In der klinischen Praxis stellt sich in der interventionellen Kardiologie häufig die Frage, ob bei Patientinnen und Patienten, die sich einer nichtkardialen Operation unterziehen muss, ein Stent implantiert werden soll oder nicht. Eine Thrombozytenaggregationshemmung, die für mindestens einen Monat nach der PCI als notwendig erachtet wird, ist oft von Vorteil, wenn sie auf sechs oder zwölf Monate verlängert wird. Aspirin wird auf unbestimmte Zeit empfohlen, birgt jedoch auch ein Blutungsrisiko für Personen, die im Verlauf operiert werden müssen.
An der Studie nahmen 926 Patientinnen und Patienten teil, die vor mehr als einem Jahr eine perkutane Koronarintervention mit DES bekommen hatten und sich nun einer elektiven nichtkardialen Operation unterzogen. Die Teilnehmenden wurden 1:1 randomisiert und erhielten 5 Tage vor der elektiven nichtkardialen Operation entweder weiterhin Aspirin, oder es wurden alle Thrombozytenaggregationshemmer abgesetzt. Es wurde empfohlen, die Thrombozytenaggregationshemmung spätestens 48 Stunden nach der Operation wieder aufzunehmen. Der primäre Endpunkt war eine Kombination aus Tod jeglicher Ursache, Myokardinfarkt, Stentthrombose oder Schlaganfall zwischen 5 Tagen vor und 30 Tagen nach einer nichtkardialen Operation. Das Durchschnittsalter betrug 68,5 Jahre und 24 % waren Frauen. Im Durchschnitt lag die PCI 6,3 Jahre vor der nichtkardialen Operation, 84 % der Teilnehmenden hatten Stents der zweiten Generation oder neuer. Vor der Randomisierung erhielten 39 % der Personen eine Aspirin-Monotherapie, 23 % eine P2Y12-Inhibitor-Monotherapie und 34 % eine duale Thrombozytenaggregationshemmung, die in der Versuchsgruppe alle abgesetzt wurden. Bei den meisten Operationen wurde ein geringes bis mittleres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (89 %) und Blutungen (88 %) eingestuft.
Die Ereignisrate (insgesamt n=9 ischämische Ereignisse) war viel niedriger als erwartet, und es ist schwierig, aus dieser Studie echte Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Häufigkeit von Blutungen betrug 6,5 % bzw. 5,2 % und war damit ebenfalls zu niedrig, um einen Unterschied zwischen den Gruppen feststellen zu können. Diese klinisch relevante Frage verdient weitere groß angelegte, ausreichend fundierte Studien.