Eisenmangel (ID) ist eine häufige Komorbidität bei Herzinsuffizienz (HI) und trägt zur Symptomschwere und einer schlechteren Prognose bei. Die ESC-Leitlinie von 2023 empfiehlt eine intravenöse Eisensupplementierung bei HFrEF/HFmrEF und ID.2
Eine orale Eisengabe wäre allerdings komfortabler und besser umsetzbar. Frühere Studien zeigten jedoch, dass eine orale Eisentherapie mit Eisenpolysacchariden die Eisenspeicher nur minimal auffüllte und die körperliche Leistungsfähigkeit nicht verbesserte.3
Im Gegensatz zu Eisenpolysacchariden handelt es sich bei Eisen(III)-Maltol um einen niedermolekularen Eisenkomplex. Eisen(III)-Maltol ist als orales Eisenpräparat zugelassen zur Behandlung von Eisenmangel und in vorhergehenden Studien konnte bereits gezeigt werden, dass die Einnahme von Eisen(III)-Maltol die Hämoglobin-Spiegel bei Patientinnen und Patienten mit pulmonaler Hypertonie und Eisenmangelanämie (IDA) signifikant verbesserte.4
Das Ziel der ORION-HF-Studie war es, zu überprüfen, ob sich Tabletten mit Eisen(III)-Maltol als Alternative zu Eiseninfusionen bei Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz und IDA eignen, um den Eisenmangel auszugleichen.
In die offene, einarmige, multizentrische Studie ORION HF wurden 50 Patientinnen und Patienten mit symptomatischer HI und IDA eingeschlossen. Die Tabletten mit Eisen(III)-Maltol (30 mg, bid) wurden über 16 Wochen zusätzlich zur Standardbehandlung eingenommen. Haupteinschlusskriterien waren: Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse II-IV); jegliche linksventrikuläre Funktion (LVEF) und eine milde bis moderate IDA beim Screening (definiert als Hämoglobin-Spiegel ≥8 g/dl und <12 g/dl bei Frauen oder ≥9 g/dl und <13 g/dl bei Männern und Ferritin <100 µg/l oder Ferritin 100-299 µg/l plus Transferrinsättigung <20 %).
Hauptausschlusskriterien waren u. a. intravenöse Eisengaben oder Bluttransfusionen in den letzten 3 Monaten, schwere Niereninsuffizienz (eGFR <20ml/min oder dialysepflichtig) sowie geplante Operationen oder kardiale Prozeduren in den nächsten 16 Tagen.
Als primärer Endpunkt wurde die Änderung der Hämoglobin-Spiegel in 16 Wochen nach Beginn der Therapie bestimmt. Zu den sekundären Endpunkten gehörten: Eisenindizes, 6-Minuten-Gehstrecke, Lebensqualität (QoL) und Schweregrad der Herzinsuffizienz.
In die Datenanalyse gingen 41 Personen ein (mindestens eine Dosis Studienmedikation und abgeschlossene Visite an Woche 16) mit folgenden Baseline-Charakteristika: medianes Alter 80 Jahre, 32 % Frauen, 39 % LVEF<50 % und 61 % LVEF≥50 %. Der mediane Hämoglobin-Spiegel betrug 11,4 (g/dl) und die mediane Transferrinsättigung von 14 % zeigte, dass ein deutlicher Eisenmangel vorlag. 80 % der Patientinnen und Patienten hatten eine Transferrinsättigung <20 %.
Die Behandlung mit Eisen(III)-Maltol erhöhte den Hämoglobin-Spiegel nach 16 Wochen signifikant um 1,4 g/dl von 11,4 g/dl auf 12,8 g/dl (p <0,001). Die Verbesserungen der Hämoglobin-Spiegel waren vergleichbar in den Subgruppen stratifiziert nach Transferrinsättigung (<20 % vs. ≥20 %), NT-proBNP (<Median vs. ≥Median) und LVEF (<50 % vs. und ≥50 %). Auch Eisen und Eisenindizes wurden signifikant erhöht. Die Verbesserungen traten bereits innerhalb der ersten 8 Behandlungswochen auf. Weiterhin nahmen Lebensqualität und 6-Minuten-Gehstrecke signifikant zu, wohingegen NT-proBNP-Werte unverändert blieben.
Insgesamt war die Behandlung mit Eisen(III)-Maltol gut verträglich. Bei 46 % der Patientinnen und Patienten traten jedoch gastrointestinale Nebenwirkungen auf (Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen), was bereits in früheren Studien zur oralen Eisentherapie (auch unter Placebo) beobachtet wurde. Im Studienverlauf kamen 2 Todesfälle vor, allerdings ohne kausalen Zusammenhang zur Studienmedikation (septischer Schock und plötzlicher Herztod bei Kammerflimmern).
Eisen(III)-Maltol könnte eine praktikable orale Alternative zu i.v.-Eisentherapie bei Herzinsuffizienz darstellen und somit den im Alltag herausfordernden logistischen Aufwand einer intravenösen Therapie umgehen. Dem gegenüber stehen die bekannten gastrointestinalen Nebenwirkungen einer oralen Eisensubstitution und mögliche Compliance-Probleme. Zunächst sind jedoch größere, Placebo-kontrollierte Studien notwendig, um die langfristige Wirksamkeit der oralen Eisentherapie bezüglich Belastbarkeit und klinischer Ereignisse bei HI zu evaluieren.