Das Ministerium für Schule und Bildung des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen hat eine Kooperationsvereinbarung zur verpflichtenden Einführung eines Reanimationsunterrichtes ab dem Schuljahr 2026/27 in der Sekundarstufe I getroffen. Unter dem Motto „Leben retten will gelernt sein“ soll gewährleistet werden, dass alle Schülerinnen und Schüler im Zeitraum zwischen Klasse 7 bis 9 eine Schulung zur Laienreanimation mit einer Dauer von 90 Minuten absolvieren.
Um die Umsetzung zu ermöglichen, sollen alle ca. 2.100 allgemeinbildenden Schulen des Bundeslandes mit einer Sekundarstufe I über Rettungspuppen und geschultes Lehrpersonal verfügen – die Schulungen für die Lehrerinnen und Lehrer beginnen im September. Ziel ist die Vermittlung des Konzepts „Prüfen, Rufen, Drücken“, das zur Vermittlung von Wiederbelebungskompetenz entwickelt wurde.
Eine Auswertung des Modellprojektes „Laienreanimation an Schulen in Nordrhein-Westfalen“ 2020 hatte bereits ergeben, dass schon Kinder im Alter von 10–12 Jahren eine effektive Thoraxkompression durchführen können. Die Schülerinnen und Schüler sollen das Gelernte im Familienalltag teilen und werden damit ein wichtiger Faktor zur Wissensverbreitung, wie bei einem Herzstillstand zu reagieren ist.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst erläutert die Notwendigkeit dieser Maßnahme: „Ob im Straßenverkehr, am Arbeitsplatz oder in den eigenen vier Wänden: Jeder kann zum Lebensretter werden. Wie es richtig geht, muss man lernen – und zwar schon in der Schule. Mit dem verpflichtenden Wiederbelebungsunterricht ab dem Schuljahr 2026/27 vermitteln wir Schülerinnen und Schülern das notwendige Wissen, um im medizinischen Notfall richtig zu handeln und Leben zu retten. Solche Kompetenzen weiterzugeben, ist Teil unseres Bildungs- und Erziehungsauftrags.“
Auch das Mitwirken von Institutionen aus dem medizinischen Feld spielt eine entscheidende Rolle. So unterstützen u. a. die Deutsche Herzstiftung, der Deutsche Rat für Wiederbelebung, das Deutsche Rote Kreuz und mehrere Universitätskliniken das Projekt. Dabei wird beispielsweise Personal für Schulungen bereitgestellt oder es werden Übungsmaterialien subventioniert.
Schulministerin Dorothee Feller dankt den beteiligten Partnern: „Dieses Bündnis zeigt, was möglich ist, wenn verschiedene Institutionen mit unterschiedlichen Beiträgen ein gemeinsames Ziel verfolgen. Jeder einzelne Beitrag eines jeden Partners ist ein großer Gewinn für die Laienreanimation von Schülerinnen und Schüler. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass unsere Schülerinnen und Schüler auf den Ernstfall gut vorbereitet sind.“
Bereits 2014 sprach der Schulausschuss der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Bundesländer die Empfehlung aus, Lehrkräfte für einen Reanimationsunterricht schulen zu lassen. Einer Umfrage von 2022 zufolge gab es zwar in allen Bundesländern Angebote dazu für die Schüler, jedoch meist nur in einer Testphase oder nicht flächendeckend. Nur in 2 Bundesländern (Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern) konnte eine lückenlose Umsetzung vermeldet werden.
Bei der verpflichtenden Einführung des Reanimationsunterrichts ist die Lage ähnlich, aktuell haben viert Bundesländer die feste Aufnahme in den Lehrplan beschlossen. Vorreiter war im November 2024 Hessen: Im Schuljahr 2024/25 führte das Bundesland nach einer Pilotphase mit 30 Schulen das Programm in weiteren 180 Schulen ein, innerhalb von 3 Jahren sollen dann alle weiterführenden Schulen abgedeckt sein. Die Umsetzung wird dabei entweder über die Einbindung in den Regelunterricht in den Fächern Biologie oder Sport oder mit Projekttagen gestaltet.
Ende Januar 2025 beschloss auch Niedersachsen, die Ausbildung zu Wiederbelebungsmaßnahmen ab 2026 fest im Schulalltag zu verankern. Im Juli folgte Nordrhein-Westfalen und im Oktober zog Rheinland-Pfalz als viertes Bundesland nach. Ab dem Schuljahr 2026/27 wird dort im Biologieunterricht der Sekundarstufe I verpflichtend über Wiederbelebungsmaßnahmen aufgeklärt. Bereits seit 2019 bietet darüber hinaus das Projekt „Herzsicher in der Schule – Rheinland-Pfalz“ Schulungen für Lehrkräfte zum Thema an. Seit Frühjahr dieses Jahres stellt ein Online-Angebot des Bildungsportals Wiederbelebung in Schulen schon ergänzend Präsenzschulungen zur Verfügung.