Prof. Paul M. Ridker aus Boston hat am Freitag, den 31. August 2024, auf dem ESC-Kongress in London eine neue Analyse der Women’s Health Study vorgestellt und gleichzeitig im New England Journal of Medicine publiziert.1,2
Die große populationsbezogene Untersuchung hat 27.939 initial gesunde Frauen in den USA eingeschlossen, mittleres Alter 54,7 Jahre, welche über 30 Jahre nachbeobachtet wurden. Der primäre Endpunkt der Studie war die Kombination aus Myokardinfarkt, koronarer Revaskularisierung, Schlaganfall und kardiovaskulärem Tod.
Jeder der drei Biomarker LDL-Cholesterin (LDL-C), Lipprotein (a) (Lp(a)) und hochsensitives C-reaktives Protein (hsCRP) korreliert mit dem kardiovaskulären Risiko. Der Vorhersagewert aller drei Parameter war jeweils unabhängig von klassischen Risikofaktoren und den anderen beiden Parametern. Die Analysen zeigen weiterhin, dass die Ergänzung von zwei oder drei dieser Faktoren jeweils unabhängig die Vorhersagekraft verbessert. Am deutlichsten wird die präventive Bedeutung, wenn Frauen in der jeweils obersten Quintile von LDL-C, Lp(a) und CRP analysiert wurden. Die Prädiktion war konsistent für die verschiedenen Komponenten des primären Endpunktes.
Eine Neuigkeitswertanalyse liegt in dem Konzept einer einmaligen Bestimmung der breit verfügbaren Serumparameter LDL-C, Lp(a) und CRP zur signifikanten Verbesserung der Risikobeurteilung. Alle drei Parameter betreffen Domänen der Pathogenese der Atherosklerose, die durch spezifische Therapieansätze adressierbar sind. Dies ist für das LDL-Cholesterin am besten dokumentiert. Auch für Lp(a) sind neue potente Wirkstoffe zur Senkung in Phase-3-Studien der klinischen Entwicklung. Die dritte Domäne, die vaskuläre Inflammation, rückt zunehmend in den Fokus; aktuell steht niedrig dosiertes Colchicin zur Verfügung. Die neuen ESC-Leitlinien zur chronischen KHK empfehlen Colchicin mit IIa/A,3 in den USA ist Colchicin für Personen mit Atherosklerose und erhöhtem CRP zugelassen. Weitere Angriffspunkte, z. B. Interleukin-6, sind aktuell in klinischer Erprobung. Die Analyse weist indirekt auch auf eine additive Wirkung von Therapiestrategien zur Senkung von LDL-C, Lp(a) und CRP hin.