Diagnostische Genauigkeit der Dual-Energy CT-Pulmonalis-Angiographie versus Ventilations-/Perfusions-Szintigraphie in der Diagnostik der chronisch thromboembolischen pulmonalen Hypertonie

Merve Kural (Köln)1, M. Schmidt (Köln)2, A. C. Bunck (Köln)3, R. Gertz (Köln)3, T. Tichelbäcker (Köln)1, S. Baldus (Köln)4, S. Rosenkranz (Köln)5

1Universitätsklinikum Köln Klinik III für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Internistische Intensivmedizin Köln, Deutschland; 2Universitätsklinikum Köln Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin Köln, Deutschland; 3Universitätsklinikum Köln Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie Köln, Deutschland; 4Herzzentrum der Universität zu Köln Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Internistische Intensivmedizin Köln, Deutschland; 5Herzzentrum der Universität zu Köln Klinik III für Innere Medizin Köln, Deutschland

 

Hintergrund: Die chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) beschreibt eine Form der pulmonalen Hypertonie (PH), welche sich auf dem Boden von chronisch-rezidivierenden Lungenembolien entwickelt. Der Nachweis oder Ausschluss einer CTEPH ist im Rahmen der differentialdiagnostischen Abklärung einer PH essentiell und integraler Bestandteil der strukturierten PH-Diagnostik. Als Goldstandard zur Detektion pulmonaler Perfusionsdefekte gilt die Ventilations-/Perfusions-Szintigraphie (V/P-Szintigraphie) der Lunge. Jedoch stehen mittlerweile neue Verfahren wie die „Dual Energy“ CT-Pulmonalisangiographie (DECT) zur Verfügung, die mittels „Jod-Mapping“ auch eine Perfusionsanalyse ermöglicht. Ziel unserer Studie war der Vergleich von DECT und V/P-Szintigraphie hinsichtlich ihrer diagnostischen Genauigkeit zur CTEPH-Diagnostik. 

 

Methodik: Für die Studie wurden alle Patienten berücksichtigt, welche zwischen 05/2016 und 04/2021 an dem PH-Zentrum in Köln einer strukturierten PH-Diagnostik inklusive DECT und V/P-Szintigraphie zugeführt wurden. Als Goldstandard für die Diagnose CTEPH galt der finale Expertenkonsens des multidisziplinären CTEPH-Teams unter Berücksichtigung aller zur Verfügung stehenden Informationen inklusive klinischer Präsentation, Anamnese, Hämodynamik und Bildgebung (TTE, DECT, V/P-Szintigraphie, Pulmonalis-Angiographie). Die diagnostische Wertigkeit der Methoden wurde als Sensitivität und Spezifität sowie positiver prädiktiver Wert (PPV) und negativer prädiktiver Wert (NPV) ermittelt.

 

Ergebnisse: Es wurden insgesamt 318 Patienten mit strukturierter PH-Diagnostik eingeschlossen, von denen 71 die finale Diagnose einer CTEPH aufwiesen. Die Basisdaten sind Tabelle 1 zu entnehmen. Die diagnostische Wertigkeit von DECT und V/P-Szintigraphie ist in Tabelle 2 zusammengefasst. Die Sensitivität der DECT zur Detektion einer CTEPH betrug 90%, die Spezifität 91%. Für die V/P-Szintigraphie zeigte sich eine höhere Sensitivität von 99%, jedoch eine niedrigere Spezifität von 87%. Der PPV für DECT und V/P-Szintigraphie betrug 74% bzw. 70%, der NPV 97% bzw. 100%.

 

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse implizieren, dass sowohl die DECT als auch die V/P-Szintigraphie geeignete Verfahren zur Diagnose einer CTEPH sind. Die Sensitivität der DECT zeigt sich deutlich höher als publizierte Daten zur klassischen CT-Pulmonalis-Angiographie. Während die Sensitivität der V/P-Szintigraphie im Vergleich zur DECT weiterhin höher ist, weist die DECT eine höhere Spezifität auf und liefert zudem Informationen über ggf. differentialdiagnostisch relevante pulmonale Pathologien. Somit erscheinen beide Verfahren geeignet für die Diagnostik der CTEPH. Diese Daten sollten an größeren Kollektiven bestätigt werden.

 

Tabelle 1: Basisdaten und klinische Daten

 

Gesamt (N=318)

Keine PH/keine CTED (N=33)

CTED

(N=9)

PH ohne CTEPH (N=205)

CTEPH

(N=71)

Mittelwert±SD

 

 

 

 

 

Alter

66±13.4

64±12.1

59±12.8

67±12.6

61±15.2

BMI

28±7.3

28±5.4

26±3.6

29±7.1

28±7.3

n (%)

 

 

 

 

 

Weiblich

186 (58.5%)

21 (63.6%)

2 (22.2%)

129 (62.9%)

34 (47.9%)

Nizza-Klasse:

 

 

 

 

 

I (PAH)

80 (25.2%)

0 (0%)

0 (0%)

80 (39%)

0 (0%)

II (PH-LHD)

38 (11.9%)

0 (0%)

0 (0%)

38 (18.5%)

0 (0%)

III (PH-CLD)

29 (9.1%)

0 (0%)

0 (0%)

29 (14.1%)

0 (0%)

IV (CTEPH)

71 (22.3%)

0 (0%)

0 (0%)

0 (0%)

71 (100%)

V (other)

1 (0.3%)

0 (0%)

0 (0%)

1 (0.5%)

0 (0%)

 

Tabelle 2: Diagnostische Wertigkeit von CTPA und V/P-Szintigraphie hinsichtlich der Detektion einer CTEPH

 

DECT

V/P-Szintigraphie

Sensitivität

90%

99%

Spezifität

91%

87%

PPV

74%

70%

NPV

97%

100%

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