Wie E-Mails gegen Influenza helfen und Risiko-Gruppen schützen

Influenza-Infektionen tragen weltweit zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität bei und steigern das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse wie akuter Myokardinfarkte. Dr. Ankeet S. Bhatt, Kaiser Permanente Division of Research, verwies auf die Placebo-kontrollierte IAMI-Studie (Influenza Vaccination After Myocardial Infarction), die zeigte, dass Grippeschutzimpfungen die Häufigkeit schwerer kardiovaskulärer Ereignisse (MACE) reduzieren. Diese Erkenntnisse führten dazu, dass die Grippeschutzimpfung in kardiologischen Leitlinien ausdrücklich empfohlen wird. Trotz dieser klaren Empfehlung bleiben die Impfraten bei Herzinfarktpatientinnen und -patienten weiterhin unzureichend. Bhatt betonte den dringenden Bedarf an neuen Strategien, um die Impfquote in dieser Hochrisikogruppe zu verbessern.

In Dänemark erhalten etwa 80 % der älteren Erwachsenen eine Grippeimpfung, während nur etwa 40 % der jüngeren Erwachsenen mit chronischen Erkrankungen eine Grippeimpfung erhalten, erklärte der Kardiologe. Um effektive Ansätze zur Förderung der Grippeschutzimpfung zu identifizieren, untersuchten Bhatt und sein Team, ob E-Mail-basierte Informationsschreiben als sogenannte "Nudges" die Impfquoten in der breiten Bevölkerung, einschließlich älterer Erwachsener und Personen mit chronischen Erkrankungen, steigern können. Die Forschenden führten drei klinische Studien während der Grippesaisons 2022/23 und 2023/24 in Dänemark durch: NUDGE-FLU, NUDGE-FLU-2 und NUDGE-FLU CHRONIC.

In den Studien wurde der Effekt einer Reihe verhaltenswissenschaftlich fundierter Nudge-E-Mails untersucht, die über ein staatliches E-Mail-System versendet wurden. Insgesamt nahmen >2 Millionen Personen teil, darunter >59.000 Personen mit einer Herzinfarkt-Vorgeschichte (2,8 %). Die Teilnehmenden wurden randomisiert entweder einer Gruppe zugeordnet, die eine der motivierenden E-Mail-Nachrichten zur Förderung der Grippeschutzimpfung erhielt, oder einer Kontrollgruppe, die keine E-Mail-Nachrichten erhielt, sondern nur die Standardversorgung.

Im Vergleich zur Standardversorgung zeigten die Teilnehmenden, die eine Nudge-E-Mail erhielten, höhere Impfraten: Bei Erwachsenen mit Herzinfarkt-Vorgeschichte stieg die Impfquote um 1,8 Prozentpunkte, bei Erwachsenen ohne Herzinfarkt-Vorgeschichte betrug die Steigerung 1,3 Prozentpunkte. Der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen war nicht signifikant (P_int = 0,09).

Besonders wirksam war die E-Mail-Botschaft, die den potenziellen kardiovaskulären Nutzen der Grippeimpfung hervorhob. Sie führte zu einem Anstieg der Impfquote um 3,9 Prozentpunkte bei Personen mit Herzinfarkt-Vorgeschichte und um 2 Prozentpunkte bei Personen ohne Herzinfarkt-Vorgeschichte (P_int = 0,002).

Unter den Herzinfarkt-Überlebenden zeigte sich, dass eine E-Mail, welche die kardiovaskulären Vorteile der Grippeimpfung hervorhob, besonders erfolgreich bei jenen war, die in der vorherigen Grippesaison nicht geimpft worden waren. In dieser Gruppe stieg die Impfquote um fast 14 Prozentpunkte, während die Verbesserung bei Herzinfarkt-Überlebenden, die bereits zuvor geimpft worden waren, nur etwa 1,5 Prozentpunkt betrug (P_int = 0,001).

In der NUDGE-FLU-CHRONIC-Studie erwies sich der Hinweis auf die kardiovaskulären Vorteile der Grippeschutzimpfung als besonders wirksam bei jüngeren Erwachsenen, die kürzlich einen Herzinfarkt erlitten hatten. In dieser Gruppe führte die Intervention zu einem Anstieg der Impfquote um 26 Prozentpunkte im Vergleich zu 14 Prozentpunkte bei den anderen Personen. Bhatt wies darauf hin, dass insbesondere diese beiden Zielgruppen – Personen, die bisher ungeimpft sind, sowie Personen mit einem kürzlich erlittenen Herzinfarkt – am meisten vom kardiovaskulären Schutz einer Grippeimpfung profitieren könnten.

Kardiovaskulär ausgerichtete Botschaften erwiesen sich in der Analyse als effektive Strategie zur Förderung der Grippeschutzimpfung in der breiten Bevölkerung, insbesondere bei Hochrisikogruppen wie Herzinfarkt-Überlebenden. Bhatt betonte jedoch, dass diese Maßnahme allein nicht ausreicht, um alle Impflücken zu schließen. Ergänzende Strategien sind erforderlich, um die Präventionslücke vollständig zu adressieren. Aufgrund der ermutigenden Ergebnisse und der Skalierbarkeit dieser Methode könnte sie, nach globaler Validierung, zur Verbesserung der Impfraten weltweit beitragen.

Eine Limitation der Untersuchung besteht darin, dass sie auf einer vordefinierten Sekundäranalyse der Studien basiert. Das bedeutet, dass die Studien nicht primär darauf ausgelegt waren, diese spezifische Fragestellung zu beantworten. Zudem sind die Grippeimpfungsraten in Dänemark, insbesondere bei älteren Erwachsenen, hoch. In anderen Regionen der Welt sind die Impfquoten teils viel niedriger. Ob sich das auf die Wirksamkeit der Strategie auswirkt, müsse untersucht werden. In den USA liefen zudem bereits weitere Validierungsuntersuchungen, so Bhatt.

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