Wer einen Herzinfarkt erleidet, schwebt in Lebensgefahr und benötigt schnelle Hilfe. Was die Ursachen eines Herzinfarkts sind, wie er diagnostiziert wird, welche Symptome auf einen Infarkt hinweisen und wie dann gehandelt werden muss.
Wer einen Herzinfarkt erleidet, schwebt in Lebensgefahr und benötigt schnelle Hilfe. Was die Ursachen eines Herzinfarkts sind, wie er diagnostiziert wird, welche Symptome auf einen Infarkt hinweisen und wie dann gehandelt werden muss.
Von Kerstin Kacmaz
Bildquelle (Bild oben): iStock / Kanizphoto
Der akute Herzinfarkt, auch Myokardinfarkt genannt, ist ein lebensbedrohliches Ereignis. Er entsteht meistens durch eine mangelnde Durchblutung des Herzmuskels (Myokard). Diese Mangeldurchblutung wird in der überwiegenden Zahl der Fälle durch die Verkalkung der Herzkranzgefäße verursacht, auch Atherosklerose genannt. Durch diese Verkalkungen entstehen Verletzungen in den Herzkranzgefäßen, wodurch sich an diesen Stellen sogenannte Plaques bilden. Das sind Ablagerungen aus Bindegewebe, Kalk und Fett.
Gefährlich wird es, wenn diese Plaques aufbrechen und eine Wunde in der Gefäßwand entsteht. Diese Wunde versucht der Körper dann durch das Anlagern von Blutplättchen zu reparieren. Lagern sich zu viele Blutplättchen an der defekten Stelle in der Arterie an, kann sie teilweise oder vollständig verstopft werden: Es kommt zum Herzinfarkt.
Wegen der Blockade in der Arterie erhält das Herz nicht genügend sauerstoffhaltiges Blut und das Herzmuskelgewebe dahinter stirbt ab. Je länger die Durchblutungsstörung anhält, desto mehr Muskelgewebe stirbt im Herzen ab. Deshalb muss so schnell wie möglich behandelt werden – ganz nach dem Motto: „Time is Muscle“.
Wer einen Herzinfarkt erleidet, schwebt in Lebensgefahr. Erste Anzeichen dafür sind starke Schmerzen und ein Engegefühl in der Brust. Deshalb sollte man unbedingt schnell und richtig handeln:
Lassen Sie den Betroffenen oder auch eine Begleitperson auf keinen Fall selbst zum Krankenhaus fahren! Rufen Sie einen Rettungswagen unter der 112! Dabei spielt die Uhrzeit oder der Wochentag keine Rolle. Der Notarzt kann bereits vor Ort lebenswichtige Hilfe leisten.
Die betroffene Person darf sich nicht flach hinlegen! Lagern Sie den Oberkörper der betroffenen Person hoch und öffnen Sie zum besseren Atmen enge Kleidung.
Beruhigen Sie die betroffene Person – Stress und Aufregung müssen vermieden werden. Bleiben Sie bei der betroffenen Person und lassen sie nicht allein. So können Sie im Falle eines Herzstillstandes sofort handeln:
Die Herzkranzgefäße (Koronararterien) versorgen das menschliche Herz mit Blut und Sauerstoff. Verstopfen sie, kommt es zu einem Herzinfarkt. Das ist die Hauptursache für den Myokardinfarkt, den prinzipiell jeder Mensch erleiden kann. Gewisse Faktoren können das Risiko jedoch erheblich erhöhen. Unter anderem:
Ein ungeklärter Brustschmerz sollte in jedem Fall ernstgenommen und die Ursachen ermittelt werden. Eine sogenannte Chest Pain Unit (CPU) behandelt Menschen mit unklarem Brustschmerz. Um eine optimale Versorgung zu gewährleisten, hat die DGK Kriterien und Standards für diese CPUs eingeführt. Die „Chest Pain Unit – DGK zertifiziert“ ist eine eingetragene Marke und fast dreihundert medizinische Einrichtungen sind zertifiziert. Wer also unter unklaren Brustschmerzen leidet, sollte den Rettungsdienst darum bitten, in eine zertifizierte CPU gebracht zu werden.
Eine aktuelle Liste mit allen zertifizierten CPUs in Deutschland findet Sie hier: https://cpu.dgk.org/zertifizierte-cpus/
Erste Anzeichen sind starke Schmerzen in der Brust mit einer Dauer von mindestens fünf Minuten. Sie können als stark brennend empfunden werden. Meist treten sie im Brustkorb auf, häufig ausschließlich mittig hinter dem Brustbein. Die Schmerzen können aber auch in anderen Körperregionen auftreten, wie in den Armen, im Oberbauch, zwischen den Schulterblättern, im Rücken, im Hals und im Kiefer.
