Hintergrund

Seit 2016 werden kabellose Herzschrittmacher (K-HSM) bei Bradyarrhythmien implantiert, sofern ein traditionell transvenöser Herzschrittmacher (T-HSM) wegen Zugangswegschwierigkeiten oder erhöhtem Infektionsrisiko bei betroffenenen Patient:innen nicht implantiert werden kann. Aufgrund der Komplexität wird dieser Eingriff nur in spezialisierten Zentren durchgeführt. Kürzlich wurden verschiedene, teils widersprüchliche Studien veröffentlicht, die die Mortalität und die Komplikationsfälle zwischen T-HSM und K-HSM vergleichen.

Ziel

Wir möchten retrospektiv die Anzahl an Komplikationen evaluieren, die während Eingriffen für K-HSM oder T-HSM aufgetreten sind.

Methoden

Aus den Daten des Forschungsdatenzentrums des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden wurden die T-HSM- und die K-HSM-Implantationen von 2019 bis 2020 identifiziert (nationale Daten). Komplikationen, die in den Krankenhäusern aufgetreten sind, wurden untersucht und ihr Zusammenhang mit der Implantation eines T-HSM oder eines K-HSM mit einem sogenannten „propensity score with inverse probability weighting“ berechnet.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 24.616 Eingriffe (1.535 K-HSM, 23.081 T-HSM) ausgewertet. Das durchschnittliche Alter war 80±10 Jahre und die demographischen Daten der zwei ausgewerteten Gruppen waren sehr ähnlich (Tabelle 1). Eine erhöhte Anzahl an Perikardergüssen (K-HSM vs. T-HSM, 4.36% vs. 2.21%), Sondenrevisionen (3.06% vs. 0.45%), abgebrochene Eingriffe (1.5% vs. 0.5%), Zugangswegkomplikationen (9.51% vs. 6.09 %), Perikarddrainagen (2.21% vs. 0.84%) und gefäßchirurgische Eingriffe (9.06% vs. 2.56%) wurden bei K-HSM implantierten Patienten festgestellt. Im Vergleich zum T-HSM, zeigte der K-HSM ein erhöhtes, relatives Risiko (RR) für Zugangswegkomplikationen (RR 1.43; 95% CI 1.2-1.7; p <0.001), gefäßchirurgische Eingriffe (RR 2.91; 95% CI 2.39-3.53; p <0.001), Perikarderguss (RR 1.74; 95% CI 1.33-2.28; p <0.001), gefolgt von Perikarddrainage (RR 2.38; 95% CI 1.61-3.52; p <0.001) und postoperativen Revisionen (RR 6.97; 95% CI 4.93-9.86; p <0.001) (Tabelle 2).

Schlussfolgerung/Fazit

Die vorgenommene Auswertung zeigt in Bezug auf perioperative Komplikationen bei K-HSM-Implantationen ein erhöhtes, relatives Risiko für Komplikationen im Vergleich zu T-HSM-Implantationen. Weitere Untersuchungen sind jedoch erforderlich, um die Auswirkungen des Erfahrungsgrades des jeweiligen Operateurs wie auch des Zentrumsvolumens zu evaluieren. Ferner sollten Follow-up-Daten erhoben und ausgewertet werden, um die langfristigen Ergebnisse dieser Technologien zu untersuchen.