https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y
1Medizinische Hochschule Hannover Kardiologie und Angiologie Hannover, Deutschland; 2Medizinische Hochschule Hannover Strahlenschutz und Medizinische Physik Hannover, Deutschland
Einleitung:
Viele Ärztinnen mit dem Karriereziel invasive Rhythmologie haben Sorge vor erhöhter Strahlenexposition und verzichten auf invasive Tätigkeiten während der Schwangerschaft. Zum Schutz des Ungeborenen ist im deutschen Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) ein Grenzwert von 1 mSv im Zeitraum zwischen Bekanntgabe und Ende der Schwangerschaft festgelegt (§ 78 (4)). Welche kumulative Dosis am Uterus unter Einhaltung von Strahlenschutzmaßnahmen während Katheterablationen und Device-Implantationen in einem modernen EPU-Labor tatsächlich zu erwarten ist, ist unbekannt.
Methoden: Für die Dauer einer typischen Schwangerschaft (40 Wochen, abzüglich 6 Wochen Mutterschutz) wurden alle konsekutiven Untersuchungen im EPU-Labor am Hannover Herzrhythmus Centrum unter Verwendung zweier kontinuierlich eingeschalteter direkt ablesbarer elektronischer Personendosimeter (EPD TruDose, Fa. Thermo Scientific, Messgröße Hp(10)) durch die jeweiligen Erstuntersuchenden durchgeführt (Zeitraum September 2023 bis Mai 2024). Hierbei wurde ein EPD auf der Strahlenschutzschürze und ein weiteres unter der Schürze getragen. Ein drittes EPD wurde als Referenz zur Ermittlung des Nulleffektes dauerhaft im Schaltraum platziert.
Ergebnisse:
Innerhalb von 238 Tagen (175 Arbeitstage) wurden die EDP während 267 Untersuchungen getragen: 196 Ablationen (102 bei VHF, 54 bei SVT, 15 bei VES, 4 bei VT, 21 sonstige) und 71 Device-Operationen (42 SM, 13 ICDs, 16 CRTs). Die kumulativ gemessene Personendosis während des gesamten Messzeitraumes betrug 1,443 mSv für das EDP, das während Untersuchungen auf der Schürze getragen wurde. Die kumulativ gemessene Personendosis auf dem Dosimeter, das unter der Schürze getragen wurde, betrug 0,270 mSv. Die kumulativ gemessene Personendosis im Schaltraum betrug 0,247 mSv. Die mittlere wöchentliche Personendosis des Dosimeters, das während der Untersuchungen auf der Schürze getragen wurde betrug 0,050 +/- 0,028 mSv und war signifikant höher (p<0,001) als die mittleren Personendosen der Dosimeter unter der Schürze und im Schaltraum (0,009 +/- 0,001 und 0,010 +/- 0,001 mSv). Der Messwert unter der Schürze unterscheidet sich nicht signifikant vom Nulleffekt im Schaltraum.
Schlussfolgerung:
Während der Dauer einer typischen Schwangerschaft bestand durch die tägliche Durchführung invasiver Untersuchungen in einem modernen EP-Labor unter Einhaltung von Strahlenschutzmaßnahmen keine relevante kumulative Strahlenexposition am Uterus. Der Grenzwert von 1 mSv für das Ungeborene kann sicher eingehalten werden.
Abkürzungen:
StrlSchG: Strahlenschutzgesetz; Hp(10) Tiefen-Personendosis; VHF, Vorhofflimmern; SVT, supraventrikuläre Tachykardie; VES, ventrikuläre Extrasystolie; VT, ventrikuläre Tachykardie; SM, Schrittmacher; ICD, Interner Cardioverter-Defibrillator; CRT, Cardiale Resynchronisationstherapie