Mit diesen Therapien wird Vorhofflimmern behandelt

Vorhofflimmern wird mit Änderungen des Lebensstils, Medikamenten und Verfahren wie der Katheterablation behandelt, um Blutgerinnseln vorzubeugen, das Schlaganfallrisiko zu reduzieren, den Herzschlag zu verlangsamen oder den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen.

Von Silja Klassen

 

Bildquelle (Bild oben): iStock/Portra

Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen weltweit. Die Erkrankung betrifft die elektrische Aktivität des Herzens und kann zu unregelmäßigen Herzschlägen, Atemnot und anderen ernsthaften Komplikationen führen. Heute bietet die moderne Medizin individuell auf die einzelne Patientin oder den Patienten zugeschnittene Lösungen, um schweren Folgen der Herzrhythmusstörung vorzubeugen. So soll verhindert werden, dass Vorhofflimmern sich zu einem dauerhaften Gesundheitsproblem entwickelt.

 

Wie wichtig ist bei Vorhofflimmern ein veränderter Lebensstil?

„Viele Patientinnen und Patienten können bereits einiges selbst erreichen“, sagt Prof. Christian Meyer vom Evangelischen Krankenhaus in Düsseldorf. „Wer seinen Lebensstil anpasst – das haben wir in den vergangenen Jahren gelernt – verringert nicht nur das Risiko einer Gefäßverkalkung, sondern kann auch das Risiko für Vorhofflimmern und dessen Folgen senken.“ Mediterrane Kost, Gewichtsabnahme, Sport und Rauchverzicht gehören zu den nötigen Änderungen beziehungsweise zu einem herzgesunden Lebensstil. Auch mit Yoga könnten positive Veränderungen erfolgen, so die Erfahrung von Prof. Meyer.

 

Kardiologinnen und Kardiologen empfehlen in der Regel, die folgenden herzgesunden Lebensstiländerungen vorzunehmen:

  • Seien Sie körperlich aktiv und treiben Sie mindestens 150 Minuten pro Woche Sport.
  • Streben Sie ein gesundes Gewicht an, um die Schwere und Anzahl Ihrer Vorhofflimmer-Episoden zu verringern.
  • Beschränken oder vermeiden Sie Alkohol oder Genussmittel, die Ihre Herzfrequenz erhöhen können.
  • Vermeiden Sie zu viel (negativen) Stress.
  • Geben Sie das Rauchen auf.
  • Wählen Sie herzgesunde Ernährungsgewohnheiten wie eine mediterrane Ernährung.
  • Verzichten Sie auf Drogen und holen Sie sich Hilfe, wenn es misslingt. Es gibt in allen Bundesländern verschiedene Suchtberatungsstellen und eine Sucht- und Drogenhotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

 

Welche Behandlungen sind bei Vorhofflimmern möglich?

Um ein Vorhofflimmern zu behandeln, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Welche zum Einsatz kommt, entscheiden Ärztinnen und Ärzte nach dem individuellen Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten. Eine Übersicht:

 

Medikamentöse Therapie

„Wir setzen regelmäßig Antiarrhythmika ein“, erklärt Prof. Meyer. Diese Medikamente regulieren den Herzrhythmus und senken das Schlaganfallrisiko. Sogenannte Antikoagulanzien helfen, die Blutgerinnung zu kontrollieren und das Risiko von Blutgerinnseln zu verringern, die zu Schlaganfällen führen können.

 

Elektrische Kardioversion

Eine Kardioversion mit elektrischen Schocks ist eine Maßnahme, um bei Herzrhythmusstörungen wie beispielsweise Vorhofflimmern den normalen Herzschlag wiederherzustellen. Dabei wird nach entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen über Elektroden, die im Bereich der Brust platziert werden, gezielt ein elektrischer Impuls abgegeben. Das Ziel: den Herzrhythmus wieder in den sogenannten Sinusrhythmus – den regelmäßigen Herzschlag – zurückzuführen. Alternativ kann auch eine medikamentöse Kardioversion versucht werden. „Damit können wir zwar akut das Vorhofflimmern wunderbar beheben, aber es ändert nichts an den Ursachen“, erklärt Prof. Meyer.

 

Katheterablation

Die Katheterablation ist ein minimalinvasives Verfahren, bei dem gezielt Gewebebereiche des Herzmuskels mithilfe von Hitze oder Kälte verödet werden, um die elektrische Aktivität zu normalisieren. Auch nicht-thermische Verfahren sind in Erprobung. Der Katheter wird über eine Einstichstelle an der Leiste über ein Blutgefäß bis zum Herzen vorgeschoben. „Dieses Verfahren ist in den vergangenen Jahren in den Mittelpunkt gerückt, wenn sich eine Rhythmusstörung nicht angemessen kontrollieren lässt. Medikamente werden teilweise vorab nicht gewünscht oder sind nicht möglich. Auch hier spielt wieder der Lebensstil rein, denn die häufig eingesetzten blutverdünnenden Medikamente vertragen sich zum Beispiel nicht mit Alkohol“, sagt Prof. Meyer.

 

Die Katheterablation ist Medikamenten in der Wirksamkeit überlegen. Ärztinnen und Ärzte wägen ab, ob sie erst eine Behandlung mit Medikamenten versuchen und die Ablation nur wählen, wenn die Therapie mit Medikamenten nicht funktioniert. „Wenn die Diagnose eindeutig ist und absehbar, dass eine medikamentöse Behandlung vermutlich nicht vertragen wird oder nicht zufriedenstellend wirkt, wird die medikamentöse Behandlung auch übersprungen“, sagt Prof. Meyer. „Denn je früher eine Ablation erfolgt, desto besser sind häufig die Erfolgschancen. Das wird aber je nach Fall entschieden

Prof. Christian Meyer Prof. Christian Meyer. Bildquelle: privat

Implantierbare Technologien

Bei bestimmten Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern kann ein Herzschrittmacher eingesetzt werden. Das kann nötig sein, wenn das Vorhofflimmern nicht mehr zu beherrschen ist und der Puls der Betroffenen beispielsweise abwechselnd zu langsam oder zu schnell ist. Der Herzschrittmacher überwacht den Herzrhythmus und greift bei Bedarf korrigierend eingreifen.

 

Vor dem Einsatz jeder Methode wird abgeklärt, ob das Verfahren für den jeweiligen Betroffenen geeignet ist. „Egal, welche Therapie – je früher ein Behandlungsplan entwickelt wird, desto besser“, sagt Prof. Meyer. „Denn die Erfolgschancen nehmen mit der Zeit ab.“

 

Können Smartwatches ein Vorhofflimmern erkennen?

Einige Smartwatches und tragbare Gesundheitsgeräte (Wearables) können kontinuierlich Daten zum Herzrhythmus sammeln. Aus diesen Informationen können einige Modelle unregelmäßige Herzrhythmen erkennen und bei Vorhofflimmern warnen. Die Warnungen oder Hinweise auf mögliche Herzrhythmusstörungen sollten dann von einem Arzt oder einer Ärztin weiter untersucht werden, um gegebenenfalls eine schnelle Behandlung zu ermöglichen.

 

Derzeit noch erprobt wird der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), beispielsweise um die bestmögliche Behandlung für eine Patientin oder einen Patienten zu erreichen. Da jeder Betroffene anders auf verschiedene Behandlungen reagiert, könnte KI anhand von Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand, genetischer Veranlagung und Reaktion auf frühere Therapien erfolgsversprechende Methoden errechnen.

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