https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y
1Universitätsklinikum Heidelberg Klinik für Innere Med. III, Kardiologie, Angiologie u. Pneumologie Heidelberg, Deutschland
Hintergrund: Bei Verdacht auf eine akute Lungenarterienembolie (LAE) empfehlen die aktuellen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) die Berechnung und Einbeziehung einer Vortestwahrscheinlichkeit (VTW), um die weitere Diagnostik mithilfe der Bestimmung von D-Dimeren oder einer Computertomographie der Pulmonalarterien (CTPA) zu initiieren. Klinische Daten deuten jedoch auf eine geringe Leitlinienadhärenz hin. Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen einer obligatorischen Berechnung der VTW vor einer D-Dimer-Bestimmung bei Patienten, die sich mit dem Verdacht auf eine akute LAE in der Notaufnahme vorstellen, zu untersuchen.
Methoden: In dieser retrospektiven monozentrischen Beobachtungsstudie wurden Patienten eingeschlossen, die zwischen dem 1. März 2019 und dem 31. August 2019 (Kontrollgruppe) sowie zwischen dem 1. März 2020 und dem 31. August 2020 (Interventionsgruppe) mit Verdacht auf LAE in die Chest Pain Unit des Universitätsklinikums Heidelberg aufgenommen wurden. Es wurde untersucht, inwieweit die ESC-Leitlinien befolgt wurden und welche diagnostischen Ansätze zur Bestätigung oder zum Ausschluss einer LAE verwendet wurden, einschließlich der D-Dimer-Bestimmung, der Durchführung einer CTPA und der Berechnung der VTW mittels Wells-Score.
Ergebnisse: Die Einführung einer obligatorischen Berechnung der VTW als Voraussetzung für den Zugang zu D-Dimer-Tests führte zu einer Reduktion der Leitlinienverstöße von 33,5 % auf 14,7 % (p<0,0001) sowie zu einer höheren Anzahl an D-Dimer Messungen von 78,4 % auf 89,5 %, ohne dass es zu einer signifikanten Zunahme der CTPA-Durchführungen kam.
Interpretation: Die Kopplung des D-Dimer-Tests mit einer obligatorischen Berechnung der VTW erweist sich als effektives Mittel zur Verbesserung der Leitlinieneinhaltung.