Vorhofflimmern: Die Ursachen der Herzrhythmusstörung

Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, bei der die Vorhöfe des Herzens unregelmäßig und oft sehr schnell schlagen. Es kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, darunter Schlaganfälle und Herzinsuffizienz. Die Ursachen von Vorhofflimmern sind vielfältig und können von genetischer Veranlagung bis hin zu Lebensstilfaktoren reichen. Das Verständnis der Ursachen ist entscheidend, um Präventionsmaßnahmen zu ergreifen und das Risiko zu verringern.

Von Silja Klassen

 

Bildquelle (Bild oben): iStock / magicmine

Wodurch entsteht Vorhofflimmern?

„Die Ursachen für Vorhofflimmern sind vielfältig – ebenso wie die Symptome“, sagt Prof. Christian Meyer vom Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf. „Es ist insbesondere eine altersabhängige Krankheit. Das heißt, eine häufige Ursache ist ein hohes Alter einhergehend mit Bluthochdruck und anderen Risikofaktoren. Ab der fünften Lebensdekade steigt das Risiko für eine Herzrhythmusstörung. Ab 80 Jahren sind rund zehn Prozent der Menschen betroffen.“ Neben dem hohen Lebensalter gibt es aber noch eine Reihe weiterer möglicher Ursachen:

 

Bluthochdruck

Ein erstes Zeichen, dass das Herz durch Bluthochdruck (Hypertonie) geschädigt ist, ist eine Erweiterung des linken Vorhofs. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für Vorhofflimmern. Deshalb leiden rund 60 Prozent der Patientinnen und Patienten mit langjährigem Bluthochdruck unter einem aus dem Takt geratenen Herzen. „Da das Auftreten von Vorhofflimmern bei Hypertonie mit erhöhten Raten an Schlaganfällen und Herzschwäche einhergeht, ist eine gute Einstellung des Blutdrucks extrem wichtig“, so Prof. Meyer. Damit könnten diverse negative Folgen für die Gesundheit vermieden werden.

 

Schilddrüsenüberfunktion

Funktionsstörungen der Schilddrüse haben Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. „Bei älteren Menschen bleibt eine leichte Überfunktion der Schilddrüse praktisch symptomlos, aber gerade bei ihnen sind die Konsequenzen, nämlich ein Vorhofflimmern, ein Problem", so Kardiologe Prof. Meyer. Hintergrund ist, dass die Schilddrüse bei einer Überfunktion mehr Hormone abgibt, die auf den Körper ähnlich anregend wirken wie Stresshormone. In der Folge pumpt das Herz schneller und stärker, was letztlich Vorhofflimmern begünstigen kann.

 

Störungen im Elektrolythaushalt

Störungen des Salzhaushalts sowie ein Mangel an Kalium und Magnesium im Blut können das Herz aus dem Takt bringen. Diese Elektrolyte spielen eine entscheidende Rolle beim Erzeugen und Weiterleiten der elektrischen Impulse, die das Herz selbst produziert und dadurch die Herzschläge auslöst. Ist der Elektrolythaushalt gestört, kann dies die normale Aktivität des Herzens stören und unregelmäßige Herzrhythmen auslösen.

 

Adipositas

Ein weiterer Risikofaktor für Vorhofflimmern ist starkes Übergewicht (Adipositas). Das Herz muss wegen des Gewichts zusätzliche Arbeit leisten, um den Körper zu versorgen. Dadurch kann der Herzmuskel geschädigt werden, was Vorhofflimmern begünstigen kann. Außerdem erhöht Übergewicht das Risiko für weitere Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes, die ebenfalls die Gefahr eines Vorhofflimmerns erhöhen.

 

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen

Bei Menschen mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung, etwa einer rheumatoiden Arthritis, tritt eine chronische Entzündungsreaktion im Körper auf. Diese Entzündung kann sich auch auf das Herzgewebe auswirken und beispielsweise das Erregungsleitungssystem stören, über das die elektrischen Impulse des Herzens übertragen werden. Das kann zu Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern führen.

 

Koronare Herzkrankheit

Bei einer koronaren Herzkrankheit lagern sich Fett und Plaque in den Herzkranzgefäßen ab, also in den Blutgefäßen, die das Herz mit Blut versorgen. Durch die verengten Blutgefäße kann der Herzmuskel schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, was unter Umständen auch die elektrische Stabilität des Herzens beeinflussen kann. Dadurch können Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern ausgelöst werden.

 

Herzklappenfehler

Einige Herzklappenfehler, insbesondere die Mitralklappeninsuffizienz, können dazu führen, dass Blut von den Herzkammern in die Vorhöfe zurückfließt, anstatt in den Körper gepumpt zu werden. Dadurch kann es zu einer Überlastung der Vorhöfe kommen. Wenn ein Vorhof dann überdehnt, schlägt er schnell und unregelmäßig, was zu Vorhofflimmern führen kann.

