Lauterbach eröffnet ersten BILD-Herzgipfel

 

Beim ersten BILD-Herzgipfel am 18. April 2024 in Berlin diskutierten rund 100 Expertinnen und Experten aus Medizin, Forschung und Politik über die Zukunft der Herzgesundheit. Ein besonderer Fokus der ganztägigen Veranstaltung lag auf dem Thema der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eröffnet wurde der Kongress von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach als Schirmherr der Nationalen Herz-Allianz (NHA). In seiner Rede ging er unter anderem auf das geplante „Gesundes-Herz-Gesetz" ein.

Von:

Martin Nölke

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

19.04.2024

 

Bildquelle (Bild oben): BILD-Herzgipfel / Dirk Lässig

„Wir haben nirgendwo ein so großes Potenzial wie bei den Herzkreislauf-Erkrankungen“, erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zur Eröffnung des ersten BILD-Herzgipfels in Berlin und verwies auf das große Potenzial für Gesundheitsverbesserungen im Herz-Kreislauf-Bereich. Oftmals würde angenommen, dass Krebserkrankungen im Vergleich zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinsuffizienz die „größere Hiobsbotschaft“ seien. Diese Auffassung sei jedoch ein weit verbreitetes Missverständnis; der Bundesgesundheitsminister verdeutlichte die schlechte Prognose zur Lebenserwartung bei Herzschwäche. Hinzukommt, dass kardiovaskuläre Risikofaktoren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu weiteren Folgeerkrankungen führen können, so begünstige Bluthochdruck Vorhofflimmern, das wiederum das Demenzrisiko erhöhe. 

Kernpunkte vom Gesundes-Herz-Gesetz

 

Um dem zu begegnen, wurde im Bundesgesundheitsministerium (BMG) der Beschluss gefasst: „Wir machen ein Gesetz nur für das Herz – ‚Gesundes-Herz-Gesetz‘ “, so Lauterbach. Das neue Gesetz zielt darauf ab, kardiovaskuläre Risikofaktoren wie erhöhtes LDL-Cholesterin, Hypertonie und Diabetes möglichst früh zu erkennen und zu therapieren. So soll im Rahmen der U9-Untersuchung bei 5- bis 6-Jährigen auf familiäre Hypercholesterinämie gescreent werden, um frühzeitig gegenzusteuern  und vermeidbare Herzinfarkte zu verhindern. Ausgehend von betroffenen Kindern ließen sich so zudem weitere Betroffene in der Familie identifizieren (Kaskadenscreening): „Damit hilft man typischerweise der gesamten Familie.“

 

Das Gesetz sieht darüber hinaus ein Gutschein-System für Herz-Check-ups im Alter von 25, 35 und 50 Jahren vor. Diese Vorsorgeuntersuchungen sollen dazu beitragen, dass Personen mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko aufgrund von genetischer Prädisposition oder ungesundem Lebensstil, früher erkannt und behandelt werden können, was die Betroffenen vor schwerwiegenderen Gesundheitsfolgen, beispielsweise durch Bluthochdruck, bewahren kann. Zudem sei eine jährliche Erstattungsfähigkeit bei der Raucherentwöhnung geplant.

 

Das Gesundes-Herz-Gesetz solle noch vor der Sommerpause vorgelegt werden. Neben besserer Prävention wies Lauterbach auf weitere Gesetze hin, die Menschen helfen sollen, die bereits von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen sind.

©Dirk Lässig Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, Schirmherr der Nationalen Herz-Allianz (NHA), eröffnet den BILD-Herzgipfel. Bildquelle: BILD-Herzgipfel / Dirk Lässig

Medizinforschungsgesetz und Digitalisierung

 

„Wir werden es schaffen, dass in Deutschland die [klinischen; Anm. d. Red.] Studien innerhalb von 26 Arbeitstagen bearbeitet sind“, versprach der Bundesgesundheitsminister hinsichtlich einer Beschleunigung und Vereinfachung bei der Beantragung klinischer Studien, wofür er spontanen Applaus vom Fachpublikum erhielt. Deutschland sei bei klinischen Studien im internationalen Vergleich in den letzten Jahren immer weiter zurückgefallen: „Wir waren mal Rang 2 weltweit; wir werden durchgereicht.“ Mit dem geplanten Medizinforschungsgesetz würden Studien einfacher, unbürokratischer und schneller. „Wir werden das massivst beschleunigen“, betonte Lauterbach. Der Kabinettsbeschluss stehe schon; das Medizinforschungsgesetz werde wie das Herz-Gesetz vor der Sommerpause vorgelegt.

 

Zudem verwies der Bundesgesundheitsminister auf das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) und das Digital-Gesetz (DigiG). Deutschland wäre in der Vergangenheit hinsichtlich Digitalisierung oft „belächelt“ worden, was „weh getan“ habe. Mit der elektronischen Patientenakte (ePA) und der datenschutzkonformen KI-basierten Auswertung gesundheitsbezogener Daten zur Versorgungsverbesserung werde nun intensiv am digitalen Fortschritt gearbeitet. 

 

„Die deutsche Lösung war immer: Es bleibt alles, wie es ist, aber es gibt mehr Geld“, kritisierte Lauterbach und zeigte sich zuversichtlich: „Bei Digitalisierung und bei den klinischen Studien werden wir nach vorne preschen.“

Zusammenarbeit gefordert

 

Für die erfolgreiche Umsetzung der Gesetze sei eine enge Zusammenarbeit mit den medizinischen Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), die Lauterbach für ihre Kooperation ausdrücklich lobte, sowie mit der Politik und mit der Gesellschaft erforderlich. Auch eine „faire Begleitung durch die Presse“ sei notwendig, weshalb auch Veranstaltungen wie der BILD-Herzgipfel und die Präsenz des Themas Herzgesundheit in den Medien wichtig sei. Abschließend beschwor der Bundesgesundheitsminister Einigkeit für das Ziel einer besseren Gesundheitsversorgung: „Wir müssen hier alte Grabenkämpfe zurücklassen. Das können wir nur schaffen, indem wir zusammenarbeiten. Für diese Zusammenarbeit spüre ich die Bereitschaft in der Bevölkerung, aber auch bei allen Beteiligten.“


Impressionen vom BILD-Herzgipfel 2024

Bildquelle: BILD-Herzgipfel / Dirk Lässig

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