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EP-Fall 15: Surprise, Surprise, Surprise. Pulsed-Field-Ablation einer rechtsatrialen Postmyokarditis-AT mit Lagebeziehung zum N. Phrenicus.

Im neusten EP-Fall erläutern die Autor:innen die Pulsed-Field-Ablation einer rechtsatrialen Postmyokarditis-AT mit Lagebeziehung zum N. Phrenicus.

Von:

Dr. Leon Iden

Segeberger Kliniken GmbH

Bad Segeberg

 

Dr. Maryuri Lisbeth Delgado-Lopez

Segeberger Kliniken GmbH

Bad Segeberg

 

15.12.2025

Bildquelle (Bild oben): A to Z – stock.adobe.com

Fallvorstellung

Ein 62-jähriger Patient stellte sich elektiv zur Ablation einer AT mit einer TCL von 250 ms und unregelmäßiger AV-Überleitung vor. 

Anfalls-EKG der klinischen Tachykardie
Abb.1: Anfalls-EKG der klinischen Tachykardie


Es bestand ein Z.n. Tachymyopathie mit initialer LVEF von 20 % und kompletter Erholung nach Rhythmisierung mittels Kardioversion. Weiterhin fand sich in der Vorgeschichte eine stattgehabte, MR-morphologisch nachgewiesene Myokarditis ohne Hinweis auf Beteiligung des atrialen Myokards. Eine KHK wurde angiographisch ausgeschlossen. In Smartwatch-Messungen hatten sich Tachykardierezidive gezeigt, sodass eine Vorstellung zur elektiven Ablationstherapie erfolgte. In der Indexprozedur zeigte sich ohne vorherige Ablationstherapie ein nativ bidirektional blockierter cavotrikuspidaler Isthmus.

Abb. 2: 3D-Map des rechten Atriums in LAO-Kaudaler Ansicht.
Abb. 2: 3D-Map des rechten Atriums in LAO-Kaudaler Ansicht. Zur Darstellung kommt die Kollision der Erregungsfronten im Bereich des nativ geblockten cavotrikuspidalen Isthmus.

 

Es erfolgte eine Induktion der klinischen Tachykardie sowie ein non-fluoroskopisches rechtsatriales 3D-Mapping mit Nachweis einer nabenassoziierten atrialen Tachykardie. Im Bereich des kritischen Isthmus fand sich ein positives Phrenicuscapture (Herzmedizin 3, blaue Tags), sodass bei Nichtverfügbarkeit einer PFA-Plattform die Prozedur beendet wurde.

 

Linke Seite: Kranio-Posteriore Ansicht des rechten Atriums nach Mapping mit dem VLCC-Katheter, Rechte Seite: Darstellung der Ablationsläsionen mit dem zirkulären PFA-Katheter
Abb. 3: Linke Seite: Kranio-Posteriore Ansicht des rechten Atriums nach Mapping mit dem VLCC-Katheter. Zur Darstellung kommt ein kritischer Tachykardie-Isthmus mit Early-Meets-Late-Linie (dunkelrote Linie). Blaue Markierungen repräsentieren Areale mit Erregbarkeit des rechten N. phrenicus unter Stimulation (Phrenicuscapture). Rechte Seite: Darstellung der Ablationsläsionen mit dem zirkulären PFA-Katheter (lila Punkte/Flächen) im Bereich des Tachykardie-Isthmus. Hell gefärbte lila Punkte/Flächen repräsentieren hier inkomplette Ablationsläsionen aufgrund technischer Fehlermeldungen (Elektrodenkontakt) oder abgebrochener Applikation.

 

In einer zweiten Prozedur erfolgte erneut die unkomplizierte Induktion der Tachykardie mittels Burst-Stimulation sowie ein LAT-Mapping mittels eines zirkulären Katheters mit variablem Loop (VLCC, VaripulseTM, Johnson & Johnson Medtech, Diamond Bar, CA, USA) mit identischem Tachykardieisthmus. Es erfolgte die unkomplizierte PF-Ablation der Tachykardie im kritischen Isthmus sowie aufgrund einer ausgeprägten Slow-Conduction weiter kranial die Ausweitung der Ablation im Sinne einer bicavalen Linie nach kranial. Im Bereich der kranialen Ablationsläsionen zeigte sich nach Abgabe der ersten von drei PF-Applikationen ein Sinusarrest mit Notwendigkeit der passageren antibradykarden Stimulation über den einliegenden CS-Katheter. Nach ca. 4 Minuten fand sich eine vollständige Erholung der Sinusknotenfunktion. Nach Beendigung der Prozedur war keine Tachykardie mittels programmierter und Burststimulation bis zu einer  Zykluslänge von 200 ms nicht mehr induzierbar. Im differential Pacing zeigte sich ein Block der bicavalen Linie. Sowohl in Stimulationsmanövern als auch fluoroskopisch fand sich eine intakte Zwerchfellfunktion rechts. Im Kurzzeit Follow-Up von ca. 2 Monaten fanden sich in den täglichen Smartwatch-Messungen keine Hinweise auf Tachykardierezidive.

Diskussion

Dieser Fall zeigt eine atypische Präsentation einer rechtsatrialen AT.. Insbesondere das Vorhandensein eines nativen Blocks des cavotrikuspidalen Isthmus ohne vorherige Ablation im Kontext einer stattgehabten Myokarditis ist außergewöhnlich und nicht vorbeschrieben.
Ein topographischer Zusammenhang von Ablationszielen im lateralen rechten Atrium mit dem rechten N. phrenicus ist ein klinisch relevantes Problem. Die Ablation mittels Pulsed Field Ablation ist hierbei aufgrund der relativen Gewebsselektivität eine vielversprechende Alternative, die in diesem Fall zu einer sicheren und effektiven Behandlung der Tachykardie führte. Weiterhin konnte in diesem Fall eine vergleichbare Auflösung des elektroanatomischen Maps  mittels einem dezidierten Mappingkatheter (Pentaray NAVTM, Johnson & Johnson Medtech) und dem VLCC beobachtet werden.. 
Zuletzt zeigt sich, dass eine bipolare PF-Ablation im Bereich des Sinusknotens zu einer Sinusknotendysfunktion führen kann. Sofern die Ablation frühzeitig (in diesem Fall nach einer von drei Applikationen) beendet wird, kann diese passager sein. 

Zusammenfassung

Dieser Fall illustriert eine rechtsatriale Reentrytachykardie mit nativ geblocktem cavotrikuspidalem Isthmus nach stattgehabter Myokarditis. Aufgrund der Lagebeziehung des kritischen Isthmus zum Verlauf des Nervus phrenicus konnte eine pulsed-field Ablation erfolgreich zur Terminierung der Tachykardie eingesetzt werden. 

Zum Autor

Dr. Leon Iden

Dr. Leon Iden ist Chefarzt der Elektrophysiologie am Herz- und Gefäßzentrum Bad Segeberg.

Dr. Leon Iden

Zur Autorin

Dr. Maryuri Lisbeth Delgado-Lopez

Dr. Maryuri Lisbeth Delgado-Lopez ist Assistenzärztin am Kardiologie, Herz- und Gefäßzentrum Bad Segeberg. Sie ist außerdem im Arbeitskreis Young EP der AGEP aktiv.

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