Was ist eine hypertensive Krise?

Wenn der Blutdruck ganz plötzlich hochschnellt, kann es lebensgefährlich werden. Ein schlagartig erhöhter Blutdruck kann eine hypertensive Krise sein, die sich auch zu einem hypertensiven Notfall ausweiten kann. Was die Ursachen für den abrupten Bluthochdruck sind, welche Symptome sich zeigen und was im Notfall zu tun ist. 

Von Jana Kolbe

 

28.11.2023


Bildquelle (Bild oben): iStock/FatCamera

Wann spricht man von hypertensiver Krise und hypertensivem Notfall?

„Bei einer hypertensiven Krise steigt der Blutdruck schlagartig, ohne akute körperliche Belastung auf Werte über 180/110 mmHg an“, erklärt Prof. Felix Mahfoud, Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes. In dieser Notfallsituation können Symptome wie Brustschmerzen beziehungsweise Engegefühl im Brustkorb (Angina Pectoris), Atembeschwerden bis hin zur Atemnot, Lähmungserscheinungen und Taubheitsgefühl, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, Nasenbluten, Benommenheit oder Krampfanfälle auftreten.

 

Die hypertensive Krise kann sich zu einem hypertensiven Notfall ausdehnen, bei dem es zu Organschäden an Herz, Hirn oder Nieren kommt. Ein hypertensiver Notfall kann Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Hirnblutungen auslösen, ist meist lebensbedrohlich und sollte deshalb unbedingt im Krankenhaus behandelt werden.

 

Was sind die Ursachen für eine hypertensive Krise und einen hypertensiven Notfall?

Häufig tritt eine hypertensive Krise auf, wenn Patienten und Patientinnen mit Bluthochdruck, auch Hypertonie genannt, ihre Medikamente zur Blutdrucksenkung nicht wie verschrieben einnehmen. „Eine hypertensive Krise kann jedoch auch bei Menschen auftreten, deren Blutdruck sich sonst im Normbereich befindet. Sie entsteht, wenn vermehrt Stresshormone ausgeschüttet werden“, erklärt der Kardiologe. Auch andere Erkrankungen wie beispielsweise eine Nieren- oder Nebennierenerkrankung oder eine hormonelle Störung sowie Angst, Stress und starke Schmerzen können die Ursachen für einen plötzlichen, unkontrollierten Blutdruckanstieg sein, der sich unbehandelt von einer hypertensiven Krise zu einem hypertensiven Notfall entwickeln kann.

 

Welche Symptome treten auf, wenn der Blutdruck plötzlich ansteigt?

Menschen, die an chronischem Bluthochdruck erkrankt sind und eine medikamentöse Therapie erhalten, fällt es oft nicht leicht, eine hypertensive Krise zu erkennen, da in der Regel keine Symptome auftreten. Mediziner und Medizinerinnen raten Betroffenen deshalb, ihre Werte regelmäßig zu kontrollieren, um einen guten Überblick darüber zu bekommen, ob die Blutdruckwerte deutlich erhöht sind.

 

Sobald sich Symptome wie Kopfschmerzen, ein Druckgefühl im Kopf, ein geröteter Kopf, Übelkeit und Erbrechen, Nasenbluten sowie Zittern und Schwindelgefühl zeigen, kann das ein erstes Anzeichen für einen hypertensiven Notfall sein. Auch Brustschmerzen beziehungsweise Engegefühl im Brustkorb, Atembeschwerden, Lähmungserscheinungen und Krampfanfälle können ein Anzeichen dafür sein. Dabei kann der systolische Blutdruck auf 200 bis 220 mmHg und der diastolische Blutdruck auf 100 bis 120 mmHg ansteigen. Prof. Mahfoud erklärt: „Bei einem hypertensiven Notfall ist jedoch nicht entscheidend, ob die Blutdruckwerte eine bestimmte Grenze überschritten haben, sondern ob bereits Symptome vorliegen. Sobald sie auftreten, sollten sich Patienten und Patientinnen unbedingt an einen Arzt wenden oder den Notruf 112 wählen.“

 

Prof. Dr. Felix Mahfoud, M.A. Prof. Dr. Felix Mahfoud, Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes. Bildquelle: Universitätsklinikum des Saarlandes

Wie verläuft die Diagnose bei einer hypertensiven Krise?

