EASY-PVC: Ein neuer EKG-Algorithmus zur genauen Bestimmung des VES-Ursprungs mit intuitiver App-Integration für die klinische Elektrophysiologie

https://doi.org/10.1007/s00392-025-02737-x

Nadica Trajkovska (Bad Oeynhausen)1, G. Nageler (Bad Oeynhausen)2, S. Beyer (Bad Oeynhausen)1, M. Khalaph (Bad Oeynhausen)1, M. Braun (Bad Oeynhausen)1, S. Molatta (Bad Oeynhausen)3, P. Lucas (Bad Oeynhausen)1, V. Sciacca (Bad Oeynhausen)1, T. Fink (Bad Oeynhausen)1, C. Sohns (Bad Oeynhausen)1, D. Guckel (Bad Oeynhausen)4, V. Rudolph (Bad Oeynhausen)2, P. Sommer (Bad Oeynhausen)1, M. El Hamriti (Wetzikon)5

1Herz- und Diabeteszentrum NRW Klinik für Elektrophysiologie/ Rhythmologie Bad Oeynhausen, Deutschland; 2Herz- und Diabeteszentrum NRW Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie Bad Oeynhausen, Deutschland; 3Herz- und Diabeteszentrum NRW Zentrum für angeborene Herzfehler / Kardiologie Bad Oeynhausen, Deutschland; 4Herz- und Diabeteszentrum NRW Klinik für Elektrophysiologie/Rhythmologie Bad Oeynhausen, Deutschland; 5GZO Spital Wetzikon Klinik für Kardiologie und Angiologie Wetzikon, Schweiz

 

Hintergrund:

Ventrikuläre Extrasystolen (VES) können von verschiedenen anatomischen Stellen ausgehen, weshalb eine präzise Lokalisierung für eine effektive Katheterablation unabdingbar ist. Aktuelle Lokalisierungsmethoden stützen sich stark auf die Erfahrung des Arztes und sind mit einer komplexen EKG-Interpretation verbunden. Während bestehende Algorithmen nützliche Hilfestellung bieten, können sie kompliziert und in der klinischen Praxis schwer anwendbar sein.


Zielsetzung:

Entwicklung und Evaluierung eines umfassenden VES-Lokalisierungsalgorithmus mit einer einfachen und benutzerfreundlichen Web-App-Integration, der Elektrophysiologen bei der Identifizierung des wahrscheinlichen Ursprungs von VES anhand von 12-Kanal-EKG-Merkmalen unterstützt, um so die präprozedurale Ablationsplanung zu erleichtern, die Ablationszeiten zu verkürzen und die Patientensicherheit zu erhöhen.


Methoden:


Die erste Version des Algorithmus wurde retrospektiv und empirisch entwickelt, basierend auf anatomischen Überlegungen und interventioneller Erfahrung. Sie wurde dann in der klinischen Praxis getestet und verfeinert und anschließend prospektiv validiert, nachdem wir Vertrauen in ihre Leistung gewonnen hatten. Zwischen 2020 und 2024 wurden in unserem Zentrum insgesamt 519 Patienten einer VES-Ablation unterzogen. Die betrefffenden EKGs wurden von einem Assistenzarzt der Kardiologie und einem erfahrenen Elektrophysiologen unter Verwendung des Easy PVC-Algorithmus verblindet ausgewertet. 49 Fälle wurden jedoch aufgrund ausgeprägten VES-Polymorphismus, erfolgloser Ablation oder fehlender vorheriger 12-Kanal-EKG-Aufzeichnung ausgeschlossen. VES-Polymorphismus wurde als drei oder mehr VES-Morphologien definiert. 470 Patienten wurden in die prospektive Validierung einbezogen. Die Ergebnisse des Algorithmus wurden dann mit dem tatsächlichen Ablationsort verglichen. Die Webversion der App wurde online zur Verfügung gestellt (www.easy-ecg.com).


Ergebnisse:


Alle eingeschlossenen Patienten (Durchschnittsalter: 57 ± 12 Jahre, 44 % weiblich) wurden erfolgreich einer VES-Ablation unterzogen. Unser Algorithmus sagte den VES-Ursprungsort für 452 Foci (92,2 %) korrekt voraus. Bei 34 Foci (8,4 %) lag der Ablationsort in der Nähe des vorhergesagten VES-Ursprungs. Vier Fokusvorhersagen waren falsch. Der Algorithmus zeigte eine ausgezeichnete Reproduzierbarkeit (κ > 0,8, P < 0,001*).


Fazit:


Dieser EKG-basierte VES-Lokalisierungsalgorithmus mit Web-App-Integration bietet ein praktisches Werkzeug für Ärzte, das Effizienz und klinische Entscheidungsfindung im Arrhythmiemanagement verbessern kann. Weitere Studien werden seine Auswirkungen in der realen Praxis untersuchen. Darüber hinaus wurde die kostenlose App online zur Verfügung gestellt.


Abbildung 1. Genauigkeit der Vorhersagen zur Lokalisation von VES.

Balkendiagramm zur Vorhersagegenauigkeit bei der Lokalisation von VES. In 92,2 % der Fälle wurde die Lokalisation korrekt erkannt, in 6,9 % lag sie in einer benachbarten Region, und in 0,8 % war sie falsch.



Abbildung 2. Schrittweise Lokalisation des Ursprungs einer VES mit der App.

Schritt 1: Bestimmung des Schenkelblockmusters.
Schritt 2: Beurteilung der Polarität in Ableitungen II/III
Schritt 3: R/S-Verhältnis in V1

Der vorhergesagte Ursprungsort liegt in der Region der links koronaren Tasche (LCC) bzw. der aortomitralen Kontinuität (AMC).
Die elektroanatomische Karte zeigt die erfolgreiche Ablationsstelle in der AMC nahe der LCC.

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