Für Digitoxin gibt es fortdauernde Lieferprobleme. Um Ärztinnen und Ärzten im Umgang damit zu unterstützten, veröffentlichte die DGK eine Handlungsempfehlung für den Einsatz alternativer Medikamente bei unterschiedlichen Anwendungsfällen.
Für Digitoxin gibt es fortdauernde Lieferprobleme. Um Ärztinnen und Ärzten im Umgang damit zu unterstützten, veröffentlichte die DGK eine Handlungsempfehlung für den Einsatz alternativer Medikamente bei unterschiedlichen Anwendungsfällen.
Von Deutsche Gesellschaft für Kardiologie- Herz- und Kreislaufforschung e.V.
06.12.2022
Die vorherrschenden weltweiten Lieferengpässe gefährden auch die unterbrechungsfreie Versorgung mit Herzmedikamenten, wie dem Digitalis-Glykosid Digitoxin. Dieses wird vor allem zur Behandlung von Vorhofflimmern und bei Herzinsuffizienz eingesetzt. Nach neuestem Kenntnisstand gibt es fortdauernde Nachschubprobleme; die Firma Merck hat mitgeteilt, die Produktion von Digimerck® komplett einzustellen. Inwieweit Präparationen anderer Hersteller verfügbar sein werden, ist aktuell nicht sicher zu beurteilen.
„In unserer aktuellen Stellungnahme wollen wir Ärztinnen und Ärzten konkrete Handlungsempfehlungen zum Beenden beziehungsweise Ersetzen der Digitoxin-Medikation anbieten. Diese können dabei helfen, die aktuellen Lieferprobleme bestmöglich zu überbrücken“, sagt Prof. Stephan Baldus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- Kreislaufforschung e. V. (DGK).
Prof. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, gehört zur Expertenkommission, die den Leitfaden erarbeitet haben: „Digitalis-Glykoside werden zur Frequenzkontrolle von Vorhofflimmern beziehungsweise zur Behandlung einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer Funktion (HFrEF) verwendet.“ Der Vorteil von Digitoxin besteht allgemein darin, über den Verdauungstrakt, d.h. entero-hepatisch, eliminiert zu werden.
Als Alternative kann sich das verfügbare Digoxin anbieten. „Allerdings wird es ausschließlich über die Niere abgebaut und ist somit für Patienten mit höhergradiger Niereninsuffizienz ungeeignet. Diese und andere Umstände werden in der Stellungnahme berücksichtigt. Wir zeigen eine Vielzahl von Anwendungsfällen auf und geben umfassende Empfehlungen für den Einsatz verschiedener Medikamente“, so Bauersachs. Das Dokument thematisiert, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Maße unter anderem Betablocker bzw. bradykardisierende Calciumantagonisten, ACE-Hemmer/ARNI, Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten und SGLT2-Inhibitoren verwendet werden können.
„Es wird genau geklärt, welches Medikament in welchem speziellen Fall wie verabreicht werden sollte – vor allem unter Berücksichtigung einer etwaigen Vorindikation mit Digitoxin. Wir möchten allen Kolleginnen und Kollegen die Lektüre dieser Stellungnahme ans Herz legen“, so Prof. Micheal Böhm, Pressesprecher der DGK.
Die vollständige Fassung inklusive ausführlicher Handlungsempfehlungen steht frei zugänglich auf https://leitlinien.dgk.org/2022/lieferengpass-digitoxin/ als PDF zum Download zur Verfügung.