Einfluss von Risikofaktoren auf das tatsächliche Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen

https://doi.org/10.1007/s00392-025-02737-x

Friedrich Lorenz (Oldenburg)1, B. Schrader (Oldenburg)1, J. Schrader (Cloppenburg)2, B. Vaske (Cloppenburg)2, S. Lüders (Cloppenburg)3, A. Elsässer (Oldenburg)1

1Klinikum Oldenburg AöR Klinik für Kardiologie Oldenburg, Deutschland; 2Institut für Hypertonie und Herz,-Kreislauf Forschung Cloppenburg Cloppenburg, Deutschland; 3St. Josefs-Hospital Cloppenburg Klinik für Nephrologie Cloppenburg, Deutschland

 

Die ELITE-Studie in Nordwestdeutschland erfasst und analysiert seit 2014 prospektiv umfassende Daten zu kardio- und zerebrovaskulären Risikofaktoren (RF). Neben den klassischen RF Blutdruck, Gewicht, Parameter des Glucose- und Fettstoffwechsels, Harnsäure, Nierenfunktion und Rauchen erfolgen auch ausführliche Erhebungen zu der körperlichen Aktivität, der Kognition sowie psychosoziale Faktoren. Nach der Eingangsuntersuchung erhalten alle Teilnehmer eine ausführliche und schriftliche Auswertung ihres individuellen Profils mit konkreten Vorschlägen zur besseren kardiovaskulären Prävention. Es werden regelmäßige Follow-up Untersuchungen angeboten, wobei weiter Vorschläge zur Prävention unterbreitet werden. Dabei werden die erfolgreich umgesetzten Empfehlungen erfasst, aber auch die individuellen Gründe evaluiert, wenn vorgeschlagene Präventionsmaßnahmen nicht umgesetzt werden. Ziel ist eine Verbesserung der RF durch wiederholte Visiten. Initial haben über 5729 Personen teilgenommen. Ende 2022 konnten die Daten von 4082 Personen ausgewertet werden, die mindestens 3 Jahre teilgenommen haben. Das mittlere Follow-up dieser Gruppe betrug bis jetzt 4,4 Jahre. Ebenfalls wurden kardiovaskuläre Ereignisse erfasst. Als primäre kardiovaskulärer Ereignisse (KVE) wurde das Auftreten einer koronaren Herzerkrankung (KHK) mit bzw. ohne Myokardinfarkt, eines Schlaganfalls, einer Carotisstenose, eines Vorhofflimmerns oder einer pAVK vordefiniert (Mehrfachnennungen möglich). Bis zum Auswertungszeitpunkt kam es bei 426 Personen zu KVE (ohne Mortalität). Die Gesamtmortalität betrug 3,5 %, die kardiovaskuläre Mortalität 1,9%. Im Rahmen dieser Analyse wurden die zu initialen kardiovaskulären Risikofaktoren der 426 Personen mit KVE (Gr2) mit 1384 altersgleichen Personen der Studie ohne KVE (Gr1) verglichen.

 

Ergebnisse

 

Gr1

Gr2

   

Gr1

Gr2

 

 

%

%

p-Wert

 

 

MW

MW

p-Wert

Hypertonie

72

83

<0,001

 

Blutdruck (Systole)

141,47

141,97

0,59

Antihypertensiva

47

64

<0,001

 

Blutdruck (Diastole)

83,46

82,12

0,016

LDL > 130

59

51

0,006

 

LDL

140,26

132,65

<0,001

Lipoprotein(a) ≥ 75

20

27

0,002

 

Lipoprotein(a)

44,61

56,92

0,001

Lipidsenker

14

23

<0,001

 

BMI

27,18

28,05

0,001

Wenig Sport

53

57

0,227

 

BDI

6,69

8,99

<0,001

BMI > 30

24

29

0,018

 

GFR

86,05

82,47

<0,001

Raucher

9

12

0,106

 

HbA1c

5,52

5,67

<0,001

Diabetiker

7

16

<0,01

 

Ges. Cholesterin

217,75

206,02

<0,001

tägl. Stress

12

16

0,057

 

HDL

62,57

55,57

<0,001

Häufigkeit von KRF  MW von KRF

Häufigster RF war die Hypertonie und ein LDL > 130 mg/dl. Die MW zeigten dabei kaum Unterschiede, da in der Gr2 Antihypertensiva und Lipidsenker signifikant häufiger gegeben wurden. Signifikante Unterschiede fanden sich auch beim Gewicht, bei Diabetes und bei der GFR. Nicht signifikant war der Nikotinabusus, wohl aufgrund der geringen Zahl von Rauchern. Bemerkenswert ist der signifikante Unterschied bei Lpa bei Häufigkeit und MW. Das Gesamtkollektiv zeigt eine Lpa Häufigkeit von 20 % und entsprach somit dem Wert der Gr1. Wichtig war es auch psychosoziale Faktoren zu evaluieren. Psychischer Stress zeigte einen Trend, depressive Verstimmungen ein signifikantes Ergebnis, was deren Bedeutung belegt.

Von klinischer Bedeutung ist besonders das gleichzeitige Auftreten mehrerer RF bei einer Person. In der Gr2 mit KVE wiesen dabei 26,% der Personen 3 und mehr RF auf, in der GR 19 %. Kein RF hatten in Gr1nur 8 %, in Gr2 nur 5 % (p=0.006).

Somit bleibt die Kontrolle der RF die größte Aufgabe der kardiovaskulären Präventionsarbeit.

 

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