Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die weltweit führende Todesursache bei Frauen. Mit 30–50 % bleibt die Krankenhausletalität des kardiogenen Schocks bei beiden Geschlechtern unverändert hoch. Am häufigsten tritt er bei beiden Geschlechtern als Folge einer dekompensierten Herzinsuffizienz (HF-CS) (50–55 %) bzw. in Zusammenhang mit einem akuten Myokardinfarkt (AMI-CS) (20–30 %) auf.
Im Hinblick auf die zugrundeliegende Ätiologie sollte nicht nur an den atherosklerotisch bedingten Myokardinfarkt, sondern – insbesondere bei Frauen unter 50 Jahren – an eine spontane Koronardissektion (SCAD) gedacht werden. Darüber hinaus liegen dem kardiogenen Schock bei Frauen häufiger eine Myokarditis (13 % vs. 3 %) bzw. ein Takotsubo-Syndrom (1 % vs. 0,2 %) zugrunde. Die peripartale Kardiomyopathie (PPCM) betrifft sinngemäß ausschließlich Frauen. Im Rahmen hämodynamischer Untersuchungen schneiden Frauen mit AMI-CS im Vergleich zu Männern im Sinne eines niedrigeren Cardiac Index sowie eines niedrigeren Cardiac Power Output schlechter ab. Paradoxerweise präsentieren sie gleichzeitig bildgebend eine bessere linksventrikuläre Pumpfunktion. Sie werden infolgedessen häufiger als vermeintlich „stabil“ eingestuft, was in Therapieverzögerungen resultieren kann.
Zur Diagnosestellung und Risikostratifizierung von Patientinnen im kardiogenen Schock können serielle Laktat-Messungen sowie ein hämodynamisches Monitoring mittels pulmonal-arteriellem Katheter sinnvoll sein. Erhöhte Laktatwerte und ausbleibende Laktat-Clearance korrelieren mit dem Ausmaß der Gewebehypoperfusion sowie dem Risiko, eine Endorgandysfunktion zu entwickeln, und gehen somit auch mit einer erhöhten Mortalität einher. Invasives hämodynamisches Monitoring mittels pulmonal-arteriellem Katheter ermöglicht eine weitere Phänotypisierung des Schockgeschehens (u. a. links-/rechts-/biventrikuläres Versagen) sowie eine fundierte Einschätzung des Schweregrads. Es kann einerseits dem Monitoring der medikamentösen Therapie dienen, andererseits aber insbesondere die Entscheidungsfindung vor Eskalation auf eine mechanische Kreislaufunterstützung erleichtern.
Die Behandlung der dem Schockgeschehen zugrundeliegenden Ätiologie (z. B. die frühzeitige „Culprit-only“-Revaskularisation beim AMI-CS) ist fundamental. Begleitend erfolgt die hämodynamische Stabilisierung primär mit Dobutamin zur Inotropiesteigerung sowie Noradrenalin zur Aufrechterhaltung des Perfusionsdrucks. Eine exzessive Katecholamintherapie sollte insbesondere bei Frauen zugunsten einer frühzeitigen temporären mechanischen Kreislaufunterstützung (tMCS) vermieden werden. Entsprechend wird immer häufiger auf tMCS zurückgegriffen.
Zwar konnte sowohl für die intra-aortale Ballonpumpe (IABP) als auch für die va-ECMO in prospektiven randomisiert kontrollierten Studien kein klinischer Nutzen nachgewiesen werden. Hinzu kommt, dass Frauen höhere Raten an vaskulären bzw. Blutungskomplikationen unter tMCS bieten. Jedoch ergab die DanGer-Shock-Studie für Patientinnen und Patienten, bei denen im kardiogenen Schock infolge eines Myokardinfarkts eine Impella CP implantiert wurde, hinsichtlich der 180-Tage-Mortalität eine absolute Risikoreduktion von 12,7 %. Um Patientinnen Devices zur tMCS wegen befürchteter Komplikationen nicht vorzuenthalten, sind Device-Innovation und prozedurale Strategien zur Minimierung vaskulärer und Blutungskomplikationen notwendig.
Um die nachweisbaren Geschlechterunterschiede im kardiogenen Schock zu minimieren, braucht es strukturierte Versorgungspfade mit frühzeitiger Risikostratifizierung und standardisierten Therapiealgorithmen – idealerweise umgesetzt durch interdisziplinäre Shock-Teams. Diese Teams sollten genderspezifische Präsentationen aktiv adressieren, serielle Laktatmessungen und hämodynamisches Monitoring konsequent nutzen und die frühzeitige tMCS prüfen, ohne Patientinnen wegen befürchteter Komplikationen zu benachteiligen. Zentral ist zudem eine konsequente Einbindung von Frauen in Studien zum kardiogenen Schock. Nur so lassen sich belastbare Empfehlungen für Patientinnen ableiten und Versorgungslücken schließen, so dass der Weg hin zu personalisierter Medizin auch in der Versorgung von Patientinnen im kardiogenen Schock gelingen kann.