Diabetes-Kongress zielt auf Interdisziplinarität und Innovation

 

DDG-Kongress | Themen-Highlights: Der 59. Diabetes Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) findet unter Vorsitz des Kongresspräsidenten Prof. Martin Heni vom 28. bis 31. Mai 2025 in Berlin statt und steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Neue Dimensionen der Diabetologie – Individuell. Interdisziplinär. Innovativ.“

 

Mit jährlich rund 450.000 neu erkrankten Erwachsenen ist in der Prävalenz für Diabetes perspektivisch bis 2040 mit bis zu 12,3 Mio. Betroffenen zu rechnen.1 Da Begleit- und Folgeerkrankungen des Diabetes u. a. Hypertonie, Adipositas oder auch Herzerkrankungen umfassen, ist auch aus kardiologischer Sicht ein Blick ins Kongressprogramm lohnenswert.

Von:

Max Hendriks

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

30.05.2025

 

Bildquelle (Bild oben): Delpixel / Shutterstock.com

Highlights und Adipositas als gemeinsamer Risikofaktor

 

Zum Start äußert sich der Kongresspräsident zum Motto: „Unser Gesundheitswesen ist im Umbruch, wir erleben eine enorme Bandbreite von innovativen Ansätzen, individualisierter Therapie und interdisziplinärer Teamarbeit“. Das Event in Berlin sei daher „eine tolle Chance, im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Disziplinen neue Kooperationen zu knüpfen, die zu innovativen Lösungsansätzen beitragen“, so Heni.

 

Themen-Highlights bilden etwa die Versorgung von Typ-1-Diabetes betroffenen Kindern und Jugendlichen mit innovativer Technologie und personalisierter Behandlung, neugewonnene Erkenntnisse zur neuronalen Steuerung des Gehirns von Essverhalten und Stoffwechselprozessen sowie mögliche Hürden für Nutzerinnen und Nutzer von AID- (Automated Insulin Delivery) und CGM-Systemen (Continuous Glucose Monitoring).

 

Mit etwa 16 Millionen Adipositas-Betroffenen Menschen in Deutschland2 findet sich dieses Thema entsprechend prominent im Kongressprogramm wieder: Von Vorträgen und Workshops zu Therapie, Wechselwirkungen der Adipositas und Innovationen in diesen Bereichen bis hin zu diversen Posterpräsentationen. Das Symposium „Adipositas, Fettverteilung und Herzgesundheit: Neue Perspektiven und therapeutische Wege“ schlägt die Brücke zur Kardiologie und thematisiert Perspektiven bei der gemeinsamen Behandlung von Adipositas und Herzinsuffizienz.

 

Des Weiteren werden neueste Erkenntnisse zu den Zertifizierungen von Krankenhaus-Fachabteilungen oder Diabeteszentren vorgestellt. Die Unterteilung in „Diabetes Exzellenzzentren“ oder das Sichtbarmachen von spezifischen Kompetenzbereichen wie „Diabetes und Psyche“ oder „Diabetes und Fuß“ soll Patientinnen und Patienten eine verlässliche Orientierungshilfe bieten: Krankenhäuser mit Zertifikat zeigen eine geringere Krankenhaussterblichkeit bei der Hauptdiagnose Diabetes.

Online und vor Ort werden vielfältige Vorträge, Workshops, Seminare, Symposien und Posterpräsentationen angeboten. Rund 6.000 Teilnehmende nutzen die Gelegenheit zum Wissensaustausch, zur Weiterbildung und zum interdisziplinären Networking.

 

Im Programm stehen dabei u. a. Themen wie individualisierte Therapiekonzepte, interdisziplinäre Zusammenarbeit, technologische und medikamentöse Innovationen sowie die Digitalisierung im Gesundheitswesen im Fokus.

Therapieneuheiten und -schnittstellen

 

Der Faktor „Innovation“ aus dem Kongressmotto spiegelt sich auch in den Programmpunkten zu Therapieneuheiten wider. So thematisiert ein Symposium die Entwicklungen auf dem Gebiet der Inselzelltransplantation und neue Ansätze zu regenerativen Therapien – z. B. mittels induzierter pluripotenter Stammzellen. Dazu ist ein gesamter Posterbereich für „Neue Technologien“ angelegt.

 

Weitere therapeutisch fokussierte Programmpunkte schließen auch Medikamente ein, die aus der Behandlung von kardiologischen Erkrankungen bekannt sind. So wird der GLP-1-Rezeptor-Agonist Semaglutid in einem Industriesymposium auf Wechselwirkung von Diabetesbehandlung und bestimmten Organen „auf Herz und Nieren geprüft“. Darüber hinaus werden SGLT2-Inhibitoren diskutiert – mit Fokus auf deren kardioprotektive Wirkmechanismen. Ein weiteres Symposium thematisiert den Einfluss medikamentöser Innovationen in der Diabetologie auf Fachgebiete wie die Kardiologie und Nephrologie – u. a. mit dem Blick auf den SGLT2-Hemmer Empagliflozin oder SGLT2-Inhibitoren und GLP1-Rezeptoragonisten.

Insights aus der Kardiologie

Angesichts der im Kongressmotto erwähnten Interdisziplinarität lohnt sich auch ein Blick auf weitere Beiträge im Programm mit direktem Bezug zum Fachgebiet der Kardiologie. So skizziert eine Case-based-Learning-Session unter dem Vorsitz von Prof. Katharina Marx-Schütt praktische klinische Empfehlungen für Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes und unterschiedlichen kardiovaskulären Erkrankungen. In einem weiteren Symposium zu „Diabetes und Herzinsuffizienz“ wird erneut die Wahrnehmung für Diabetologen für die gemeinsame Betreuung dieser Komorbidität geschärft – mit Empfehlungen zu Diagnose und Therapie der Herzinsuffizienz, u. a. mit einem Vortrag von Prof. Birgit Aßmus, Rubrikleiterin „Herzinsuffizienz“ bei Herzmedizin.de.

 

Eine Lightning-Talks-Sitzung führt vom Status quo der Verbindung von kardiovaskulärer Gesundheit und Diabetes bis hin zu „Zukunftsperspektiven für kardiovaskuläre Outcomes“. Prof. Nikolaus Marx, Rubrikleiter „Herz und Diabetes“ bei Herzmedizin.de, referiert über neue Daten zu Herz und Niere als Inkretin-(Co-)Agonisten. Schließlich werden bei Symposien zur peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) und Lipidsenkung bei Diabetes Themengebiete einbezogen, die für den kardiologischen Kontext generell ebenfalls besondere Relevanz haben.


Referenzen

  1. Tönnies T et al. Projected number of people with diagnosed Type 2 diabetes in Germany in 2040. Diabet Med. 2019 Oct;36(10):1217-1225. doi: 10.1111/dme.13902. Epub 2019 Feb 13. PMID: 30659656.
  2. Mensink, G et al. Übergewicht und Adipositas in Deutschland. Bundesgesundheitsbl. 56, 786–794 (2013). https://doi.org/10.1007/s00103-012-1656-3.

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