Die Forschergruppe hat die Frage anhand der Daten der United Kingdom Biobank (große epidemiologische Studie, die für Forschende weltweit zur Analyse offensteht) beantwortet.1 Das Team hat vor allem den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität von mittlerer bis hoher Intensität und die Entwicklung von degenerativen Klappenerkrankungen wie z. B. Aortenklappenstenose (Verengung der großen Herzklappe zwischen linker Herzkammer und Hautschlagader, der Aorta), Aortenklappeninsuffizienz (defekter Klappenverschluss und Rückstrom des Blutes von der Aorta in die linke Herzkammer; Pendelblut) und die Undichtigkeit der Mitralklappe (Mitralklappeninsuffizienz) untersucht.
Analysen dieser Daten zeigen die folgenden Zusammenhänge über einen Beobachtungszeitraum von 5 Jahren:
- Ein erhöhtes Volumen an Aktivität (Dauer x Intensität) schützt vor der Entwicklung einer Aortenstenose und verringert Eingriffe an der Klappe wie z. B. Transkatheter-Aorten-Klappenersatz. Zusätzlich wird das Sterberisiko gesenkt.
- Die optimale Dosis körperlicher Aktivität liegt bei 300 Minuten pro Woche, was doppelt soviel ist wie in den Leitlinien empfohlen, um Herzkreislauferkrankungen zu verhindern.
- Bei älteren Menschen im Alter von 70–79 Jahren wurde ein um ein Drittel geringeres Risiko festgestellt, wenn sie 150 Minuten pro Woche körperlich aktiv waren, es reicht somit für die Gruppe weniger aus.
- Hochrisikopatientinnen und -patienten wie diejenigen mit Fettleibigkeit, arterieller Hypertonie, Dyslipidämie und chronischer Nierenerkrankung profitieren ebenso.
Einschränkend muss allerdings berücksichtigt werden, dass es sich um eine sogenannte „epidemiologische“ Studie einer Kohorte handelt, die im Fall der UK Biobank noch den Nachteil hat, dass sie nur 4,5 % der britischen Gesamtbevölkerung widerspiegelt. Zudem wurde die Messung der körperlichen Aktivität zu Beginn über einen einzigen Zeitraum von sieben Tagen erhoben und nicht kontinuierlich erfasst, so dass dieses nur einem kurzen „Fenster“ entspricht und nicht repräsentativ für die 5-Jahres-Gesamtaktivität ist.
Wie diese Effekte zustande kommen, kann man sich derzeit auch noch nicht erklären. Es wird vor allem eine Verringerung des oxidativen Stresses und die Verringerung der Entzündung im Bereich der Herzklappe durch körperliche Aktivität diskutiert, diese Erklärungsversuche bleiben allerdings höchst spekulativ.
Mit dieser Studie ist der Grundstein gelegt für weitere Forschung. Es bleibt spannend, ob diese Ergebnisse aus England in anderen Studien bestätigt werden können und inwiefern auch Interventionsstudien über viele Jahre gleiche Effekte zeigen. Was man allerdings unabhängig sagen kann, ist, dass Bewegung und körperliche Aktivität seine positiven Effekte auf Herzgefäße, Rhythmusstörungen und Klappenerkrankungen hat und jeder deshalb aktiv sein sollte!