Wenn der Blutdruck plötzlich stark ansteigt und sich nicht wieder beruhigt, sollten Patienten und Patientinnen umgehend eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. „Auch wenn keine Symptome auftreten, sollte eine hypertensive Krise innerhalb der ersten 30 bis 60 Minuten ärztlich abgeklärt werden. Wenn der Blutdruck weiter ansteigt und unbehandelt bleibt, kann es zu einem hypertensiven Notfall und damit auch zu Organschäden kommen“, erklärt der Herz-Experte. Um eine Diagnose stellen zu können, messen Ärzte und Ärztinnen in der Regel zuerst den Blutdruck. Bei einer hypertensiven Krise kann er sich innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach dem Auftreten bereits spontan wieder gebessert haben. Ist der Blutdruck jedoch immer noch stark erhöht, können auch weitere körperliche Untersuchungen wie ein Elektrokardiogramm (EKG) und bildgebende Verfahren  wie ein Herz-Ultraschall zum Einsatz kommen, um körperliche oder koronare Schäden zu identifizieren.

 

Wie werden eine hypertensive Krise und ein hypertensiver Notfall behandelt?

Wenn sich der Blutdruck nach einer hypertensiven Krise nicht spontan senkt, hat die Therapie das Ziel, dass der Blutdruck wieder in einen unkritischen Bereich gebracht wird. Das gilt auch für einen hypertensiven Notfall. Dazu werden den Patienten und Patientinnen meist orale Blutdrucksenker, sogenannte Antihypertensiva, verabreicht. Zu diesen Medikamenten gehören zum Beispiel Betablocker oder AT1-Rezeptorantagonisten. „Wir achten natürlich darauf, dass der Blutdruck nicht zu schnell absinkt, da wir eine Achterbahnfahrt des Blutdrucks vermeiden möchten. Jedoch sollte er sich in 30 bis 60 Minuten wieder auf einem unkritischen Niveau befinden, wenn keine anderen Erkrankungen vorliegen, wie beispielsweise ein Schlaganfall“, erklärt Prof. Mahfoud. Um sicherzugehen, dass das verabreichte Medikament anschlägt, wird der Blutdruck während der Gabe engmaschig untersucht. „Kommt es hingegen zu einem hypertensiven Notfall, richtet sich die Behandlung zusätzlich nach den auftretenden Symptomen und Schäden, die bereits an anderen Organen wie Gehirn oder Nieren entstanden sind“, erklärt der Kardiologe.

 

Können Patienten und Patientinnen einer hypertensiven Krise vorbeugen?

Damit es nicht zu plötzlich stark erhöhtem Blutdruck kommt, haben Patienten und Patientinnen einige Möglichkeiten, um der hypertensiven Krise vorzubeugen. „Bei chronischem Bluthochdruck ist es besonders wichtig, Medikamente zur Blutdruckregulierung sorgfältig und regelmäßig einzunehmen“, sagt Prof. Mahfoud. Bei schwankendem Bluthochdruck sollte die Medikation nicht ohne ärztliche Absprache selbst angepasst werden. Da bei einer hypertensiven Krise die Ausschüttung von Stresshormonen erhöht ist, sollten Patienten und Patientinnen im akuten Fall ruhig bleiben und nicht in Panik verfallen, so kann man einem weiteren Anstieg des Blutdrucks entgegenwirken.

 

Damit zu hoher Blutdruck gar nicht erst entsteht, rät Prof. Mahfoud, die sogenannten modifizierbaren Risikofaktoren für zu hohen Blutdruck anzupassen. Wer Übergewicht reduziert, salzarme, mediterrane Kost mit viel Obst und Gemüse zu sich nimmt, regelmäßig Ausdauertraining betreibt, Alkohol meidet und das Rauchen unterlässt, hat ein geringeres Risiko an chronisch erhöhtem Blutdruck zu erkranken.

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