Interventionelle Therapie von Personen mit hohem ischämischem Risiko – hilft die Stentwahl?

 

TCT Congress 2025 | TUXEDO-2/Multivessel TALENT: Zwei große, randomisierte Studien verglichen verschiedene Stents hinsichtlich der Outcomes bei Patientinnen und Patienten mit Dreigefäßerkankung sowie mit Diabetes und Mehrgefäßerkrankung. TUXEDO-2 wurde präsentiert von Dr Upendra Kaul (Neu-Delhi, Indien) und Mutivessel TALENT von Prof. Patrick W. Serruys (Galway, Irland).1,2

 

PD Dr. Luise Gaede (Klinikum Herrsching, Starnberger Kliniken) berichtet und kommentiert.

Von:

PD Dr. Luise Gaede

Rubrikleiterin Vaskuläre Herzerkrankungen

 

30.10.2025

 

Bildquelle (Bild oben): BiniClick / Shutterstock.com

Bisheriger Stand der Forschung

 

Die interventionelle Therapie der koronaren Dreigefäßerkankung beziehungsweise der Mehrgefäßerkrankung bei Diabetikerinnen und Diabetikern ist weiterhin nicht die Revaskularisationsmethode der ersten Wahl. Zahlreiche Studien zeigten bessere Langzeitergebnisse für die chirurgische Revaskularisation, meist bedingt durch eine geringere Rate an erneuten Revaskularisationen im Verlauf der Nachbeobachtung. Zwei große randomisierte Studien haben nun verschiedene Stents in diesem Setting miteinander verglichen, um die langfristigen Ergebnisse der interventionellen Behandlung in dieser Patientengruppe zu verbessern.

Methodik

 

In der TUXEDO-2-Studie wurde der ultradünne, mit Sirolimus beschichtete Supraflex-Cruz-Stent (60 µm) mit dem Everolimus-beschichteten Xience-Stent (81 µm) verglichen. Die Patientinnen und Patienten wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert. Der primäre kombinierte Endpunkt umfasste kardialen Tod, Myokardinfarkt im Zielgefäß sowie eine durch Ischämie ausgelöste erneute Revaskularisation der Zielläsion nach 12 Monaten.


In der Multivessel-TALENT-Studie wurden Patientinnen und Patienten mit koronarer Dreigefäßerkankung entweder einer Revaskularisation mit dem Supraflex-Stent oder dem Everolimus-beschichteten Synergy-Stent zugeteilt. Die Läsionen wurden mittels quantitativer Flussratenanalyse (QFR) evaluiert. Die Studie war auf Nicht-Unterlegenheit ausgelegt. Der kombinierte Endpunkt umfasste Tod, Schlaganfall, Myokardinfarkt sowie jede erneute Revaskularisation nach 12 Monaten. Eine intravaskuläre Bildgebung zur Kontrolle der Stentergebnisse war vorgeschrieben.

Ergebnisse

 

In der TUXEDO-2-Studie wurden 1.800 Patientinnen und Patienten eingeschlossen. Das Durchschnittsalter betrug 60 Jahre, 72 % der Teilnehmenden waren männlich, und nahezu alle (>99 %) litten an einem Typ-2-Diabetes. Eine Zweigefäßerkrankung lag bei 15 %, eine Dreigefäßerkankung bei 85 % der Personen vor – in 87 % der Fälle war die LAD betroffen. Der kombinierte Endpunkt trat bei 7,9 % der Personen in der Supraflex- und bei 8,8 % in der Xience-Gruppe auf. Damit konnte eine Gleichwertigkeit der beiden Stents nachgewiesen werden (pNichtunterlegenheit=0,005).

 

In die Multivessel-TALENT-Studie wurden 1.550 Patientinnen und Patienten eingeschlossen. Das mittlere Alter betrug etwa 68 Jahre, rund 75 % waren männlich, 35 % hatten einen Diabetes mellitus. Auf Basis der QFR zeigten 35 % der Betroffenen tatsächlich eine koronare Dreigefäßerkankung, 46 % eine Zweigefäßerkrankung und 17 % lediglich eine Eingefäßerkrankung. Der kombinierte Endpunkt trat bei 15,3 % der Personen in der Supraflex- und bei 14,6 % in der Synergy-Gruppe nach 12 Monaten auf (p=0,691). Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in den einzelnen Komponenten des kombinierten Endpunktes.

Fazit

 

Keine der beiden Studien konnte eine Überlegenheit des einen oder anderen Devices zeigen. Somit scheint es zumindest aktuell nicht von Vorteil, eine von den untersuchten Stentarten bei den Patientinnen und Patienten mit einem hohen ischämischen Risiko zu wählen. Es bleibt also weiterhin eine große Aufgabe, herauszufinden, wie die interventionellen Ergebnisse der Revaskularisation bei diesen Patientengruppen verbessert werden können.

Zur Autorin

PD Dr. Luise Gaede

PD Dr. Luise Gaede ist Standortleitung der Kardiologie/Intensivmedizin am Klinikum Herrsching, Starnberger Kliniken. Ihre fachlichen Zusatzqualifikationen (DGK) erwarb sie in den Bereichen der Interventionellen Kardiologie, Herzinsuffizienz sowie Intensiv- & Notfallmedizin. Bei Herzmedizin.de ist sie Leiterin der Rubrik Vaskuläre Herzerkrankungen.

Bildquelle: Ronny Kretschmer / HKM

Key Facts der Studie

TUXEDO-2: Vergleich von Sirolimus-beschichtete Supraflex-Cruz-Stent mit dem Everolimus-beschichteten Xience-Stent bei koronaren Dreigefäßerkrankungen oder Mehrgefäßerkrankungen von Personen mit Diabetes

 

Multivessel TALENT: Nicht-Unterlegenheit des Supraflex-Stent vs. Everolimus-beschichteten Synergy-Stent für die Revaskularisation von koronaren Dreigefäßerkankungen

TUXEDO-2: Für den primären Endpunkt (kardialer Tod, Myokardinfarkt im Zielgefäß und Revaskularisation der Zielläsion nach 12 Monaten) wurde die Gleichwertigkeit beider Stents nachgewiesen.

 

Mutivessel TALENT: Für den primären Endpunkt (Tod, Schlaganfall, Myokardinfarkt und Revaskularisation nach 12 Monaten) wurde kein signifikanter Unterschied beider Stents nachgewiesen.

Keine der beiden Studien konnte die Überlegenheit eines Stent-Devices zeigen, daher bleibt es weiterhin eine Herausforderung, die Outcomes der Revaskularisation bei Personen mit einem hohen ischämischen Risiko zu verbessern.


Referenzen

 

  1. Kaul U. Supraflex Cruz versus Xience in Patients with Diabetes and Multivessel Coronary Artery Disease Undergoing Percutaneous Coronary Intervention: Results from the TUXEDO-2 Randomized Trial. Late-Breaking Clinical Trials, 28.10.2025, San Francisco, TCT Congress 2025
  2. Serruys P. Randomized Comparison of the Supraflex CruzTM vs. SYNERGYTM Drug-Eluting Stents: The Multivessel TALENT Randomized Trial. Late-Breaking Clinical Science, 28.10.2025, San Francisco, TCT Congress 2025

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