Darüber hinaus können folgende Symptome auf einen Myokardinfarkt hinweisen:
Sollten die genannten Symptome auftreten, muss sofort ein Notarzt kontaktiert werden. Es besteht Lebensgefahr!
Ein Herzinfarkt kann mit weiteren, auf den ersten Blick eher untypischen Symptomen einhergehen. Besonders bei Frauen treten oftmals diese weiteren möglichen Symptome auf:
Übrigens: Männer erleiden häufiger und in jüngerem Alter einen Herzinfarkt als Frauen. Allerdings sterben Frauen häufiger daran. Das liegt vor allem daran, dass bei ihnen öfter die untypischen Symptome auftreten, diese jedoch nicht direkt als Anzeichen für einen Herzinfarkt gehalten werden. Deshalb gilt auch beim Auftreten untypischer Symptome: schnell reagieren und einen Arzt kontaktieren, sollten keine offensichtlichen Auslöser erkennbar sein.
Schnelles (Be-)Handeln ist bei einem Herzinfarkt das allerwichtigste. Deshalb sollten Betroffene oder Ersthelfer sofort den Notarzt beziehungsweise die Notärztin alarmieren und die oben genannten Schritte beachten.
Das medizinische Ziel bei einem Herzinfarkt ist die schnellstmögliche Einleitung der Wiederherstellung des Blutflusses (Reperfusionstherapie). Dabei werden sowohl Medikamente als auch interventionelle Verfahren – also minimalinvasive Methoden – eingesetzt.
Oftmals deuten erste Symptome bereits auf einen Herzinfarkt hin. Für eine Behandlung muss ein Arzt oder eine Ärztin jedoch zuerst eine eindeutige Diagnose stellen, indem bestimmte Untersuchungen durchgeführt werden. Zu den wichtigsten Untersuchungen zählt das Elektrokardiogramm (EKG), mit dem die Aktivität des Herzmuskels bestimmt wird. Auch kann der Arzt oder die Ärztin mit Hilfe des EKG erkennen, ob eine Koronararterie teilweise oder vollständig verschlossen ist. Zeigt die ST-Strecke des EKG spezifische Veränderungen, liegt ein Herzinfarkt vor. In diesem Fall sprechen Kardiologinnen und Kardiologen von STEMI (ST-elevated myocardial infarction oder Streckenhebungsinfarkt).
Bei einem NSTEMI (Non-ST-elevated myocardial infarction oder Nicht-Streckenhebungsinfarkt) fehlt dieser direkte Hinweis im EKG, hier führen erhöhte kardiale Biomarker (die Troponinwerte) zur richtigen Diagnose, die man nach einer Blutabnahme ermitteln kann. Steigen oder fallen die Troponinwerte (cTn-Werte), ist dies ein eindeutiger Beweis für eine akute Herzmuskelschädigung. Zusätzlich misst der Arzt oder die Ärztin den Blutdruck und den Puls des Betroffenen, um einen Myokardinfarkt näher diagnostizieren zu können.
Nach der Diagnose muss mit neuen, hochempfindlichen Untersuchungen das (fast) verschlossene Gefäß lokalisiert werden. Dazu führt der Arzt oder die Ärztin eine Herzkatheteruntersuchung durch. Ist die Stelle gefunden, kommen interventionelle Verfahren zum Erweitern des verengten Gefäßes zum Einsatz. Dazu zählt das Einsetzen von Stents sowie Scaffolds – sogenannte Gefäßprothesen für das Weiten der Arterien. In manchen Fällen muss eine Bypass-Operation durchgeführt werden. Sie ist praktisch eine „Umleitung“ um die geschädigten Herzkranzgefäße.
Langfristig gibt es weitere Therapie-Möglichkeiten, die Betroffene in jedem Fall berücksichtigen sollten:
Einen Herzinfarkt können sowohl ältere als auch jüngere Menschen erleiden. Deshalb ist es in jedem Alter sinnvoll, bewusst präventive Maßnahmen zu ergreifen. Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko eines Herzinfarkts bedeutend minimieren. Dazu gehören:
Auch nach einem Herzinfarkt sollte besonders auf einen gesunden Lebensstil geachtet werden. Gegebenenfalls müssen alte Gewohnheiten komplett umgestellt werden, um einem wiederholten Myokardinfarkt vorzubeugen. Vor allem ist es wichtig, die vom Arzt verordneten Medikamente, die einem weiteren Herzinfarkt vorbeugen sollen, gewissenhaft und konsequent einzunehmen.
Weitere informative Artikel dazu finden Sie auf unserer Übersichtsseite Herzinfarkt