Zu Punkt 2: Bei insgesamt 28 von 148 Patienten – also 19% – wurde subendokardiales und/oder transmurales LGE dokumentiert, das als Herzinfarkt bewertet wurde. Bei sieben von ihnen konnte im Adenosin-Stresstest eine induzierbare Ischämie nachgewiesen werden. Bei weiteren 13 Patienten (9%) fiel zwar der Ischämie-Test positiv aus, sonstige Infarktanzeichen gab es aber keine. Bei 66% der Patienten mit Infarkt- und/oder Ischämie-Zeichen war bis dato keine ischämische Herzerkrankung bekannt. Die aktuellen Befunde waren somit die ersten, die in diese Richtung hindeuteten. Allerdings wiesen fast alle Patienten mind. einen Risikofaktor auf (95%).
Die britischen Kardiologen haben dafür zwei potenzielle Erklärungen. Zum einen halten sie es für wahrscheinlich, dass einige der dokumentierten abnormalen MRT-Befunde Ausdruck einer bereits bestehenden koronaren Herzerkrankung sind. Die bisher unerkannte Erkrankung ist durch die SARS-CoV-2-Infektion quasi erst „entlarvt“ worden. Die Infektion fungierte also als Trigger, der zu einem Missverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf (durch das Fieber, Tachykardien) und Sauerstoffangebot (Hypoxie, Hypotension) geführt und so eine Myokardischämie ausgelöst hat, entsprechend eines Typ 2-Myokardinfarktes.
Die zweite Theorie: Das SARS-CoV-2-Virus hat die Patienten in eine Art prothrombotischen Status versetzt und dadurch einen Typ-1-Myokardinfarkt verursacht, begünstigt wurde dies durch das Vorliegen entsprechender Risikofaktoren.
Ganz egal was die Ursache war, wichtig ist es nach Ansicht von Kotecha und Kollegen, diese Patienten zu identifizieren. Da sie womöglich von einer medikamentösen Behandlung und ggf. einer Koronarintervention profitieren könnten, erläutern sie die Konsequenzen.