 

Erkrankungen des Herzmuskels

Bei Erkrankungen des Herzmuskels wie einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) können Herzmuskelzellen geschädigt werden oder absterben. Wenn das Herzgewebe geschädigt ist, wird womöglich die elektrische Erregbarkeit des Herzens beeinträchtigt. Das kann zu unregelmäßigen Herzrhythmen wie dem Vorhofflimmern führen.

 

Herzmuskelschwäche

Bei einer Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) kann es durch eine Überlastung des Herzmuskels zu verschiedenen Veränderungen kommen, die sich auf das elektrische System des Herzens auswirken. Treten dadurch elektrische Störungen im Herzen auf, können die zu Vorhofflimmern führen.

 

Diabetes

Diabetes kann zum Beispiel die elektrische Signalgebung im Herzen beeinträchtigen und somit das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen. Eine gute Diabeteskontrolle ist daher wichtig, um das Vorhofflimmern-Risiko zu minimieren. „Auch eine Gewichtsreduktion ist zu empfehlen, sowohl bei Diabetes als auch bei Adipositas“, sagt Prof. Meyer.

 

Übermäßiger Alkoholkonsum

„Wenn Vorhofflimmern bei jungen Menschen auftritt, ist oft das sogenannte ‚holiday heart‘ die Ursache, eine Rhythmusstörung, die nach übermäßigem Alkoholkonsum auftreten kann“, erklärt Prof. Meyer. Ein solches Herzstolpern nach signifikant hohem Alkoholkonsum weist nicht selten auf eine Vorerkrankung hin. Patienten, die an Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes oder an einer Schilddrüsenüberfunktion leiden, sind besonders betroffen.

Prof. Christian Meyer Prof. Christian Meyer. Bildquelle: privat

Gibt es eine genetische Veranlagung für Vorhofflimmern?

Genetische Faktoren können eine Rolle beim Entstehen von Vorhofflimmern spielen. Mehrere genetische Varianten und Mutationen wurden mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern in Verbindung gebracht. Diese genetischen Unterschiede machen manche Menschen anfälliger für das Vorhofflimmern. Wenn Vorhofflimmern in der Familie vorkommt, erhöht sich das Risiko für andere Familienmitglieder, ebenfalls an Vorhofflimmern zu erkranken. Eine Familiengeschichte von Herzrhythmusstörungen erhöht das Risiko etwa um das 2,5- bis 5-fache bei Angehörigen ersten Grades.

 

Welche Rolle spielt der Lebensstil als Ursache für Vorhofflimmern?

Ein ungesunder Lebensstil erhöht das Risiko für Vorhofflimmern. Eine ungesunde Ernährung und dadurch verursachtes Übergewicht, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und Bewegungsmangel sind Faktoren, die die Entwicklung von Vorhofflimmern begünstigen können und das Risiko einer Erkrankung erhöhen.

 

Stress und Schlafmangel können das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen und auch bei Menschen, die bereits an Vorhofflimmern leiden, die Symptome verschlimmern. „Negativer Stress und Schlafentzug können das Nervensystem beeinflussen und Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern begünstigen“, sagt Prof. Meyer. Deshalb sind Stressbewältigungsstrategien und ein ausreichender Schlaf wichtige Faktoren, um das Risiko zu reduzieren.

 

Können Medikamente Vorhofflimmern auslösen?

Bestimmte Medikamente können bei manchen Menschen Vorhofflimmern auslösen oder das Risiko dafür erhöhen. Insbesondere Medikamente, die auf das Herz-Kreislauf-System wirken, können Vorhofflimmern als Nebenwirkung nach sich ziehen. Patientinnen und Patienten sollten ihre Medikamente mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen, um potenzielle Risiken zu erkennen.

 

Kann übermäßiger Koffeinkonsum Vorhofflimmern verursachen?

Ein hoher Konsum von Koffein kann bei manchen Menschen Vorhofflimmern auslösen oder verschlimmern, auch wenn die Datenlage aus Studien hierzu nicht ganz eindeutig ist. Es ist ratsam, den Koffeinkonsum zu regulieren, besonders wenn bereits Herzrhythmusstörungen vorliegen.

 

Wie kann man das Risiko für Vorhofflimmern verringern?

Wer Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und ungesundem Lebensstil entgegenwirkt, kann das Risiko für Vorhofflimmern senken. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, zum Beispiel mit mediterraner Kost, außerdem Stressmanagement und der Verzicht aufs Rauchen tragen zudem zur Vorbeugung bei.

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