Welcher Therapieansatz bei MINOCA?

 

TCT Congress 2025 | PROMISE: Die erste randomisierte Studie zur Bewertung der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf einen Myokardinfarkt ohne koronare Herzkrankheit (MINOCA) untersuchte ob eine stratifizierte Behandlung die klinischen Ergebnisse im Vergleich zur Standardbehandlung verbessert. Die Studie wurde präsentiert von Rocco A. Montone (Rome, Italy).1,2

 

Prof. Tommaso Gori (Universitätsmedizin Mainz) berichtet und kommentiert.

Von:

Prof. Tommaso Gori

Rubrikleiter Vaskuläre Herzerkrankungen

 

01.11.2025

 

Bildquelle (Bild oben): BiniClick / Shutterstock.com

Hintergrund und Studienziel

 

Der Myokardinfarkt ohne obstruktive koronare Herzerkrankung (MINOCA) stellt eine klinisch heterogene, teils rätselhafte, aber dennoch klinisch relevante Entität dar, die mit erhöhter Mortalität, häufigeren Rehospitalisierungen und persistierender Angina-Symptomatik assoziiert ist. Bislang liegen keine randomisierten Studien zur Diagnostik und Therapie dieser Erkrankung vor. 

 

Die PROMISE-Studie wurde initiiert, um zu prüfen, ob eine sogenannte advanced Diagnostik mittels intrakoronarer Bildgebung und funktioneller Testung sowie die daraus resultierende individuell stratifizierte Behandlungsstrategie im Vergleich zur Standardtherapie zu besseren klinischen Ergebnissen führt.

Methodik

 

In diesem multizentrischen, randomisierten Studiendesign wurden 101 Patientinnen und Patienten mit diagnostiziertem MINOCA im Verhältnis 1:1 entweder einer stratifizierten Behandlung auf Basis einer umfassenden ätiologischen Abklärung oder der üblichen Standardversorgung zugeteilt. Der primäre Endpunkt war die Veränderung des Angina-Status nach zwölf Monaten, gemessen mit dem Seattle Angina Questionnaire Summary Score (SAQSS). Die Studie wurde vorzeitig auf Empfehlung des Data and Safety Monitoring Board beendet, da sich ein deutlicher Nutzen in der Interventionsgruppe und potenzielle Nachteile in der Kontrollgruppe abzeichneten.

Ergebnisse

 

Von insgesamt 101 randomisierten Teilnehmenden konnten 92 mit bestätigtem MINOCA in die Endanalyse eingeschlossen werden (mittleres Alter 62 ± 13 Jahre, 48 % Frauen; 45 in der stratifizierten Behandlungsgruppe, 47 in der Standardgruppe). Nach zwölf Monaten zeigte sich im SAQSS ein signifikanter Vorteil zugunsten der stratifizierten Behandlung mit einer mittleren Differenz von +9,38 Punkten (95 %-Konfidenzintervall 6,81–11,95; p < 0,001). Hinsichtlich der MACE bestand in diesem kleinen Patientenkollektiv kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen.

Fazit 

 

Obwohl klein, ist die PROMISE-Studie die erste randomisierte Untersuchung zu Therapieansätzen bei MINOCA. Sie zeigt, dass die Pathophysiologie des Myokardinfarkts und der Koronaren Herzerkrankung komplex ist. Versuche, diese komplexe Erkrankung zu "streamlinen", vereinfachen, zu standardisieren oder kostengünstiger zu gestalten, können letztlich den Patientinnen und Patienten schaden.

Zum Autor

Prof. Tommaso Gori

Prof. Tommaso Gori ist als DZHK-W3-Professor für vaskuläre und myokardiale Interaktionen tätig sowie als Leiter des Herzkatheterlabors in der Universitätsmedizin Mainz. Seine Forschungsgebiete umfassen die koronaren Herzerkrankungen, bildgebende Verfahren sowie die kardiovaskuläre Pharmakologie. Bei Herzmedizin.de ist er Leiter der Rubrik Vaskuläre Herzerkrankungen.

Bildquelle: Ronny Kretschmer / HKM

Referenzen

 

  1. Montone, RA. Stratified Treatment of Myocardial Infarction with Non-Obstructive Coronary Arteries: The PROMISE Trial. Late-Breaking Clinical Trials: Session III., 28.10.2025, San Francisco, TCT Congress 2025
  2. Montone RA, et al. Stratified treatment of myocardial infarction with non-obstructive coronary arteries: the PROMISE trial. Eur Heart J. 2025 Oct 28:ehaf917. doi: 10.1093/eurheartj/ehaf917. Epub ahead of print. PMID: 41150941.

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