Das erste Highlight war eine Arbeit, die von Dr. Sascha Macherey-Meyer (Universitätsklinikum Köln) in der Session Young Investigator Award präsentiert wurde.2
In der Studie wurde ein KI-Modell zur EKG-Auswertung für die Detektion von akuten Koronar-Okklusionen (ACO) verglichen mit den Kriterien für einen ST-Elevations-Myokardinfarkt (STEMI) bei Personen, die sich mit Brustschmerzen und Verdacht auf akuten Myokardinfarkt (AMI) in der Notaufnahme vorstellten. Insgesamt wurden 4.104 Personen eingeschlossen (Durchschnittsalter 54,5 Jahre und 62,7 % Männer). 19,9 % der Personen wurden zur Angiographie überwiesen, während 73,1 % nach hs-cTnT-Algorithmus als Rule-Out-Kohorte (niedriges Risiko) eingestuft wurden. Für das KI-Modell vs. STEMI wurden folgende Kenngrößen bestimmt: Genauigkeit 97,8 % vs. 92 %, Sensitivität 70,2 % vs. 28,8 %, Spezifität 98,5 % vs. 93,7 % und negativer prädiktiver Wert 99,2 % vs. 98,1 %. In der Rule-Out-Kohorte (n=2.999) führte das AI-Modell in 0,7 % (n=20, Spezifität: 99,3 %) der Fälle zu falsch positiven Ergebnissen vs. 5 % (n=150, Spezifität: 95 %) bei Verwendung der STEMI-Kriterien.
Zusammengefasst übertrafen die Vorhersagen des KI-Modells die konventionellen STEMI-Kriterien: Die ACO-Detektion war genauer und das KI-Modell führte zu weniger falsch positiven ACO-Diagnosen.
Fazit Erik Rafflenbeul: „Es könnte sein, dass zukünftig alle Kliniken eine Software zur EKG-Auswertung benötigen. Dennoch müssen Sie EKG richtig lesen können und es muss gezeigt werden, dass damit auch bessere Outcomes verbunden sind, also weniger Ischämien und ein besseres Überleben.“
Als zweites Highlight wurde eine Studie ausgewählt, die von Anne Schöber (Universitätsmedizin Mainz) vorgestellt wurde, zu der Frage, welchen Einfluss eine T-TEER nach schwerer Trikuspidalinsuffizienz auf die Entwicklung einer Herzinsuffizienz (HI) hat über das gesamte LVEF-Spektrum hinweg.3 Primärer Endpunkt war die 1-Jahres-Mortalität und sekundäre Endpunkte waren die Outcomes nach 2 Jahren.
Aus dem EuroTR-Register wurden 1.670 Patienten in die Analyse einbezogen (mittleres Alter 79±7 Jahre, 53 % Frauen). Insgesamt hatten 250 Personen (15 %) HFrEF, 252 (15 %) HFmrEF und 1.168 (70 %) eine erhaltene LVEF. Von diesen Personen lagen für 607 (52 %) Daten zum PCWP vor, wobei 214 (35 %) einen PCWP ≤15 mmHg aufwiesen, der als isolierte Rechtsherzinsuffizienz (iRHF) bezeichnet wird, und 393 (65 %) einen PCWP >15 mmHg, der als HFpEF bezeichnet wird. Unabhängig von der LVEF verbesserte sich die NYHA-Klassifikation bei allen Personen (p<0,001). Die höchste Mortalität wurde bei Personen mit HFrEF beobachtet, gefolgt von HFmrEF und die niedrigste Mortalität bei erhaltener LVEF (p=0,002). Eine Stratifizierung von Personen mit erhaltener LVEF nach Wedge-Druck zeigte, dass HFpEF gegenüber iRHF mit einem schlechteren Überleben verbunden war (p=0,004). Personen mit iRHF hatten die besten Outcomes (Rest-TR ≤II 87 %, p=0,002), während die Outcomes der übrigen HF-Entitäten vergleichbar waren (Rest-TR ≤II 77 %). Zusammengefasst wurde gezeigt, dass die meisten Personen, die sich einer T-TEER unterziehen, eine linksseitige Herzinsuffizienz aufweisen, wobei die HFpEF die vorherrschende Entität ist. Alle Subgruppen zeigten zwar funktionelle Verbesserungen, aber bei abnehmender LVEF waren die 2-Jahres-Outcomes schlechter. Bei Personen mit iRHF wurden die höchsten prozeduralen Erfolgsraten und die niedrigste Mortalität beobachtet.
Fazit Erik Rafflenbeul: „Die T-TEER funktioniert, aber der Einfluss kann sich mit der Zeit verändern. Langzeitdaten sind daher notwendig, um die Outcomes nach T-TEER differenzierter zu bewerten.“
Beim dritten Highlight handelte es sich um eine Arbeit zu der Fragestellung, ob Herzinfarkte während Weihnachten und Silvester mit einer höheren Mortalität verbunden sind. Diese monozentrische Studie basierte auf Daten des Bremer STEMI-Registers (BSR) und wurde als Poster von Dr. Stephan Rühle (Klinikum Links der Weser, Bremen) präsentiert.4
Über einen Zeitraum von 10 Jahren wurden 98 Personen mit STEMI während der Feiertage (Inzidenz von 2 Personen pro Feiertag) und 8.186 Personen mit STEMI an den übrigen Tagen ins Krankenhaus eingeliefert (Inzidenz von 2,2 Personen pro Tag). Die Charakteristika waren vergleichbar. Die Tür-zu-Ballon-Zeit war zwar in der Feiertagskohorte signifikant niedriger (24 ± 25 vs. 31 ± 32 min, p=0,01), aber der Erfolg der Revaskularisierung und die Mortalität unterschied sich nicht zwischen beiden Kohorten.
Kommentar Erik Rafflenbeul: „Es gibt auch Daten aus dem Jahr 20185, die zeigten, dass die Abwesenheit von Kardiologinnen und Kardiologen in der Klinik während großer Kongresse nicht zu einer Übersterblichkeit führte, sondern im Gegenteil, dass die 30-Tages-Mortalität bei NSTEMI sogar geringer war.“