SURPASS-CVOT ist eine kardiovaskuläre Outcome-Studie zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit von Tirzepatid im Vergleich zu Dulaglutid bei Erwachsenen mit Typ‑2‑Diabetes und etablierter atherosklerotischer Herz‑Kreislauf‑Erkrankung. Primärer Endpunkt war die Nicht‑Unterlegenheit hinsichtlich schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse (MACE‑3: kardiovaskulärer Tod, Myokardinfarkt oder Schlaganfall) gegenüber Dulaglutid, das in der REWIND-Studie3 einen signifikanten kardiovaskulären Nutzen gezeigt hatte.
An der ereignisgesteuerten, randomisierten, doppelblinden Phase‑3‑Studie nahmen >13.000 Personen an 640 Standorten in 30 Ländern teil. Die Teilnehmenden wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert, um die maximal verträgliche Dosis von Tirzepatid (5 mg, 10 mg oder 15 mg) oder Dulaglutid (1,5 mg) zu erhalten. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug >4 Jahre.
Laut Unternehmensangaben erreichte Tirzepatid den primären Endpunkt mit einer um 8 % geringeren Rate an MACE‑3‑Ereignissen gegenüber Dulaglutid (Hazard Ratio 0,92; 95,3%KI [0,83;1,01], p=0,086) und erfüllte damit die Kriterien für Nicht‑Unterlegenheit (obere Grenze des 95,3%‑KI <1,05). Die Ergebnisse waren über alle 3 Komponenten des MACE‑3-Endpunkts konsistent. Zudem war die Gesamtmortalität unter Tirzepatid um 16 % niedriger (HR 0,84; 95%KI [0,75;0,94], p=0,002).
Darüber hinaus zeigte Tirzepatid im Vergleich zu Dulaglutid größere Verbesserungen bei HbA1c, Körpergewicht sowie kardiovaskulären Biomarkern, inklusive Lipiden und systolischem Blutdruck.
Eine vorab spezifizierte indirekte Analyse übereinstimmender Patientendaten aus den REWIND‑ und SURPASS‑CVOT‑Studien ergab gegenüber einem berechneten Placebo eine Reduktion des MACE‑3‑Risikos um 28 % (HR 0,72; 95%KI [0,55;0,94]) und der Gesamtmortalität um 39 % (HR 0,61; 95%KI [0,45;0,82]).
In einer Subgruppenanalyse bei Teilnehmenden mit hohem oder sehr hohem Risiko für chronische Nierenerkrankungen verlangsamte Tirzepatid den Rückgang der eGFR nach 36 Monaten um 3,54 ml/min/1,73 m2 gegenüber Dulaglutid (95%KI [2,57;4,50]).
Das Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil beider Wirkstoffe entsprach den bisherigen Erkenntnissen. Am häufigsten wurden gastrointestinale Nebenwirkungen berichtet, die überwiegend leicht bis mittelschwer und zumeist nach Abschluss der Dosissteigerung verschwanden. Therapieabbrüche aufgrund unerwünschter Ereignisse traten bei 13,3 % der Tirzepatid‑Gruppe und 10,2 % der Dulaglutid‑Gruppe auf.
Detaillierte Ergebnisse sollen auf der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) im September 2025 präsentiert und in einer Fachzeitschrift mit Peer‑Review veröffentlicht werden. Die Daten wurden bisher ausschließlich in einer Unternehmens‑Pressemitteilung kommuniziert; eine begutachtete Publikation steht noch aus.
Aktuelle Studien zeigen, dass GLP1-Rezeptor-Agonisten zusätzlich zu positiven Effekten auf den Blutzucker und einer Gewichtsreduktion bei Personen mit und ohne Diabetes mellitus Typ 2 kardiovaskuläre Ereignisse reduzieren. Es ist bisher jedoch nicht bewiesen, ob die zusätzliche Modifikation weiterer intestinaler Hormone ebenfalls erstens harte kardiovaskuläre Endpunkte reduzieren kann und zweitens sicher ist.
Für Tirzepatid, einem dualen Agonisten an den GIP- und GLP-1-Rezeptoren, liegen umfangreiche positive Studienergebnisse zur Gewichtsreduktion, Blutzuckersenkung (SURMOUNT-1) und Verbesserung der Lebensqualität bei Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion (SUMMIT) vor. Im großen Unterschied zu bisher vorliegenden Endpunkt-Studien mit Inkretin-modifizierenden Medikamenten wurde in der großen, randomisierten SURPASS-CVOT-Endpunkt-Studie der GIP-/GLP-1-Rezeptor-Agonist Tirzepatid nicht mit Placebo, sondern mit einer wirksamen Substanz, dem GLP-1-Rezeptor-Agonisten Dulaglutid verglichen. Für Dulaglutid wurde bei Diabetes mellitus Typ 2 in der großen REWIND-Studie eine Reduktion des kombinierten Endpunktes Herzinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskulärer Sterblichkeit gegenüber Placebo gezeigt.3 Eine weitere Besonderheit ist die gute Diabetes-Begleittherapie, ca. 30 % der Studienteilnehmenden in SURPASS-CVOT waren mit einem SGLT2-Hemmer behandelt.2
Die bisher vorliegenden Informationen zu SURPASS-CVOT beruhen auf einer Pressemitteilung, daher muss vor einer belastbaren Interpretation die Veröffentlichung abgewartet werden, die für den EASD-Kongress im September in Wien angekündigt wurde. Die berichteten ersten Ergebnisse liefern jedoch sehr wichtige Informationen zur Sicherheit und Verträglichkeit des dualen GIP-/GLP-1-Rezeptor-Agonisten Tirzepatid und bestätigen die bereits vorliegenden Studien. Die veröffentlichten positiven Effekte auf harte klinische Endpunkte – im Vergleich zu dem GLP-1-Rezeptor-Agonisten Dulaglutid und quantitativ hochrelevant im berechneten Vergleich zu Placebo – haben das Potenzial zu einer signifikanten Erweiterung des therapeutischen Armamentariums zur Behandlung der häufigen metabolischen Komorbiditäten unserer kardiologischen Patientinnen und Patienten.
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