In der Therapie der kardiovaskulären Risikoreduktion bei Patientinnen und Patienten mit Typ 2 Diabetes haben GLP-1-Rezeptor-Agonisten und SGLT2-Inhibitoren in der 2023 ESC „Leitlinie zum Management kardiovaskulärer Erkrankungen bei Patienten mit Diabetes“ eine Klasse IA-Empfehlung. Für den GLP-1-Rezeptor-Agonisten Semaglutid konnte in der SUSTAIN-6-Studie für die subkutan zu applizierende Form eine hochsignifikante Risikoreduktion kardiovaskulärer Endpunkte gezeigt werden. Da ein Teil der Patientinnen und Patienten eine Injektionstherapie ablehnt, wurde eine orale Applikationsform von Semaglutid entwickelt. Für orales Semaglutid konnte in der PIONEER-6 kardiovaskuläre Sicherheit gezeigt werden. Die jetzt beim ACC in Chicago vorgestellte SOUL-Studie untersuchte die Wirkung von oralem Semaglutid vs. Placebo auf kardiovaskuläre und Nierenendpunkte bei Patientinnen und Patienten mit Typ 2 Diabetes und/oder chronischer Nierenerkrankung.
Es handelt sich um eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie, in der 9.650 Patientinnen und Patienten mit Typ 2 Diabetes auf Semaglutid oral oder Placebo randomisiert wurden. Primärer Endpunkt war der kombinierte Endpunkt von kardiovaskulärem Tod, nicht-fatalem Myokardinfarkt oder Schlaganfall. Im mittleren Follow-up von 47,5±10,9 Monaten führte die Therapie mit oralem Semaglutid zu einer 14 %igen relativen Risikoreduktion für den primären 3-Punkt-MACE-Endpunkt (HR 0,86; 95%KI [0,77-0,96]; p=0,006). Unerwünschte Ereignisse traten bei 47,9 % Personen in der oralen Semaglutid-Gruppe und 50,3 % in der Placebo-Gruppe auf.
Parallel zur Präsentation dieser Studie erschien eine zweite Publikation zur Wirkung von oralem Semaglutid vs. Placebo bei gleichzeitiger Therapie mit einem SGLT2-Inhibitor als Subanalyse von SOUL.3 In SOUL hatten 27,9 % aller Patientinnen und Patienten zum Studienbeginn eine SGLT2-Inhibitor-Therapie. Dies stieg im Verlauf der Studie auf 48,9 % aller Teilnehmenden an, die mit einem SGLT2-Inhibitor behandelt wurden. In dieser zweiten aus SOUL veröffentlichten Studie zeigte sich, dass orales Semaglutid kardiovaskuläre Endpunkte bei Personen mit Typ 2 Diabetes und atherosklerotischen Gefäßerkankungen und/oder CKD signifikant reduziert – unabhängig von einer begleitenden SGLT2-Inhibitor-Therapie.
Vor dem Hintergrund, dass ein Teil der Patientinnen und Patienten mit Typ 2 Diabetes und einer klaren Indikation für eine Therapie mit einem GLP-1-Rezeptor-Agonisten keine Injektionen wünschte, ist die jetzt veröffentlichte SOUL-Studie von hoher klinischer Relevanz, da für diese Patientinnen und Patienten nun eine orale Therapieoption mit vergleichbarer kardivaskulärer Risikoreduktion zur Verfügung steht. Darüber hinaus war SOUL die Studie mit dem höchsten Anteil an begleitender SGLT2-Inhibitor-Therapie und die aus der Studie veröffentlichten Daten unterstreichen die Effektivität und Sicherheit einer kombinierten Therapie von Semaglutid mit einem SLGLT2-Inhibitor wie sie als klare Klasse AI Indikation in der 2023 ESC „Leitlinie zum Management kardiovaskulärer Erkrankungen bei Patienten mit Diabetes“ verankert ist.