Evaluation von Effektivität und Sicherheit interventioneller Verfahren zur Therapie der Lungenarterienembolie in einem multidisziplinären Team

Merve Kural (Köln)1, A. C. Bunck (Köln)2, E. Celik (Köln)2, R. Wawer Matos Reimer (Köln)2, S. Baldus (Köln)3, C. Adler (Köln)1, S. Rosenkranz (Köln)4, T. Tichelbäcker (Köln)1

1Universitätsklinikum Köln Klinik III für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Internistische Intensivmedizin Köln, Deutschland; 2Universitätsklinik Köln Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie Köln, Deutschland; 3Herzzentrum der Universität zu Köln Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Internistische Intensivmedizin Köln, Deutschland; 4Herzzentrum der Universität zu Köln Klinik III für Innere Medizin Köln, Deutschland

 

Hintergrund: Die Lungenarterienembolie (LE) ist nach Myokardinfarkt und Schlaganfall die dritthäufigste kardiovaskuläre Todesursache mit einer unverändert hohen Mortalität. Zuletzt konnten interventionelle Therapieverfahren entwickelt werden, deren Einsatz nach den aktuellen ESC-Leitlinien durch ein LE-Team (LET) indiziert und evaluiert werden sollte. Ziel unserer Studie war ein Vergleich der verschiedenen Therapieoptionen hinsichtlich Komplikationen und Outcome anhand aller Patienten, die unserem LET vorgestellt wurden. 


Methodik:
 Es wurden alle LE-Patienten (n=81) analysiert, die unserem LET zwischen 07/21-08/23 vorgestellt und interdisziplinär evaluiert wurden. Es erfolgte eine statistische Auswertung (SPSS) von klinischem Outcome, Rechtsherzbelastungszeichen (RHB) im TTE und (periprozeduralen) Komplikationen während des stationären Aufenthaltes je nach Therapiegruppe. 


Ergebnisse:
 Es wurden insgesamt 42 Patienten konservativ, 16 mit i.v.-Lyse, 20 interventionell (17 mechanische Thrombektomien (seit 07/2021) und 3 ultraschallassistierte kathetergestützte Lysetherapien (seit 03/2023)) und 3 operativ behandelt. 

Patienten, die mittels interventioneller oder i.v.-Lysetherapie behandelt wurden, wiesen ein höheres LE-Risiko (PESI mean ≥136±52 bzw. 143±44, ESC-Hochrisiko in 50% bzw. 81%) und hohe CPR-Raten (35% bzw. 63%) auf. Dementsprechend war die Mortalität (35% bzw. 56%) höher als in der konservativen Gruppe (7%). Es zeigten sich keine behandlungsassoziierten Todesfälle. In 15% bzw. 19% kam es zu Blutungskomplikationen, in der Interventionsgruppe war keine Blutung prozedurassoziiert. In der Interventionsgruppe kam es zu zwei prozedurassoziierten Komplikationen (selbstlimit. pulmonale Blutung (bestrahlte Patientin), paradoxe Embolie bei PFO). 

Bezüglich der RHB zeigte sich nur in der Interventionsgruppe eine signifikante Reduktion zwischen Aufnahme und Entlassung (Tab. 2). Im Vergleich mit der konservativen Gruppe zeigte sich nach Intervention ein signifikant geringeres Auftreten eines D-Sign bei Entlassung (Tab. 3). 


Fazit:
 Die LE ist insbesondere in der Hochrisikogruppe weiterhin mit einer hohen Mortalität assoziiert. Interventionelle Verfahren scheinen eine hohe Sicherheit in der Anwendung und Effektivität auch bei schwerstkranken Patienten aufzuweisen. Weitere Daten aus größeren Kollektiven und kontrollierten Studien sind notwendig.

 

 

Tab. 1: Basisdaten und Komplikationen

 

Konservativ

(n=42)

i.v.-Lyse

(n=16)

Intervention

(n=20)

OP

(n=3)

Mean±SD

    

Alter

64±1

65±2

63±1

70±8

PESI

106±33

143±44

136±52

173±64

Systol. RR

133±27

104±60

91±49

88±76

n (%)

    

Weiblich

17 (41%)

13 (81%)

8 (40%)

2 (67%)

sPESI ≥1

35 (83%)

15 (94%)

20 (100%)

3 (100%)

Katecholamine

2 (5%)

11 (69%)

7 (35%)

2 (67%)

CPR

1 (2%)

10 (63%)

7 (35%)

1 (33%)

Low risk

3 (7%)

0 (0%)

0 (0%)

0 (0%)

Intermediate

low risk

15 (36%)

0 (0%)

0 (0%)

0 (0%)

Intermediate

high risk

24 (57%)

3 (19%)

10 (50%)

1 (33%)

High risk

0 (0%)

13 (81%)

10 (50%)

2 (67%)

Blutung

1 (2%)

3 (19%)

3 (15%)

0 (0%)

Tod

3 (7%)

9 (56%)

7 (35%)

2 (67%)

 

 

Tab. 2: Interventionsgruppe: RHB bei Aufnahme und Entlassung

RHB

Bei Aufnahme

n (%)

Bei Entlassung

n (%)

Exakte Sig. n. Fischer

(2-seitig)

D-Sign

11 (73%)

0 (0%)

<0.001

RV-Dilatation

14 (88%)

4 (31%)

0.003

RV>LV

11 (69%)

1 (8%)

0.001


 

Tab. 3: Konservative und Interventionsgruppe: RHB bei Entlassung

RHB

Konservative Gruppe

n (%)

Interventionsgruppe

n (%)

Exakte Sig. n. Fischer

(2-seitig)

D-Sign

10 (28%)

0 (0%)

0.045

RV-Dilatation

12 (33%)

4 (31%)

1

RV>LV

6 (17%)

1 (8%)

0.66







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