschränkt mit Blut und Sauerstoff versorgt. Die koronare Herzkrankheit ist oft eine Vorstufe zum Herzinfarkt. 

  • Herzrhythmusstörungen: Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern. Dabei gerät die Herzfrequenz aus dem Takt. Das Herz schlägt unregelmäßig und in den meisten Fällen beschleunigt. Betroffene nehmen oft ein Herzrasen oder Herzstolpern wahr.

  • Herzinsuffizienz: Bei der Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche genannt, pumpt das Herz nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper. Das kann dazu führen, dass die Organe nicht genügend Sauerstoff und Nährstoffe bekommen. Es kann zu einem lebensbedrohlichen Blutstau in der Lunge oder im Bauch kommen. 

  • Akute Erkrankungen der Aorta: Die Aorta ist die Hauptschlagader und transportiert sauerstoffreiches Blut in den gesamten Körper. Ein akutes Aortensyndrom ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die zum Beispiel durch den Einriss der Aorta-Innenwände verursacht werden kann.

  • Kardiogener Schock: Es kommt zum Herz-Kreislauf-Versagen, weil das Herz nicht mehr genügend Blut durch den Körper pumpt. Die Organe werden nicht mehr ausreichend versorgt.

  • Lungenembolie: Ein Blutgerinnsel verstopft ein Blutgefäß in der Lunge – sie wird nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Der Druck in den Blutgefäßen steigt und auch das Herz wird stark belastet. Es kann zu Herz-Kreislauf-Versagen kommen.

  • Notfälle mit Defibrillator oder Herzschrittmacher: Herzrhythmusstörungen können mit einem Defibrillator oder Herzschrittmacher behandelt werden. Bei Menschen mit Defi oder Herzschrittmacher kann es zu Komplikationen und Langzeitfolgen kommen.

  • Bluthochdruck: Akute Brustschmerzen können auch auf schlagartig erhöhten Bluthochdruck hindeuten. Man spricht von einer hypertensiven Krise, die meistens auftritt, wenn Betroffene ihre Bluthochdruck-Medikamente nicht genommen haben.

     

Was sollte man in eine Chest Pain Unit mitnehmen?

An erster Stelle steht, dass Sie im Notfall so schnell wie möglich in die Chest Pain Unit gebracht werden. Hilfreich bei der Behandlung können folgende Dokumente sein: 

 

  • Medikamentenplan

  • Krankenversichertenkarte

  • Unterlagen über kardiologische Befunde

  • Entlassungsberichte der letzten Krankenhausaufenthalte

Welche Kriterien zur Bewertung einer Chest Pain Unit gibt es?

Um eine hohe Qualität zu garantieren, hat die Deutsche Gesellschaft für Kardiologe Kriterien für die Zertifizierung von Chest Pain Units festgelegt. Eine grundlegende Voraussetzung ist die ständige Verfügbarkeit eines Herzkatheterlabors. Es spielt bei der Diagnose von Herzerkrankungen eine wichtige Rolle und sollte innerhalb von maximal 15 Minuten erreichbar sein. 

 

Hinzu kommen weitere Kriterien, die optimale Behandlungsmöglichkeiten und schnelle Abläufe garantieren sollen. Sie betreffen Räume, Geräte und Strukturen. Für die Diagnose und Therapie der verschiedenen Krankheitsbilder sind genaue Behandlungspfade festgelegt. Sie regeln die Abläufe in der Chest Pain Unit. Auch für das Personal gibt es Kriterien: Ein Facharzt für Kardiologie muss innerhalb von maximal 30 Minuten zur Verfügung stehen. Für das Pflegepersonal ist ein spezielles Schulungsprogramm vorgeschrieben.

 

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