Die pAVK ist eine häufige, aber oft unterschätzte Manifestation der Atherosklerose, insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes. Epidemiologische Daten weisen auf bedeutsame Geschlechtsunterschiede hin: Frauen haben häufiger atypische Symptome, eine schlechtere funktionelle Leistungsfähigkeit und werden seltener adäquat therapiert. Mit Semaglutid, einem GLP-1-Rezeptoragonisten, konnte in STRIDE ein pharmakologischer Ansatz vorgestellt werden, der die funktionelle Kapazität bei früher, symptomatischer PAD verbessert.
Erfassung von Geschlechtsunterschieden bei Baseline-Charakteristika und der Wirkung von Semaglutid bei symptomatischer pAVK in einem früheren Stadium (definiert als Fontaine IIa) und Typ-2-Diabetes.
Es wurde eine Post-hoc-Analyse der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten STRIDE-Studie mit 792 Patientinnen und Patienten durchgeführt. Es bestand eine ungleiche Geschlechterverteilung mit 195 Frauen (24,6 %) und 597 Männern (75,4 %). Der primäre Endpunkt bestand in einer relativen Veränderung der maximalen Gehstrecke nach 52 Wochen (als Verhältnis zur Gehstrecke vor Beginn der Therapie). Sekundäre Endpunkte waren die absolute Veränderung der Gehstrecke, die schmerzfreie Gehstrecke sowie die pAVK-spezifische Lebensqualität gemessen anhand des VascuQoL-6 Fragebogens.
Frauen waren im Mittel jünger, rauchten seltener, litten seltener an einer KHK oder Herzinsuffizienz und erhielten seltener Thrombozytenaggregationshemmer. Semaglutid verbesserte die maximale Gehstrecke sowohl bei Frauen (Relative Verbesserung nach 52 Wochen um den Faktor 1,17 (95%KI [1,02; 1,34]) als auch bei Männern (Faktor 1,13; 95%KI [1,04; 1,22]) gegenüber Placebo ohne Hinweis auf eine signifikante Heterogenität zwischen den Geschlechtern. Auch die maximale, schmerzfreie Gehstrecke (+47 Meter bei Frauen; +23 Meter bei Männern) und die pAVK-spezifische Lebensqualität verbesserten sich gleichermaßen in beiden Geschlechtern durch die Therapie mit Semaglutid. Nebenwirkungen und Abbruchraten waren vergleichbar häufig zwischen Frauen und Männern. Gastrointestinale Nebenwirkungen traten jedoch leicht häufiger bei Frauen auf.
Wie bei einer Post-hoc-Analyse üblich, war die Studie a priori nicht ausreichend für eine selektive Untersuchung der Geschlechtsunterschiede gepowert; Frauen waren zudem deutlich unterrepräsentiert.
Semaglutid führte bei beiden Geschlechtern zu konsistenten Verbesserungen von Gehstrecke und Lebensqualität. Trotz teils unterschiedlicher Baseline-Charakteristika zeigten sich keine relevanten Geschlechtsunterschiede in der Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie mit Semaglutid.
“The epidemiology, clinical presentation, natural history, response to therapies, and persistent implementation gaps in PAD care are particularly relevant in females and remain insufficiently characterized in the literature [...]”
(Verma et al. 2025)
Die aktuelle Sub-Analyse der STRIDE-Studie bestätigt nochmals, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der pAVK im Alltag evident sind, jedoch nicht in der pharmakologischen Wirkung von Semaglutid bestehen. Dieses scheint, wie bereits in der Hauptanalyse der STRIDE-Studie eindrucksvoll gezeigt, eine Vaskuloprotektion zu induzieren, die über die erwartbaren metabolischen Veränderungen deutlich hinausgeht. Messbare, relevante Unterschiede in den Effekten bestanden zwischen Männern und Frauen nicht. Wenn überhaupt ließ sich aus den gezeigten Daten sogar eine schwache Tendenz zugunsten einer ausgeprägteren Gewichtsreduktion und einem besseren Abschneiden in den pAVK-spezifischen Parametern bei Frauen ablesen. Allerdings schienen Placebo-Effekte (wenn dies auch nicht statistisch überprüft wurde) bei Frauen auch geringer ausgeprägt zu sein. In dieser Hinsicht bietet die aktuelle Sub-Analyse leichte statistische Schwächen, die vor allem in der kleinen Kohorte mit nur 195 Frauen begründet sein könnten. Etwas Sicherheit vermittelt die aktuelle Studie hingegen doch: Dass sich die schlechtere Versorgung von weiblichen Patientinnen mit pAVK auf die Pharmakotherapie ausweiten könnten. Hier dürfte zumindest Semglutid gleichermaßen sicher und wirkungsvoll sein.
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